Eine Krone für Alexander (German Edition)
riskieren. Und er ist Parmenions
Schwiegersohn.“
„Parmenion muss sich entscheiden.“
„Ich bin sicher, seine Loyalität gehört dir, seinem König
und dem Sohn seines alten Freundes“, versicherte Antipatros. „Aber Parmenion
kann seinen Schwiegersohn nicht einfach so ans Messer liefern, ohne sein
Gesicht zu verlieren. Ob es dir gefällt oder nicht, du musst Rücksicht auf
seine Lage nehmen. Nur Parmenion kann bei den Truppen in Asien Ruhe und Ordnung
aufrechterhalten, nur er kann dafür sorgen, dass auch sie dich als König
anerkennen.“
Alexander dachte nach. „Was schlägst du vor?“
„Schicke einen Vertrauensmann nach Asien. Er kann Attalos
für uns im Auge behalten und sich gleichzeitig mit Parmenion verständigen. Womöglich
lässt sich das Problem lösen, ohne dass es zum offenen Konflikt kommt.“
„Also gut. Finde jemanden, der vertrauenswürdig ist.“
„Ich habe schon jemanden im Auge.“ Antipatros lächelte
erleichtert. „Vielleicht findet sich ja eine Lösung, die für alle Beteiligten
akzeptabel ist.“
„Das hoffe ich, denn ich werde nicht tatenlos zusehen, wie
Attalos von Asien aus gegen mich konspiriert.“
„Wenn er klug ist, wird er sich ruhig verhalten – wir haben
seine Nichte und ihr Kind. Übrigens ein geschickter Spielzug von dir, ihr
deinen Schutz zuzusagen.“
„Das war kein Spielzug. Ich vergreife mich nicht an Frauen
und Kindern.“ Alexander wühlte in dem Wust von Schriftrollen, Schreibtafeln und
anderen Schriftstücken, der wie üblich Philipps Tisch bedeckte. Seinen
ehemaligen Tisch. „Hol Eumenes wieder rein. Ich muss so bald wie möglich einen
Überblick über dieses Zeug bekommen.“
16
Die nächsten Tage waren angefüllt mit Aktivität. Die Gesandtschaften
aus den griechischen Stadtstaaten sprachen vor, eine nach der anderen, um dem
neuen König ihre Glückwünsche auszusprechen, vor allem aber um vorzufühlen, was
von ihm zu erwarten war. Alexander wiederum stellte auch ihnen gegenüber klar,
dass sich nichts geändert hatte außer dem Namen des Königs. Das Bündnis der
griechischen Staaten würde Bestand haben, der Feldzug gegen die Perser im
nächsten Frühjahr beginnen wie geplant. Die Audienzen schienen sich endlos
hinzuziehen, während gleichzeitig fieberhaft an der Vollendung von Philipps
Grab gearbeitet wurde.
Schließlich kehrten die Vertrauensleute, die Alexander nach
Lynkestis geschickt hatte, zurück, und Antipatros ließ Arrhabaios und Heromenes
festnehmen. Nur wenig später erschien ihr jüngerer Bruder vor Alexanders
Arbeitszimmer und bat um eine Audienz.
„Warum sind meine Brüder verhaftet worden?“, fragte
Antipatros’ Schwiegersohn, ohne den ihm angebotenen Platz anzunehmen. „Ich
weiß, sie haben sich in der Heeresversammlung gegen dich gestellt, aber ist das
so unverzeihlich, dass sie dafür bestraft werden müssen?“
„Deine Brüder werden wegen Hochverrats angeklagt“, erwiderte
Alexander.
„Hochverrat?“, fragte der Lynkeste fassungslos. „Alles, was
sie getan haben, war, Amyntas zu unterstützen! Das mag dumm gewesen sein, aber
es ist kein Hochverrat!“
„Darum geht es nicht. Wir haben Beweise, dass Arrhabaios und
Heromenes in die Verschwörung gegen Philipps Leben verwickelt sind.“
Der Lynkeste schnappte nach Luft. „Unmöglich! Die beiden
mögen Dummköpfe sein, aber sie sind keine Mörder!“
„Deine Brüder haben schon im vorigen Jahr gegen meinen Vater
konspiriert, als sie uns in diesen verdammten Krieg gegen die Illyrer gelockt
haben. Es gab da einen verdächtigen Vorfall auf dem Schlachtfeld. Seitdem
stehen sie unter Beobachtung. Wir wissen, dass sie Gold von den Persern
genommen haben.“
„Gold von den Persern?“
Alexander sah dem Lynkesten aufmerksam ins Gesicht und beobachtete
seine Reaktion. Er konnte sich irren, aber er hatte den Eindruck, dass sein
Namensvetter zumindest in diesem Punkt nicht so ahnungslos war, wie er vorgab.
„Selbst wenn das stimmen sollte, haben sie mit dem Mord
nichts zu tun! Sie haben sich auf die falsche Seite gestellt, aber das ist auch
schon ihr ganzes Verbrechen. Ich kenne meine Brüder, sie sind keine
Königsmörder! Sie werden loyal zu ihrem neuen König stehen, und ich bin sicher,
dass sie mit Amyntas’ gehässigen Verleumdungen nichts zu tun haben.“
Alexander sah ihm in die Augen. „Alexander, ich habe Verständnis
dafür, dass du deine Brüder zu retten versuchst. Es spricht für dich. Aber du
kannst ihnen nicht helfen. Morgen werden wir die
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