Eine Krone für Alexander (German Edition)
Rivalin, der Tochter eines
Königs. Dieser Namenswechsel war eine offene Drohung, eine Drohung gegen ihn.
Spöttisch sagte er: „Dann gibt es jetzt also zwei Eurydikas im Palast.“
„Nein, Audata ist im Winter gestorben.“
Er schwieg einen Augenblick und sagte dann: „Das tut mir
leid. Gleich morgen gehe ich zu Kynnana und spreche ihr mein Beileid aus.“
„Ach, und noch etwas: Kleopatra hat Thessalonika bei sich
aufgenommen. Die Kleine ist inzwischen sechs und braucht jemanden, der sich um
ihre Erziehung kümmert. Von uns anderen hat ihr ja nie jemand groß Beachtung
geschenkt.“
Wieder lachte Alexander verächtlich. „Das hat Kleopatra bestimmt
nicht aus Menschenfreundlichkeit getan, sondern um sich als einzig rechtmäßige
Gemahlin des Königs aufzuspielen und als Herrin in seinem Palast. Was ist mit
Amyntas?“
„Ich glaube, während du fort warst, hat er sich eine Zeit
lang Hoffnungen auf die Thronfolge gemacht. Kleopatras Schwangerschaft hat ihm
wohl einen Dämpfer verpasst.“
„Ist inzwischen ein Sohn für ihn in Sicht?
„Nicht, dass ich wüsste, aber Kynnana erzählt mir nicht immer
alles. Willst du nicht wissen, wie es ihrer Tochter geht?“
„Doch. Ist die kleine Hadeia gesund?“
„Ja, aber das ist ja auch egal. Sie ist ja nur ein Mädchen
und daher nicht von Bedeutung.“
Alexander stand auf und nahm seine Chlamys. „Es ist schon
spät. Ich will dich nicht länger stören. Danke, dass du hier in Pella die
Stellung für unsere Familie gehalten hast!“ Er lächelte und gab sich Mühe,
angemessen dankbar zu erscheinen.
Kleopatra erhob sich ebenfalls. „Da ist noch etwas, was du
wissen musst.“
Alexander, schon halb im Gehen, wandte sich um. „Ja?“
„Parmenion hat Attalos eine seiner Töchter zur Frau gegeben.“
Er pfiff durch die Zähne. „Da hat er ja keine Zeit verloren,
sich auf die neuen Verhältnisse einzustellen. Vermutlich ist er nicht der
Einzige.“
Am nächsten Morgen suchte Alexander zusammen mit Demaratos
seinen Vater auf. Im Vorraum bemerkte er unter der Pezhetairen-Leibwache ein
bekanntes Gesicht. Pausanias verzog keine Miene und starrte geradeaus, als sie
an ihm vorbei in Philipps Arbeitszimmer gingen. Der König saß an seinem
Arbeitstisch, während Eumenes sich über seine Schulter beugte und mit leiser
Stimme etwas erläuterte. Alexander blieb an der Tür stehen. Philipp sah auf.
Ihre Augen begegneten sich. Eumenes raffte einen Armvoll Papyros-Rollen
zusammen, murmelte eine Entschuldigung und ging zur Tür.
Philipp war aufgestanden und um den Tisch herumgehinkt.
Demaratos gab Alexander einen Schubs, und Philipp machte ebenfalls ein paar
Schritte. Alexander überlegte noch, ob sie sich zur Begrüßung umarmen oder sich
doch lieber nur die Hand geben sollten, als Demaratos sie unaufhaltsam
aufeinander zuschob. Also umarmten sie sich vorsichtig, etwa so, wie der
Großkönig im Thronsaal einen Satrapen umarmen würde, dem er misstraute.
„Du siehst gut aus“, sagte Philipp.
„Danke. Du auch.“
Eine kurze Pause trat ein.
„Wie geht es dir?“
„Gut, danke, und dir?“
„Auch gut.“
Wieder entstand eine Pause. Demaratos warf Philipp einen
Blick zu und nickte ermunternd.
Der König räusperte sich. „Ich bin froh, dass du zurück
bist. Das Königreich braucht einen designierten Erben, der dem König eine feste
Stütze ist. Du und ich müssen Seite an Seite stehen, um für die kommenden Ereignisse
gerüstet zu sein.“
„Ich bin ebenfalls froh, wieder hier zu sein und meine Pflichten
als Thronfolger zu erfüllen“, erklärte Alexander und fuhr dann deutlich weniger
förmlich fort: „Wie weit sind die Vorbereitungen für den Feldzug? Läuft alles
nach Plan? Wann geht es los?“
„Ich habe für jetzt gleich einen Kriegsrat anberaumt. Komm
mit, dann erfährst du alles aus erster Hand.“
Im Besprechungszimmer warteten Parmenion, Antipatros und ein
Dutzend weiterer hoher Offiziere, darunter auch Attalos. Philipp hielt eine kurze
Rede, des Inhalts, dass Alexander nun wieder in Pella sei und bereit, seinen
Pflichten als Sohn und Erbe nachzukommen. Währenddessen beobachtete Alexander
unauffällig die Reaktionen der Offiziere. Attalos’ Miene war undurchdringlich,
dennoch konnte Alexander die Feindseligkeit spüren, die von ihm ausging.
Antipatros warf ihm einen aufmunternden Blick zu, Parmenion gab sich ernst und
sachlich. Bei anderen, wie Antigonos, Andromenes und sogar dem griesgrämigen
Polyperchon, hatte er den Eindruck, dass sie über
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