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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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aufschlossen.
    Die Kundschafter, die inzwischen die Lage auf dem anderen
Flussufer sondiert hatten, kehrten zurück und meldeten, dass die Illyrer tatsächlich
völlig sorglos waren. Diejenigen, die keinen Platz in der Festung gefunden
hatten, lagerten weit verstreut auf freiem Feld, ohne irgendwelche Befestigungen
oder Vorposten errichtet oder auch nur Wachen aufgestellt zu haben.
    Es war ein ungleicher Kampf. Viele Illyrer wurden noch in ihren
Decken niedergemacht. Andere griffen schlaftrunken zu den Waffen und versuchten,
sich zur Wehr zu setzen. Wieder andere ergriffen die Flucht, wurden jedoch
eingeholt und ebenso niedergemacht wie alle anderen. Die Schreie der Sterbenden
hallten durch die Nacht, Aufruhr und Panik pflanzten sich durch das Lager der
Illyrer fort, bis die Überlebenden in wilder Flucht durch die Nacht rannten.
Sie hielten zuerst auf Pelion zu, doch als die Verfolger sich nicht abschütteln
ließen, gaben sie auf und flohen nach Norden, während der Feuerschein der
brennenden Festung die Nacht erhellte.

5
    Zwei Tage nach der Schlacht um Pelion, als die Armee sich
auf dem Rückweg nach Lynkestis befand, stieß Langaros mit seinen Stammeskriegern
zu ihnen. Mit selbstgefälligem Grinsen meldete er, die Autariaten hätten sich
in ihren Löchern verkrochen, aus denen sie sich so schnell nicht wieder hervorwagen
würden.
    Am Abend feierte Alexander mit seinen Freunden in seinem
Zelt. Seine Stimmung war blendend, obwohl es inzwischen Hochsommer geworden
war. Die Illyrer hatten ihn zusätzliche Zeit gekostet, doch wenn er jetzt zügig
nach Pella zurückkehrte, konnte er immer noch nach Asien aufbrechen. Bis zum
Winter würden sie dort wahrscheinlich nicht mehr allzu viel ausrichten können,
doch die Zeit reichte, um auf der anderen Seite des Hellesponts einen
Brückenkopf zu errichten. Vor dort aus würden sie im folgenden Frühling weiter
nach Süden vorstoßen. Alexander vertraute fest auf das Vorzeichen, das er auf dem
Kamm des Haimos erhalten hatte.
    Gemeinsam mit Langaros und Proteas gedachte er der guten
alten Zeiten, als sie dem alten Balakros im Palast-Gymnasion das Leben schwer gemacht
hatten.
    „Erinnerst du dich noch an Kynnana?“, fragte Alexander.
    „Klar“, erwiderte Langaros. „Tolles Weib! Hat im Waffenhof
immer mit ihrer Mutter trainiert. Die beiden haben den alten Hasen noch ein
paar Tricks gezeigt.“
    „Ja“, sagte Proteas zu ihm, „und du bist immer dagestanden
und hast sie angegafft. Dir sind fast die Augen rausgefallen, weil die Frauen
unter den Rüstungen kurze Chitone anhatten und man ihre Beine sehen konnte.“
    „Dir sind selbst die Augen rausgefallen. Bis Balakros kam
und uns alle davonjagte.“
    Alexander wartete, bis die beiden sich zu Ende amüsiert hatten.
Dann fragte er Langaros: „Könntest du dir vorstellen, Kynnana zu heiraten?“
    Langaros verschluckte sich so heftig, dass er den Wein prustend
in die Luft spuckte und Proteas ihm besorgt auf den Rücken klopfte.
    „Kynnana?“, ächzte Langaros, sobald er die Atemwege wieder
frei hatte. „Heiraten? Ich? Deine Schwester? Meinst du das ernst?“
    „Sie ist Witwe und könnte einen neuen Ehemann brauchen.
Vielleicht kommt sie so auf andere Gedanken. Ich dachte, am besten wäre einer,
der ihre besonderen Qualitäten zu würdigen weiß.“
    „Ich würde mich geehrt fühlen“, erklärte Langaros mit einem
für ihn völlig uncharakteristisch schüchternen Lächeln.
    „Nicht zu fassen“, meinte Proteas und begann wieder, auf den
Rücken seines Freundes einzuschlagen. „Erst bedeckt er sich über und über mit Kriegsruhm,
und dann darf er sogar die Schwester des Königs heiraten. Eine steile Karriere
für unseren Barbaren aus dem Norden.“
    Jemand rüttelte an seiner Schulter.
    „Alexander, wach auf!“
    Er öffnete die Augen. Arybbas, der diensthabende Leibwächter,
stand in voller Rüstung an seinem Bett und blickte auf ihn herab. Hinter ihm
hielt ein Königsjunge eine Nachtlampe aus durchbrochener Bronze, von der ein
diffuser Lichtschein ausging. Abrupt setzte Alexander sich auf.
    „Ein Kurier ist eingetroffen“, sagte Arybbas. „Aus Pella,
von Antipatros.“
    Sofort war Alexander hellwach. Er stand auf und zog sich
mithilfe des Königsjungen etwas über. „Wie spät ist es?“
    „Drei Stunden nach Mitternacht.“
    Er folgte Arybbas in den vorderen Teil des Zeltes, wo der
Kurier wartete. Perdikkas, der in dieser Nacht die Lagerwache hatte, stand
hinter dem Mann im Zelteingang. Der Kurier nahm Haltung

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