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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Lied an. Der Text war unverständlich, die Melodie
gewöhnungsbedürftig, doch der Rhythmus schmissig und mitreißend.
    „Bist du eigentlich mit Pleuratos verwandt, dem illyrischen
König, gegen den mein Vater vor ein paar Jahren Krieg geführt hat?“, erkundigte
sich Alexander.
    „Er war mein Vater. Ich erinnere mich noch gut an den Krieg.
Dein Vater hat uns mächtig eingeheizt.“
    „Ihr ihm auch, er hat eine üble Verwundung davongetragen. Er
sagt, die Illyrer sind notorische Unruhestifter.“
    „Ich fürchte, da hat er recht. Seit mein Vater voriges Jahr
gestorben ist, muss ich mich ständig gegen meine lieben Stammesbrüder wehren,
die ihre Macht auf meine Kosten erweitern wollen. Zum Beispiel Glaukias, der
König der Taulantier. Er träumt davon, die Herrschaft über alle illyrischen
Stämme an sich zu reißen. An eurer Stelle würde ich den Kerl im Auge behalten.“
    „Glaukias und die Taulantier“, wiederholte Alexander. „Nur
zur Information: Welcher Stamm seid ihr eigentlich?“
    „Wir sind die Ardiaier, die guten Illyrer, wenn du dich bitte erinnern möchtest.“
    „Natürlich. Wer könnte sonst noch Ärger machen?“
    Pleurias überlegte. „Da wäre noch Kleitos, der König der
Dardaner. Er und Glaukias sind einander nicht grün, denn er träumt ebenfalls
davon, die alle illyrischen Krieger unter seiner Führung zu vereinigen, so wie
früher der alte Bardylis. Kleitos ist übrigens ein Sohn von ihm.“
    „Was, den gibt es noch? Er muss ein Bruder oder Halbbruder
von Audata sein – sie ist Bardylis’ Tochter. Mein Vater hat sie geheiratet, nachdem
er ihren Vater besiegt hatte.“
    „Wie viele Frauen hat dein Vater eigentlich?“
    Alexander grinste gequält. „Frag nicht. Aber eines würde
mich interessieren: Ist es bei euch tatsächlich üblich, dass die Frauen mit
Waffen umgehen können?“
    Pleurias lachte. „Warum fragst du? Hat Audata euch eine gute
Vorstellung geboten?“
    „Sie und ihre Tochter, meine Halbschwester Kynnana. Als ich
ein Kind war, haben die beiden manchmal zusammen in der Öffentlichkeit
trainiert, und dann gab es immer einen Auflauf. Ein furchtbarer Skandal.“
    „Tja“, meinte Pleurias gedehnt, „unsere Frauen sind eben
sehr willensstark. Aber eure vermutlich auch, wenn ich an deine Mutter denke.“
    Der Winter in den illyrischen Bergen war rau. Ein
Schneesturm kam aus dem Norden, und bald überzog eine geschlossene Schneedecke
das Land. Alexander und Hephaistion gingen oft auf die Jagd, teils, um etwas zu
tun zu haben, teils, um sich nützlich zu machen. Zu zweit streiften sie durch
die Wälder, folgten den Spuren im frisch gefallenen Schnee und machten Jagd auf
Hasen, Rehe und Hirsche. Ab und zu erwischten sie auch ein Wildschwein.
Manchmal blieben sie tagelang weg und übernachteten in Höhlen und verlassenen
Hütten.
    „Pleurias meint, wenn wir so weitermachen, haben wir die
Gegend bald leer gejagt“, sagte Hephaistion, als sie eines Abends unter dem
sternklaren Himmel vor der Hütte saßen. „Wir schleppen mehr Beute an, als er
und seine Leute jemals essen können.“
    Alexander erwiderte nichts, sondern stocherte mit dem
stumpfen Ende seines Jagdspießes im Feuer herum, dass die Funken stoben.
Peritas hob den Kopf, spielte mit den Ohren und musterte die fliegenden
Lichtpunkte, interessiert, aber noch aus sicherer Entfernung. Er war ein
Geschenk von Pleurias, ein rundliches Fellknäuel, das mit seinem dicken,
rötlichen Fell, den langen Beinen und den spitzen, immer in Bewegung befindlichen
Ohren eher wie ein junger Fuchs aussah als wie ein Hundewelpe.
    Hephaistion ließ nicht locker. „Warum sagst du nicht endlich
was?“
    „Wozu?“, knurrte Alexander, ohne aufzublicken.
    „Wenn du nicht redest, dann tue ich es eben. Im Frühjahr zieht die Armee nach Asien, während du hier in Illyrien
herumsitzt und vor dich hin rottest. In der Zwischenzeit schleimt sich Attalos
bei den hohen Offizieren ein und macht sich bei den Soldaten lieb Kind.“ Als
Alexander weiterhin schwieg, fuhr er wütend fort: „Willst du einmal König
werden oder nicht? Wenn ja, dann stehe ein für dein Recht!“
    „Das hat mir schon mein Onkel gesagt, und Pleurias reibt es
mir jeden Tag unter die Nase. Fängst du jetzt auch damit an?“
    „Wenn alle es sagen, warum fragst du dich dann nicht allmählich,
ob etwas dran sein könnte? Wieso bist du so verdammt stur?“
    Alexander bearbeitete wieder die Glut, und Peritas sprang
auf und jagte die Funken. „Soll ich etwa nach Pella

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