Eine Krone für Alexander (German Edition)
mit den Kerlen eigentlich vor?
Willst du Demosthenes und Konsorten wirklich hinrichten lassen? Oder sie nach
Thrakien in die Bergwerke schicken? Damit würdest du sie zu Märtyrern machen,
und so viel der Ehre verdienen sie nun wirklich nicht.“
„Was schlägst du vor?“
„Du könntest pro forma auf ein paar Namen auf deiner Liste
bestehen und auf die anderen großzügig verzichten.“
„Damit sie weiter ihre Mitbürger gegen mich aufhetzen können?“
Demetrios, der sich wegen seiner eher inoffiziellen Rolle
bisher im Hintergrund gehalten hatte, mischte sich nun ein. „Demosthenes und
seine Clique haben abgewirtschaftet! Die Leute haben genug von ihren ewigen
Hetztiraden und dem ganzen Ärger, den sie ihnen immer wieder einbrocken.“
„Wenn das so ist, warum reißen die Athener sich dann sämtliche
Beine aus, damit diesen Kerlen auch ja kein Haar gekrümmt wird?“
„Weil es ihnen nicht um diese zehn Männer geht, sondern
darum, ihr Gesicht zu wahren. Wenn du ihnen das zugestehst, werden sie
erleichtert aufatmen und froh sein, noch einmal davonzukommen.“
„Na schön“, sagte Alexander schließlich. „Wen sollen wir
nehmen?“
Amyntor überlegte. „Demosthenes selbst würden sie natürlich
nie herausrücken. Wie wäre es mit Lykurgos?“
Alexander verzog das Gesicht. „Diesen alten Sauertopf? Nein,
danke. Dann lieber Hypereides; mit dem kann man wenigstens eine gepflegte Unterhaltung
führen.“
Jetzt, nachdem die Entscheidung gefallen war, wurde die Atmosphäre
deutlich entspannter. Sie spielten noch eine Zeitlang alle Möglichkeiten durch
und machten sich dabei über die Vorzüge und Nachteile der einzelnen
Auslieferungskandidaten lustig. Demetrios meinte, Charidemos sei eine gute Wahl.
„Er ist bei seinen Mitbürgern äußerst unbeliebt. Arrogant und aufbrausend.
Schafft es früher oder später, jeden gegen sich aufzubringen. Viele Athener
wären wahrscheinlich noch froh, ihn loszuwerden.“
Amyntor fügte hinzu: „Außerdem ist er der fähigste Feldherr
von der ganzen Bande. Es wäre nicht schlecht, ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Chares
wäre unter diesem Aspekt ebenfalls ganz brauchbar.“
„Also gut“, entschied Alexander. „Wir nehmen Charidemos und
eventuell noch Chares.“
„Was machen wir dann mit ihnen?“, witzelte Alkimachos.
„Hinrichten oder ab ins Bergwerk?“
Amyntor erwiderte: „Wenn wir Glück haben, suchen die beiden
ohnehin das Weite, ehe die Athener sie ausliefern können. Dann wären wir den ganzen
Ärger mit ihnen los.“
Wie Amyntor spekuliert hatte, warteten die beiden
Militärgrößen die Entscheidung ihrer Mitbürger erst gar nicht ab. Sie flohen
bei Nacht und Nebel außer Landes. Das Gleiche taten Ephialtes und Thrasybulos,
die ebenfalls über militärische Erfahrung verfügten. Schließlich lief es darauf
hinaus, dass die Politiker und Redekünstler auf der Liste den Athenern erhalten
blieben, Alexander jedoch jeden losgeworden war, der militärisch halbwegs kompetent
war. Zumindest glaubte er das.
In Korinth tagte in der Zwischenzeit das Synhedrion der Verbündeten.
Vor allem die kleineren boiotischen Städte, die jahrhundertelang unter der
Willkür ihrer mächtigen thebanischen Nachbarn gelitten hatten, drängten auf
deren harte Bestrafung. Die gesamte Stadt sollte dem Erdboden gleichgemacht
werden, nur die Heiligtümer der Götter waren davon ausgenommen, ebenso die
Kadmeia, in der weiterhin eine makedonische Garnison stationiert bleiben
sollte. Die Ländereien der Thebaner sollten unter den Städten des boiotischen
Bundes aufgeteilt, die Einwohner, soweit noch am Leben, in die Sklaverei
verkauft werden. Diejenigen, denen es gelungen war, rechtzeitig aus der Stadt
zu entkommen, waren in ganz Griechenland geächtet. Kein Grieche durfte ihnen
Hilfe oder Zuflucht gewähren.
Während die Verhandlung in Korinth noch lief, erschienen
Anemoitas und Theogeiton bei Alexander und baten ihn, seinen Einfluss als
Hegemon geltend zu machen und auf eine mildere Strafe zu drängen.
„Ihr und eure Familien seid von dem Urteil natürlich ausgenommen“,
antwortete Alexander. „Ebenso alle anderen Anhänger der promakedonischen Partei
in Theben.“
Anemoitas und Theogeiton sahen einander an. Schließlich
sagte Letzterer: „Uns geht es nicht um uns, sondern um unsere Stadt, eine der
ältesten und ruhmreichsten in ganz Griechenland. Willst du wirklich zulassen,
dass sie ausgelöscht wird, als habe es sie nie gegeben?“
„Die Thebaner sind an ihrer Lage
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