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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Verwesung, schwirrten Schwärme von Fliegen brummend
durch die Luft. Das Wasser des Haimon war rot von Blut. Der Bach, der zum
Kephisos floss, war jetzt im Hochsommer nur ein Rinnsal, und der Blutgeruch war
überwältigend.
    Philipp lebte noch ganz in den Kämpfen. „Hier haben wir unseren
Rückzug begonnen, exakt wie bei einem Manöver auf dem Exerzierplatz, Schritt
für Schritt, ohne die Ordnung zu verlieren. Aber die Athener, diese Idioten,
dachten tatsächlich, wir rennen vor ihnen davon. Der Obertrottel Stratokles
brüllte: Jagt sie, die dreckigen Barbaren! Jagt sie zurück
nach Makedonien! Der Mann hat keine Ahnung von militärischer Taktik,
aber die Athener haben ihn zum Strategen gewählt!“ Philipp lachte verächtlich.
„Diese Athener! Wählen jedes Jahr zehn Strategen, dabei habe ich in meinem
ganzen Leben nur einen Einzigen gefunden, und das ist Parmenion.“
    Die Offiziere, die bei ihm waren, lachten respektvoll.
Parmenion erwiderte: „Und was ist mit dir selbst?“
    Philipp grinste selbstgefällig. „Du hast recht, ich bin auch
ein Stratege, gerissen genug, die Athener auszutricksen.“
    Weiter hinten wurden die letzten Gefangenen entwaffnet. Einer
nach dem anderen mussten sie vortreten und ihre Waffen abliefern, dann wurden
sie in Ketten gelegt, ehe man sie in eigens errichtete Pferche trieb. Allein
zweitausend Athener, schätzte Alexander, waren in Gefangenschaft geraten,
tausend weitere gefallen, die übrigen flohen ohne jede Ordnung quer durch
Boiotien zur attischen Grenze.
    Die Gruppe von Offizieren näherte sich dem Gebiet, wo die
Thebaner gekämpft hatten. Philipp wandte sich an Alexander. „Wie viele von den
Thebanern haben sich ergeben?“
    „Nicht so viele wie von den Athenern.“
    „Und von der Heiligen Schar?“
    „Keiner. Sechsundvierzig sind verwundet aufgesammelt worden,
die anderen sind da gefallen, wo sie standen.“
    Am Abend feierten sie ihren Sieg. Froh, noch am Leben zu
sein, und befreit von der unmenschlichen Anspannung des Tages, stimmten die
Soldaten ihre Siegesgesänge an. Sie tanzten ausgelassen zwischen den Feuern und
ließen den Wein in Strömen fließen. Der König selbst zog mit seiner Entourage,
alle festlich mit Kränzen geschmückt, von einem Feuer zum anderen und ließ sich
von den Soldaten feiern.
    „Auf unseren König, den Sieger von Chaironeia“, brüllten sie
von allen Seiten und hoben ihre Becher. „Es lebe König Philipp!“
    Einer der jüngeren Offiziere schrie: „Und auf Alexander, der
den entscheidenden Angriff geführt hat!“
    „Auf Alexander, den Löwen von Chaironeia!“, nahmen andere
den Ruf auf, und Alexander hob seinen Arm, um ihnen zu danken.
    Philipp legte ihm den Arm um die Schultern. „Auf Alexander,
meinen Sohn und Erben!“
    Der Wein tat seine Wirkung. Vom Siegeslied ging man bald zu
weniger respektablen Gesängen über. Trommeln dröhnten, Flöten dudelten, eine
feuchtfröhliche Prozession bewegte sich durch das Lager. Der König tanzte an
der Spitze, Arm in Arm mit Parmenion, als er plötzlich auf Demosthenes zu
sprechen kam.
    „Wo ist er jetzt, der verdammte Dreckskerl?“, brüllte er
schwankend. Demosthenes hatte an der Schlacht teilgenommen, als einfacher
Soldat, wie es hieß, seither wusste niemand etwas über seinen Verbleib.
„Jahrelang hat er alles getan, um den Frieden zu zerstören. Dieser Krieg ist
sein Werk!“
    Parmenion, auch nicht mehr ganz sicher auf den Beinen,
meinte beschwichtigend: „Ist doch egal, was mit dem alten Quasselkopf ist!
Reden schwingen, das ist alles, was er kann, aber wenn es ernst wird, ist er verschwunden.
Lass uns doch wegen dem nicht die Stimmung verderben!“
    „Nein!“, beharrte Philipp eigensinnig. „Ich will, dass er
für das bezahlt, was er angerichtet hat! Kübelweise Dreck hat er über mich
ausgegossen! Hat mich beschimpft und verleumdet und ganz Griechenland gegen
mich aufgehetzt.“ Er genehmigte sich einen großen Zug aus seinem Becher, Wein
lief ihm am Kinn herunter. Sein Gesicht war gerötet, die Stimme heiser, und er
schwitzte stark.
    Alexander bekam ein ungutes Gefühl. „Parmenion hat recht,
lass uns lieber weiterfeiern und nicht an Demosthenes denken!“
    „Vielleicht ist er unter den Gefangenen!“ Philipp riss jemandem
eine Fackel aus der Hand und wankte hinüber zu den Pferchen. Andere, genauso
betrunken, folgten ihm johlend und fackelschwingend, wie ein missratener Umzug
bei den Dionysien. Philipp schwankte an der hölzernen Absperrung entlang und
leuchtete den

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