Eine Krone für Alexander (German Edition)
glücklicherweise hat Heromenes es
vermasselt. Und dann Amyntas – ich meine nicht deinen Cousin, sondern seinen
Freund. Ein paar Augenblicke lang dachte ich wirklich, der Kerl kann uns mit
seinen Verdächtigungen gefährlich werden.“
„Der verleumderische Dreckskerl!“ Alexander nahm auf dem
Sessel Platz, der bisher seinem Vater gehört hatte. Schade,
dass ich ihn damals in den Bädern nicht wirklich erwürgt habe.
Auch Antipatros setzte sich. „Doch dein Cousin hat uns alle
überrascht. Ich kann immer noch nicht ganz fassen, was geschehen ist. Das hätte
ich Amyntas niemals zugetraut. Man muss ein besonderer Mensch sein, um zu tun,
was er getan hat. Er hat dir die Königswürde praktisch auf einem Silbertablett
angeboten.“
„Ich weiß“, sage Alexander kurz angebunden.
„Aber den Ausschlag gab natürlich, dass du die Initiative ergriffen
hast“, beteuerte Antipatros. „Ich wusste gar nicht, dass du ein so guter Redner
bist.“
Alexander drehte an dem Ring an seiner Hand. Das Metall
fühlte sich immer noch kühl und ungewohnt an. „Es gibt eine Menge, worum wir
uns kümmern müssen. Zuerst: Was ist mit Arrhabaios und Heromenes?“ Nachdem
Amyntas Alexander in aller Öffentlichkeit verdächtigt hatte, in den Mord an
seinem Vater verwickelt zu sein, war es wichtiger denn je, für die Bestrafung
der Schuldigen zu sorgen.
„Wir können Zeugen präsentieren, die Pausanias mit ihnen
gesehen haben.“ Antipatros trommelte nervös mit den Fingern auf dem Tisch, und
Alexander zog seine Schlüsse daraus, was die Glaubwürdigkeit dieser Zeugen
betraf. „Wenn wir die beiden verhaften, können wir versuchen, ein Geständnis
aus ihnen herauszuholen. Zusätzliche Beweise wären allerdings von Vorteil,
Briefe zum Beispiel, womöglich mit dem Siegel des Großkönigs. Aber bis jetzt
haben wir nichts Verwertbares gefunden.“
„Wir haben die Aussagen von Dimnos und der Gastwirtin, die
gesehen hat, wie Arrhabaios und Heromenes das Gold von den Persern erhalten
haben.“
„Eine Kneipenbesitzerin und ein Königsjunge, dessen bester
Freund vor seinen Augen gefallen ist.“ Antipatros trommelte weiter mit den
Fingern. „Keine besonders präsentablen Zeugen.“
Alexander lächelte. „Erinnerst du dich an meinen Informanten
aus Lynkestis? Er könnte uns vielleicht einen Teil des bewussten Goldes zur
Verfügung stellen.“
Das Trommeln brach schlagartig ab. „Wie viel wäre das?“
„Fünfhundert Goldstücke, alle mit dem Bild des Großkönigs
drauf.“
Antipatros pfiff durch die Zähne. „Die fehlenden fünfhundert
Dareiken! Ich habe mich immer gewundert, warum die Zahl so krumm war.“
„Ich werde sofort jemanden nach Lynkestis schicken.“
Antipatros kratzte sich am Kopf und überlegte. „Fünfhundert
Goldstücke sind nicht eben viel als Preis für einen Königsmord. Der Großkönig
ist normalerweise spendabler.“
„Vielleicht können wir den Betrag etwas aufstocken. Da ist
doch diese Kiste voller Dareiken, die ich vor ein paar Jahren den Maidern abgenommen
habe. Vielleicht ist von den Münzen noch etwas übrig, und selbst wenn nicht,
haben wir immer noch die Truhe selbst. Es wird gewaltig Eindruck machen, wenn
wir sie im Prozess präsentieren und jeder die Embleme des Großkönigs darauf
sehen kann.“
„Eine gute Idee!“ Antipatros grinste anerkennend. „Philipp
wäre stolz auf dich! Ich werde gleich jemanden zum Schatzamt nach Phakos
schicken. Soll ich Arrhabaios und Heromenes festnehmen lassen?“
„Warte damit noch, bis meine Leute aus Lynkestis zurück
sind. In der Zwischenzeit ist da noch ein anderes Problem, um das wir uns
kümmern müssen.“ Antipatros hob fragend die Brauen. „Ich meine Attalos.“
„Attalos.“ Auf Antipatros’ Denkerstirn bildete sich eine
tiefe, senkrechte Falte. „Ich kann verstehen, dass du den Mann verabscheust,
nach allem, was vorgefallen ist. Aber er befindet sich im Moment außerhalb
unserer Reichweite, drüben in Asien.“
„Attalos ist mein Todfeind“, stellte Alexander klar. „Er
hasst mich und wird alles in seiner Macht Stehende tun, um mich zu vernichten.
In Asien stehen zehntausend Bewaffnete, ein nicht unbeträchtlicher Teil unserer
Armee, und ich werde nicht ruhig zusehen, wie er sie gegen mich aufhetzt. Ich
kann mir keine Meuterei in Asien leisten.“
„Gerade das ist das Problem. Nach dem, was man so hört, ist
Attalos bei seinen Truppen äußerst beliebt. Es dürfte schwierig werden, gegen
ihn vorzugehen, ohne eine Meuterei zu
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