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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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menschenleer. Nur vereinzelt fanden sie verschüttete Brunnen,
niedergebrannte Hütten und andere Anzeichen früherer menschlicher Anwesenheit.
Am Horizont zeigten sich hin und wieder skythische Reiter, doch sie waren zu
weit entfernt, als dass Einzelheiten zu erkennen gewesen wären. Die
Kundschafter meldeten, dass ständig größere Abteilungen skythischer Reiter in
der Nähe waren, knapp außerhalb ihrer Reichweite. Sobald sie sich einer von ihnen
näherten, zog sie sich zurück.
    So marschierten sie viele Tage durch verlassenes Gebiet. Der
Feind wich jedem Kampf aus, obwohl den Makedonen und ihren getischen Verbündeten
stets bewusst war, dass er sich ganz in der Nähe befand. Schließlich berief der
König einen Kriegsrat ein, an dem außer ihm selbst, Parmenion und Kothelas alle
hohen Offiziere teilnahmen. Alexander durfte ebenfalls dabei sein, mit der
strengen Auflage allerdings, nur zu reden, wenn er gefragt wurde, und vor allen
Dingen nicht immer alles besser zu wissen.
    Die Meinungen waren geteilt. Sollten sie weiter in das
Gebiet der Skythen vorrücken? Oder sollten sie ihre Streitmacht aufteilen und
die feindlichen Reiterabteilungen einzeln verfolgen? Parmenion war dagegen,
ihre Kräfte aufzusplittern; das sei genau das, was der Feind erreichen wolle.
Kothelas gab zu bedenken, wenn sie weiter vorrückten, würden sie bald den
Istros erreichen; auf keinen Fall aber dürften sie sich in das Delta locken
lassen, das mit seinem Gewirr von Wasserläufen, Auen und Sümpfen für sie zur
Falle werden würde.
    Plötzlich wandte sich Philipp an Alexander: „Was sagt eigentlich
dein Herodot über die Skythen? Du liest doch immerzu in seinen Büchern.“
    „Die Skythen sind Nomaden“, legte Alexander los. „Sie leben
auf großen Karren, die mit Filzplanen überspannt sind, fahrbare Zelte sozusagen
…“
    „Die kulturhistorischen Erläuterungen kannst du weglassen“,
meinte Philipp freundlich. „Uns interessiert hauptsächlich das Militärische.“
    „Die nomadische Lebensweise der Skythen ist aber der Grund,
warum wir jetzt so wenig von ihnen zu sehen bekommen. Wahrscheinlich haben sie
ihre Frauen und Kinder nach Norden geschickt, zusammen mit den Herden. Laut
Herodot besteht die Strategie der Skythen im Krieg darin, einen offenen Kampf
zu vermeiden und den Gegner ins Leere laufen zu lassen. So wie damals, als
Großkönig Dareios mit seinem Heer in ihr Land eindrang. Die Perser rückten
tiefer und tiefer in skythisches Gebiet vor, doch die Skythen zogen sich immer
weiter zurück. Schließlich schickte Dareios einen Boten zu ihnen und ließ
fragen, warum sie einem Kampf auswichen; sie seien wohl zu feige, um sich ihm
zu stellen. Sie gaben zur Antwort, sie besäßen nichts, was man ihnen nehmen
könne – also, wozu sollten sie kämpfen? Sie sagten wörtlich: Wir Skythen haben weder Städte noch Äcker, die ihr verwüsten
könnt. Das Einzige, was wir zu verteidigen haben, sind die Gräber unserer
Ahnen. Wenn ihr sie zu zerstören versucht, werden wir uns zum Kampf stellen,
sonst aber nicht.“
    „Das klingt, als ob du das auswendig kannst“, staunte
Parmenion.
    Attalos überlegte. „Wir könnten die Gräber dieser Ahnen zerstören
und so die Skythen zum Kampf zwingen.“
    „Leider wissen wir nicht, wo diese Gräber sind“, erwiderte
Alexander. „Aber was die Skythen können, können wir auch. Wir sollten sie mit
ihren eigenen Waffen schlagen. Warum nehmen wir uns ihre Abteilungen nicht
einzeln vor? Wir schlagen zu, vernichten sie und ziehen uns danach gleich
wieder zurück.“
    Parmenion schüttelte den Kopf. „Dazu müssten wir erst einmal
nah genug an sie herankommen. Unsere Reiterei allein ist zahlenmäßig nicht
stark genug, es mit ihnen aufnehmen zu können, und bis die Fußtruppen
nachrücken, sind die Barbaren längst über alle Berge.“
    „Dann müssen wir eben schneller sein, als sie es erwarten“,
schaltete sich wieder Philipp ein. „Die Skythen halten uns für langsam und
schwerfällig, aber wir beweisen ihnen das Gegenteil. Wenn unsere Reiterei
allein nicht stark genug ist, setzen wir außerdem die Pezhetairen ein – sie
sind die beweglichsten unserer Fußtruppen. Außerdem sollen die Taxiarchen unter
den Phalangiten die schnellsten und zähesten auswählen. Wir gehen folgendermaßen
vor: Die Reiterei verfolgt die Skythen, die Fußtruppen rücken nach, so schnell
sie können. Sobald die Reiter den Feind gestellt haben, verwickeln sie ihn in
Kämpfe, bis die Fußtruppen sie einholen.

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