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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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doch an der Istros-Mündung ein Weihgeschenk für
Herakles aufstellen. Das war doch angeblich der Grund für den Feldzug gegen
Atheas.“
    Philipp starrte ihn verblüfft an. „Woher soll ich hier in
dieser Wildnis auf die Schnelle ein Standbild herzaubern?“
    „Versprochen ist aber versprochen.“
    Der König seufzte. „Von mir aus, Herakles bekommt sein
Standbild. Aber er wird warten müssen, bis wir wieder zu Hause sind.“

3
    Der Istros war anders als die Flüsse, die er aus Makedonien
und Thrakien kannte. Die träge strömenden Wassermassen ähnelten weniger einem
Fluss als dem Meer, dachte Alexander, als er hinüber zum anderen Ufer blickte,
das im Morgendunst kaum zu erkennen war. Dort drüben musste das Ende der Welt
liegen, dort lebten Barbaren, im Vergleich zu denen die Thraker und sogar die
Skythen fast wie zivilisierte Leute wirkten. Dahinter kam nur noch der Okeanos.
Allein schon die Vegetation hier am Fluss war unheimlich, grüner und üppiger
als im Süden, wild wuchernd und gestrüppartig verfilzt. Sie kamen durch dichte
Urwälder mit gewaltigen Bäumen, die von Efeu und wildem Wein überwuchert waren.
Und alles war feucht, feucht, feucht, sogar jetzt im Sommer, während es im
Süden um diese Zeit bereits staubtrocken war.
    Schließlich erreichte die Armee die Mündung eines großen
Nebenflusses. Die Landvermesser meinten, dies könne der Oiskos sein, dessen
Quellgebiet sich nicht weit vom Oberlauf des Strymon befand. Wenn sie ihm
folgten, würden sie bald in das Gebiet der Agrianen gelangen, von Langaros’
Stamm. So beschloss der König, dem Fluss nach Südosten zu folgen. Nach einigen
Tagesmärschen ließen sie das Istros-Becken hinter sich; das Gelände stieg an,
wurde bergiger, Laubwälder lösten die verstruppten Auwälder ab.
    Dann tauchten Gesandte der Triballer auf, eines Stammes,
dessen Siedlungsgebiet zwischen Istros und Haimos lag. Sein König war ein
gewisser Syrmos. Die Gesandten, mit denen eine Verständigung nur über Dolmetscher
möglich war, gaben sich feindselig und überheblich. Sobald Alexander die
Triballer sah, wusste er instinktiv, dass sie Ärger bedeuteten. Mit gierigem
Grinsen verlangten sie einen Teil der skythischen Beute als Preis für den
Durchzug durch ihr Gebiet. Der König, über ihr Auftreten verärgert, ließ sie
umgehend aus dem Lager werfen, mit unfreundlichen Grüßen an Syrmos. Immerhin
waren sie nun gewarnt – der König ließ den weiteren Vormarsch von zwei starken
Reiterabteilungen sichern. Die eine zog voraus und kontrollierte, ob der Weg
frei war, die andere übernahm den rückwärtigen Schutz. Alexander durfte die
Vorhut befehligen.
    Zwei Tage ritten sie ohne besondere Vorkommnisse. Von den
Triballern war weit und breit nichts zu sehen, und gerade deswegen hatte Alexander
ein ungutes Gefühl. Die Gegend wirkte düster und unheimlich, als sie so unter
dem grünen Dach der Bäume dahinritten, das kaum Sonnenlicht durchließ. Der
Boden war dick mit altem, braunem Laub bedeckt, das jeden Tritt und Laut
dämpfte. In den dichten Wäldern zu beiden Seiten des Flusses konnten sich
Scharen von Barbaren verborgen halten, ohne dass ihre Anwesenheit bemerkt
wurde.
    Am Nachmittag des dritten Tages traf ein völlig erschöpfter
Meldereiter bei der Vorhut ein. Die Hauptstreitmacht war von den Triballern
angegriffen worden; es hieß, der König sei verwundet. Sofort befahl Alexander
umzukehren. Sie ritten, so schnell sie konnten, stundenlang.
    Als sie die Hauptstreitmacht erreichten, erfasste Alexander
mit einem Blick, was geschehen sein musste. Die Stelle hatte ihm schon beim
Vorbeimarsch am Tag zuvor nicht gefallen. Das Tal des Oiskos verengte sich hier
zu einer langgestreckten Schlucht und hatte die Marschkolonne gezwungen, sich
über eine längere Strecke zu verteilen. Der Platz war ideal für einen
Hinterhalt.
    Von den Triballern war nichts mehr zu sehen, abgesehen von
einigen herumliegenden Toten. Niemand schien genau zu wissen, was los war. Der
König sei tot, riefen einige, andere, er sei nur verwundet. Doch überall sah
Alexander in verstörte Gesichter, und während er sich durch die Kolonne
kämpfte, merkte er, wie ihm von allen Seiten Blicke zugeworfen wurden.
    Am Flussufer hatte man einen provisorischen Unterstand aus
Zeltplanen errichtet. Dicht gedrängt standen Gruppen von Offizieren mit
besorgten Gesichtern herum, fast wie bei der Söldnermeuterei vor Byzantion, nur
dass man spürte, dass die Lage diesmal noch ernster war. Einer der

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