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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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zurückkriechen, mit
eingezogenem Schwanz?“
    „Lieber versauerst du hier in Illyrien!“
    „Immer noch besser, als bei meinem Vater um Gnade zu winseln!“
    „Von Winseln hat keiner was gesagt. Bitte deinen Onkel, zwischen
euch zu vermitteln, so wie er es dir angeboten hat.“
    „Nicht unter diesen Umständen. Nicht, wie mein Vater mich
behandelt hat.“
    Das Ende des Spießes, mit dem Alexander im Feuer gestochert
hatte, hatte Feuer gefangen. Fluchend sprang er auf und schlug die Flammen im
Schnee aus. Hephaistion wartete, bis er sich abreagiert hatte.
    „Schluck deinen Stolz herunter und hör auf zu schmollen!
Weißt du, an wen du mich erinnerst? An Achilleus – daran, wie er tatenlos in
seinem Zelt herumsitzt und wartet, dass die Griechen um Vergebung betteln. Und
als sie dann tatsächlich angekrochen kommen, hat er sich so in seinen Trotz
hineingesteigert, dass er sie abblitzen lässt.“
    „Dazu hatte er auch allen Grund“, sagte Alexander zwischen
den Zähnen hindurch.
    „Darf ich dich daran erinnern, wie das Ganze geendet hat?“
Als Alexander nichts erwiderte, fuhr Hephaistion fort: „Weil Achilleus so stur
war, musste Patroklos an seiner Stelle in die Schlacht ziehen, um die Griechen
zu retten. Dabei fiel er, und Achilleus wusste, dass es seine Schuld war. Das
hatte er nun von seinem verdammten Stolz!“
    Alexander malte mit dem qualmenden Ende des Spießes im
Schnee. Mit gesenktem Kopf sagte er leise: „Es ist gar nicht so sehr mein
Stolz. Vielleicht weiß ich nur einfach nicht, was ich in Pella überhaupt noch
soll. Mich mit Attalos und seinen Speichelleckern herumschlagen? Mir dumme
Sprüche in den Bädern anhören? Kassandros’ hämische Kommentare ertragen und Amyntas’
blasiertes Getue?“
    „Dann setz dich zur Wehr! Du gehst doch sonst keiner
Herausforderung aus dem Weg! Normalerweise hättest du längst den Kampf
aufgenommen und diese Drecksäcke kalt lächelnd abserviert. Das sieht dir alles
gar nicht ähnlich.“
    Alexander schwieg und starrte vor sich hin. Der Hund, enttäuscht,
dass es keine Funken mehr gab, hatte sich hingelegt und wartete, bis es wieder
aufregender wurde. „Ich habe oft alles so satt.“
    „Ja?“, fragte Hephaistion vorsichtig.
    „Du sagst, wenn ich König werden will, dann soll ich dafür
kämpfen, aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich es noch will. Meine Mutter
hat mir von klein auf eingeredet, ich sei etwas Besonderes. Dass ich unter dem
Schutz der Götter stehe. Dass ich eine große Bestimmung habe – König zu sein,
der größte König aller Zeiten, würdig meiner Vorfahren Achilleus und Herakles.“
Alexander senkte seine Stimme, bis sie kaum noch zu hören war. „Und nun soll
ich sogar der Sohn von Zeus persönlich sein!“
    „Glaubst du es?“, fragte Hephaistion ebenso leise.
    „Ich weiß es nicht. Als meine Mutter zum ersten Mal damit
anfing, dachte ich, sie ist verrückt geworden. Aber inzwischen weiß ich nicht
mehr, was ich glauben soll.“
    „Vielleicht ist es im Augenblick leichter für dich, Zeus’
Sohn zu sein als der von Philipp.“
    „Vielleicht. Und wenn es so wäre, dann hätte ich kein Recht
auf Philipps Thron. Aber letztlich wollte ich es lieber nicht wissen. Deshalb
bin ich froh, dass ich das Orakel doch nicht befragt habe.“
    „Und du meinst wirklich, dass es etwas mit deiner Großmutter
zu tun hatte?“
    „Da bin ich sicher. Sie wollte mich warnen, wo immer ihr
Schatten jetzt auch sein mag.“
    Nach einer Pause fuhr Hephaistion fort: „Erinnerst du dich
an das Gespräch mit Aristoteles, von dem du mir erzählt hast? Er sagte, wenn du
König werden willst, hast du einen Preis dafür zu bezahlen, und eines Tages
musst du dich entscheiden, ob du dazu bereit bist. Kann es sein, dass es jetzt
so weit ist?“
    Alexander starrte ins Feuer, das leise vor sich hin
knisterte. „Vielleicht. All diese Intrigen, diese alten Geschichten von ermordeten
Königen und enterbten Söhnen! Ständig die Angst vor Nebenbuhlern, vor Amyntas
und Arrhidaios und Kleopatras Sohn, falls sie einen bekommen sollte. Und wenn
nicht, dann vor dem einer anderen. Soll das immer so weitergehen? Manchmal
frage ich mich, ob es die Sache wert ist.“
    „Wenn das so ist, dann lass uns zusammen fortgehen. Lass alles
hinter dir und geh mit deinem Onkel nach Italien, wenn er wirklich dorthin
will. Und wenn nicht, dann gehen wir eben allein. Du hast gehört, was er gesagt
hat. Dort gibt es immer etwas zu tun.“ Hephaistion senkte den Blick. „Und wir
beide

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