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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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lässt oder ihm nicht in der Gefahr zu Hilfe kommt. “
    Hephaistion nahm Alexanders Hand, und schweigend gingen sie
weiter.
    Die Ebene von Chaironeia erzitterte unter dem Fußtritt der
Soldaten. Waffen rasselten, Trommeln dröhnten und Trompetensignale hallten,
Staubwolken stiegen auf und zogen in Schwaden über die Ebene; sie trübten die
Morgenluft und erfüllten sie mit einem trockenen, stechenden Geruch.
    Die Makedonen marschierten in geschlossenen Formationen aus
dem Lager, Abteilung für Abteilung, in genau durchdachter Reihenfolge, und
nahmen ihre vorgesehenen Stellungen ein. Der Feind dagegen bezog seine
Positionen ohne erkennbares System, je nach Gusto der jeweiligen Kommandeure,
sodass seine Schlachtreihe an einigen Stellen fast vollzählig angetreten war,
während anderswo noch Lücken klafften. Irgendwie typisch für die Griechen, dachte
Alexander achselzuckend, als er von seiner Position in der Nähe des Flusses aus
den Aufmarsch beobachtete. Die Boiotier direkt gegenüber gehörten offenbar zu
den Schnelleren. Ganz links erkannte Alexander die dreihundert Elitekämpfer der
Heiligen Schar. Der Aufmarsch hatte kurz nach Sonnenaufgang begonnen und neigte
sich nun dem Ende entgegen. Auf der gegnerischen Seite nahmen die letzten
Einheiten ihre Stellungen ein.
    Stille breitete sich in der Ebene aus. Die Pferde, die die Anspannung
der Menschen spürten, schnaubten und scharrten mit den Hufen und brachten die
schweren Rüstungen der Reiter zum Klirren, doch die Fußtruppen standen einander
in fast völliger Stille gegenüber. Die Spannung stieg ins Unerträgliche. Dann,
auf ein Trompetensignal hin, fällten die vorderen Reihen der Phalanx ihre
Sarissen. Wie auf dem Exerzierplatz, dachte Alexander mit seltsamer
Distanziertheit. Und dann, wieder auf ein Zeichen hin, begann die Phalanx
vorzurücken. Auch die Gegenseite setzte sich in Bewegung, die Boiotier
gegenüber diszipliniert, die gemischte Truppe in der Mitte weniger geordnet. Parmenion
hat recht, dachte Alexander, die Thebaner werden der härteste Brocken
sein. Auf dem rechten Flügel, gegenüber den Athenern, musste die Phalanx
jetzt bereits Feindkontakt haben. Sehen konnte er nichts, denn die vorrückenden
Truppen schränkten sein Sichtfeld ein.
    Die Zeit schien wie im Flug zu vergehen, während immer mehr
Einheiten in den Kampf eintraten. Wenn alles lief, wie es sollte, musste der
rechte Flügel inzwischen auf seinem vorgetäuschten Rückzug sein. Mit
zusammengekniffenen Augen musterte Alexander die gegnerische Frontreihe. Es
klappt, dachte er, schon konnte er drüben eine deutliche Rechtsdrift ausmachen,
genau wie Philipp vorhergesagt hatte; es war nur eine Frage der Zeit, bis sich
dort die ersten Lücken auftun würden.
    Die letzte Phalanx-Taxis befand sich nun schon ein ganzes
Stück vor ihnen. Auf dem rechten Flügel musste bald der Zeitpunkt gekommen
sein, an dem Philipp seine Truppen zum Stehen brachte und den Gegenangriff
einleitete. Alexander gab das Zeichen und hörte, wie sich die Reiter hinter ihm
zum Angriff bereit machten. Drüben in der gegnerischen Frontlinie klafften nun
schon bedenkliche Lücken. Er wartete nur noch auf den Meldereiter, der ihm
Gewissheit gab.
    Die Phalanx war inzwischen auf zwei Dritteln ihrer Länge in
die Kämpfe verwickelt. Gegenüber machten sich gerade die Boiotier kampfbereit
und fällten ihre Lanzen. Wo blieb nur der Meldereiter? Alexander sah die
Phalanx jetzt nur noch von hinten. Was sich davor abspielte, konnte er nicht
erkennen. Doch dann sah er einen Reiter hinter den Linien entlangjagen. Das
muss er sein, dachte er.
    Es war Ptolemaios. „Jetzt!“, brüllte er von Weitem. „Es ist
so weit! Reitet sie in Grund und Boden!“
    Alexander schwenkte seine Lanze und schrie, dann stieß er
Bukephalos die Fersen in die Flanken und preschte los. Rasselnd setzten sich
die Reiter hinter ihm in Bewegung, sie gewannen schnell an Tempo und brausten
dem Feind entgegen. Das Gedonner der Hufe erfüllte die Luft, brachte die Ebene
zum Erzittern. Vor ihnen versuchten die boiotischen Reihen, sich fester
zusammenzuschließen, um sich dem Anprall entgegenzustemmen. Alexander an der
Spitze hielt genau auf eine der Lücken zu. Dann krachten sie mit voller Wucht
in die gegnerische Front.

7
    Am Nachmittag, als alles vorbei war, ritt der König das
Schlachtfeld ab, das übersät war von Leichen, Pferdekadavern und zerbrochenen
Waffen. Die Sonne brannte auf all das tote Fleisch herab, und schon zeigten
sich die ersten Vorboten von

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