Eine königliche Affäre
vor Nervosität. Der Kleine schien die veränderte, feindliche Atmosphäre um sich herum instinktiv zu spüren. Sein Kinn zitterte verdächtig, und in den dunklen Kinderaugen schimmerten Tränen.
Sebastian schluckte. Wie oft hatte er selbst sich genauso an seine Mutter geklammert … schüchtern, voller Furcht, die Tränen nur mühsam zurückhaltend?
„Bist du wütend auf meine Mummy?“, fragte Sam trotzdem todesmutig. „Du nimmst sie mir doch nicht weg?“
Sebastians Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, als er in die Knie ging und eine Hand auf die schmale Schulter seines Sohnes legte. „Niemand wird dir deine Mummy wegnehmen, Sam“, versprach er ruhig und mit fester Stimme. „Ich muss etwas sehr Wichtiges mit ihr besprechen. Und dafür brauchen wir viel Zeit und Ruhe. Wie wäre es, wenn ich euch beide in mein Ferienhaus am Strand einladen würde. Habt ihr überhaupt schon einmal zusammen Ferien gemacht?“
Zögernd schüttelte der Kleine den Kopf.
Sebastian lächelte und raufte kameradschaftlich Sams dunklen Schopf.
„Dann wird es aber höchste Zeit!“, erklärte er betont munter. „Ich werde mich augenblicklich darum kümmern …“ Diesmal ging ein warnender Blick in Cassies Richtung, womit ihr Protest, den sie gerade äußern wollte, im Keim erstickt wurde.
„Sprich mit niemandem, bevor wir nicht miteinander geredet haben“, raunte Sebastian ihr zu, sobald er sich wieder erhoben hatte. „Und ich kann dir nur raten, mir eine wirklich gute und plausible Erklärung für dein ungeheuerliches Verhalten zu präsentieren, denn sonst kann ich für nichts garantieren …“
Seine Stimme bebte vor unterdrückter Wut, und Cassie fühlte ihre Knie weich werden. Trotz seiner vollmundigen Versicherung seinem Sohn gegenüber bedeutete es für den Prinzregenten von Aristo nicht die kleinste Schwierigkeit, ihr Sam wegzunehmen. Es wäre ein Akt der Rache, der zu ihm passen würde. Immerhin hatte sie ihm Sams Existenz fünf Jahre lang verschwiegen.
Wie betäubt schaute sie Sebastian hinterher, der Stefanos zu sich herangewinkt hatte und sich jetzt mit seinem Vertrauten in diskretem Abstand zu ihr unterhielt. Es dauerte nicht lange, bis er wieder zurück war und sie kühl musterte.
„Ich habe für dich und Sam eine kleine Reise nach Kionia arrangiert“, informierte er Cassie um Sams willen in neutralem Ton. „Stefanos benachrichtigt gerade das Waisenhaus, dass weder du noch der Junge dorthin zurückkehren werdet.“
Noch ehe Cassie protestieren oder auch nur Luft holen konnte, wandte er sich lächelnd an seinen Sohn.
„Und weißt du, wer euch dort erwarten wird, Sam? Meine eigene alte Nanny. Sie wird sich um dich kümmern, wenn deine Mummy einmal keine Zeit für dich haben sollte. Sie ist sehr lieb und lustig. Wie eine richtige Großmutter.“
„Ich habe keine Großmutter“, flüsterte Sam und nagte nervös an seiner Unterlippe.
Oh, doch, das hast du, mein Sohn, antwortete Sebastian in Gedanken und spürte erneut den wütenden Schmerz in seiner Brust. Es würde nicht leicht sein, seiner Mutter von Sam zu erzählen, doch er war sich sicher, dass sie ihren Enkel ins Herz schließen würde, sobald sie ihn das erste Mal sah. Bei Cassie war das allerdings etwas anderes …
„Stefanos wird auf dem Weg zur Villa bei deiner Wohnung anhalten, damit du alles Notwendige zusammenpacken kannst“, informierte er sie brüsk. „Aber sprich mit niemandem darüber, wo du hinfährst.“
„Und was ist mit Angelica?“, fragte sie spontan zurück. „Ich kann sie doch nicht einfach im Ungewissen lassen über unseren Verbleib.“
„Weiß sie von …?“, fragte Sebastian mit einer unauffälligen Geste in Sams Richtung.
Cassie schüttelte den Kopf. „Nicht, wer der Vater ist. Und auch sonst weiß niemand davon“, kam sie seiner nächsten Frage gleich zuvor.
Sebastian fragte sich, ob er ihr noch glauben konnte, ließ es dann aber auf sich beruhen. „Ich werde heute Abend nachkommen, und wir reden, sobald Sam im Bett ist. Bis dahin muss ich mich noch um andere wichtige Dinge kümmern, aber Stefanos bemüht sich gerade, alle Termine für die nächsten Tage zu verschieben oder abzusagen.“
Cassie warf ihm einen Blick zu, der ihn überlegen ließ, ob sie vielleicht schon heimliche Fluchtpläne schmiedete. Doch das konnte sie getrost vergessen. Er hatte Stefanos bereits gewarnt und instruiert, seinen Gast notfalls einzuschließen, bis er selbst sich um Cassandra Kyriakis Wohlbefinden kümmern konnte …
Er
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