Eine königliche Affäre
soll ich das je aufholen können? Und wo, zur Hölle, soll ich anfangen?“
Plötzlich fühlte sich Cassie zutiefst beschämt. Die ganze Zeit über hatte sie nur an Sam und sich gedacht. Dabei hatte Sebastian gerade erst von der Existenz seines Sohnes erfahren. Seine Verzweiflung wirkte echt, aber nie hätte sie gedacht, dass er so fühlen könnte.
„Ich … er weiß nicht, dass du sein Vater bist“, gestand sie leise.
„Wolltest du es ihm überhaupt irgendwann sagen?“
„Wie hätte ich das tun können …?“, flüsterte sie gebrochen.
Sebastian stöhnte auf und fuhr sich durch das dunkle Haar. Der Gedanke, dass Cassie seinen Sohn ganz allein und ohne seine Unterstützung zur Welt gebracht hatte, bereitete ihm körperliche Schmerzen. Was, wenn tatsächlich jemand verhindert hatte, dass sie Kontakt zu ihm aufnahm?
Und dann war da Sam … der schüchterne Sam, der so wirkte, als erwarte er, dass jeden Moment jemand kommen und seine sorgfältig um ihn herum aufgebaute kleine Welt zerstören könnte. Seine Mutter war alles für ihn. Sein Anker … so, wie es seine Mutter, Königin Tia, für ihn gewesen war.
„Er muss es erfahren“, sagte Sebastian schwer. „Ich möchte es ihm selbst sagen.“
Als er Cassies ängstlichem Blick begegnete, fielen ihm die dunklen Ränder unter ihren wundervollen smaragdgrünen Augen auf.
„Soll das heißen, du willst ihn anerkennen?“
„Er ist mein Sohn, Cassie. Glaubst du wirklich, ich könnte ihm einfach so den Rücken kehren?“
„N…nein, ich dachte nur, wegen der Krönung und …“
„Das zählt im Moment nicht. Ich möchte die nächsten Wochen dazu nutzen, Sam kennenzulernen. Und während dieser Zeit muss ich Entscheidungen bezüglich seiner Zukunft treffen, und meiner eigenen.“
„Ich würde dich niemals darum bitten, deinen Thron aufzugeben“, stellte Cassie klar.
Er musterte sie eine lange Zeit. „Warum hast mit mir geschlafen, Cassie? Du wusstest doch, dass ich Sams Vater bin.“
Errötend schaute sie zur Seite. „Ich … mir war klar, dass es gefährlich ist …“
„Aber?“
Cassie zwang ihren Blick zurück und holte tief Luft. „Ich konnte nicht anders …“
Sebastian hoffte, dass dies keine weitere Lüge war. Sie war so blass und sah schrecklich müde und zerbrechlich aus. Ganz anders als die herausfordernd lebensprühende Cassie von damals.
„Hast du etwas dagegen, wenn ich mich zurückziehe?“, fragte Cassie leise und fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Ich habe heftige Kopfschmerzen.“
„Tut mir leid, das hättest du mir früher sagen sollen. Ich werde Stefanos bitten, dir dein Zimmer zu zeigen. Es liegt gleich neben Sams und in der Nähe meines eigenen, falls du in der Nacht irgendetwas brauchst.“
„Danke …“
„Cassie?“
„Ja …“ Langsam drehte sie sich um, in ihren Augen las er nur noch grenzenlose Müdigkeit.
„Danke, dass du ihm das Leben geschenkt hast. Viele Frauen hätten in deiner Situation bestimmt anders gehandelt.“
„Das konnte ich nicht“, erwiderte sie schlicht. „Und eine Adoption kam für mich ebenso wenig infrage. Ich selbst bin ohne Mutter aufgewachsen. Wie hätte ich meinem eigenen Kind ein ähnlich grausames Schicksal bescheren können?“
Sebastian hörte den Schmerz hinter ihrem ruhigen Statement. Warum hatte er diese Seite von ihr vorher nicht wahrgenommen? Doch gleich darauf erinnerte er sich selbst daran, dass ihre heimlichen Treffen in der Vergangenheit nahezu ausschließlich der Befriedigung ihrer sexuellen Bedürfnisse gegolten hatten. Da blieb keine Zeit, noch intime Details über ihrer beider Privatleben auszutauschen.
Über sein Leben hatte er Cassie gegenüber auch nichts preisgegeben, jedenfalls nichts von Bedeutung. Weder seine Frustration über einen despotischen Vater, der seinen Ältesten mit harter Hand für die Rolle als Thronerbe zurechtbog, noch seinen eigenen inneren Widerstand gegen die vorgezeichnete Rolle, die ihm ein Privatleben nach eigenen Vorstellungen absprach.
Stattdessen hatte er ihre heiße Affäre mit allen Sinnen genossen und in Cassie nicht mehr gesehen als ein heißblütiges Mädchen, das sich seinen stürmischen Eroberungsversuchen nicht nur willig hingab, sondern ihm sogar voller Leidenschaft entgegenkam.
Doch jetzt wirkte sie so zart und verletzlich, dass ihm der Hals ganz eng wurde.
„Cassie …“ Sebastian streckte die Hand nach ihr aus, doch ehe er ihre Wange streicheln konnte, wie er es beabsichtigt hatte, zuckte sie vor ihm
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