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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Thraker drohten, uns mit ihren Karren zu
überrollen? Ist mir da nicht auch eine gute Lösung eingefallen?“
    Kleitos nickte grinsend. „Allerdings.“
    „Und als die Geten glaubten, uns aus sicherer Entfernung
provozieren zu können, ist es mir da nicht gelungen, unbemerkt über den Istros
zu setzen und sie zu überrumpeln?“
    „Doch“, gab Koinos zu.
    „Dann vertraut mir. Ich werde auch diesmal einen Weg
finden.“ Alexander wandte sich an Diades. „Lass heute Nacht die Geschütze
abbauen und auf die Wagen verladen. Aber in aller Stille, damit die Barbaren
nicht merken, dass wir uns zum Abmarsch bereit machen.“
    Diades, der seit Stunden eine kummervolle Miene zur Schau
trug, weil er fürchtete, seine geliebten Maschinen zurücklassen zu müssen,
begann sofort zu strahlen. Koinos dagegen wandte ein: „Warum lassen wir die
Geschütze nicht einfach, wo sie sind? Auf dem Rückzug behindern sie uns nur.“
    „Lass dich überraschen“, wiederholte Alexander und entließ
die Offiziere.
    Bevor Kleitos sich ihnen anschloss, sagte er: „Dann wollen
wir mal hoffen, dass es dir tatsächlich gelingt, Koinos zu überraschen. Das
musst du nämlich, wenn du uns aus dieser verfahrenen Situation herausbringen
willst. Wenn nicht, wird er dir ohne Zweifel den Kopf abreißen.“ Kleitos
erlaubte sich ein der Situation angemessenes zynisches Grinsen. „Vorausgesetzt
natürlich, wir haben morgen überhaupt noch Köpfe auf den Schultern, die man uns
abreißen könnte.“
    „Ich hoffe nur, das funktioniert“, murmelte Hephaistion.
    „Fängst du jetzt auch damit an?“ Unruhig ließ Alexander seinen
Blick über die Lichterkette auf den Hügeln schweifen, die in der Dunkelheit vor
ihnen flimmerte. Er wusste, an jedem einzelnen dieser zahllosen kleinen
Pünktchen saß eine Gruppe illyrischer Krieger und bereitete sich auf den
morgigen Tag vor. „Ich dachte, dass wenigstens du mir vertraust.“
    „Natürlich vertraue ich dir! Dein Plan ist nur so … so …“
    „… so unorthodox?“
    „Das ist nicht das richtige Wort. Absurd trifft es besser.
Im Grunde ist es nur ein Trick.“
    Alexander riss seinen Blick von den Lichtern los. „Na gut,
es ist ein Trick. Wir sind in der Unterzahl, wir sind eingekreist, und wir sind
von unserem einzigen Rückzugsweg abgeschnitten – da müssen wir uns eben etwas
einfallen lassen. Genauer gesagt, ich muss mir etwas einfallen lassen, denn es
liegt in meiner Verantwortung. Diese ganze Situation ist meine Schuld.“
    „Deine Schuld?“, fragte Hephaistion verblüfft.
    „Ich habe uns in diese Falle geführt.“
    „Du konntest nicht wissen, dass dieser Glaukos so schnell eintreffen
und uns abschneiden würde.“
    „Glaukias. Ich wusste, dass er im Anmarsch war, aber ich
dachte, die Zeit reicht noch, um Pelion einzunehmen. Ich habe mich verrechnet,
und deshalb sitzen wir jetzt in diesem Schlamassel.“
    Alexander verlagerte geringfügig sein Gewicht, und als ob Bukephalos
seine Gedanken spürte, setzte sich der Hengst in Bewegung und folgte dem
schmalen Pfad, der an der südlichen Hügelkette entlangführte. Manchmal kam es
Alexander vor, als ob er und sein Pferd einen einzigen Organismus bildeten,
doch meistens war es für ihn so selbstverständlich, dass es ihm nicht bewusst
wurde.
    Hephaistions Pferd folgte ihnen. „Und wenn du gewusst hättest,
dass Glaukos … Glaukias hier so schnell auftaucht? Was hättest du dann getan?
Einfach den Befehl zum Rückzug gegeben?“
    „Natürlich nicht! Ich hätte mir etwas anderes ausgedacht.
Das ist meine Pflicht als König.“
    „Alexander, meinst du nicht, dass du in letzter Zeit ein bisschen
zu viel von deinen Pflichten als König sprichst? Schließlich bist du auch nur
ein Mensch und kein Unsterblicher!“
    Verbissen sagte Alexander: „Ich habe nicht vor, als der
zweite König in die makedonische Geschichte einzugehen, der zusammen mit
Tausenden seiner Krieger im Kampf gegen die Illyrer gefallen ist.“
    Sie ritten zum Lager zurück. Als sie die Wachtposten
passiert hatten und an den ersten Lagerfeuern vorüberkamen, sprangen die Männer
auf, schwenkten ihre Becher und riefen Alexanders Namen, ehe sie auf sein Wohl
tranken. Er grüßte zurück und lächelte. Doch dann wurde sein Gesicht wieder
ernst.
    „Glaub mir, ich werde nicht einen einzigen dieser Soldaten
hier zurücklassen!“
    Das Schauspiel, das sich den Illyrern bei Sonnenaufgang bot,
musste in ihren Augen befremdlich wirken. Die makedonische Armee rückte in Kampfformation
vor,

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