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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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aus
purpurfarbenem und karminrotem Leinen, Vorhänge und Banner aus kostbaren
Stoffen hingen herab, den Boden bedeckten Teppiche. Die Klinen, die entlang der
Zeltwände aufgereiht standen, waren luxuriös mit Kissen und Decken gepolstert.
Die Mitte des Zeltes blieb frei für die Darbietungen der Schauspieler und
Akrobaten, der Musikanten und Tänzer (und natürlich auch der Akrobatinnen,
Musikantinnen und Tänzerinnen).
    An den Abenden fanden hier rauschende Symposien statt, zu
denen Alexander Freunde und Offiziere einlud, dazu Würdenträger aus Makedonien
und dem benachbarten Thessalien sowie Gesandtschaften der griechischen
Stadtstaaten. Aus Epeiros war der König der Molosser eingetroffen. Kleopatra
war im Sommer Mutter geworden, sie hatte Zwillinge zur Welt gebracht, einen
Jungen und ein Mädchen. Der Sohn hatte den Namen Neoptolemos erhalten, nach
seinem Großvater väterlicherseits (der zugleich ja auch sein Urgroßvater
mütterlicherseits war). Der Name des Mädchens war Kadmeia.
    „Kadmeia?“, fragte Alexander verwundert. Er teilte sich mit
Hephaistion eine Kline an der Stirnseite des Festzelts, während der
Molosserkönig auf der Nachbarkline Platz genommen hatte. Sonst befand sich
niemand in Hörweite. Alexander wollte die Gelegenheit nutzen, sich endlich
wieder einmal ganz privat mit seinem Onkel und Schwager unterhalten zu können.
„Ist die Nachricht von der Eroberung Thebens denn so schnell nach Dodona
gelangt?“
    „Nein“, erwiderte der Molosser. „Natürlich wäre es uns eine
Ehre gewesen, unsere Tochter nach deinem großen Sieg zu benennen, aber so war
es nicht. Kleopatra und ich haben uns an die heilige Eiche in Dodona gewandt,
wir wollten wissen, ob unser Kind gesund zur Welt kommen würde. Das Orakel
antwortete mysteriös wie üblich – dass wir unsere Tochter Kadmeia nennen
sollten. Daraufhin gingen wir natürlich davon aus, dass unser Kind ein Mädchen
sein würde. Doch dann kamen Zwillinge, und so bin ich doch noch zu einem Sohn
und Erben gekommen. Wenig später erreichte uns die Nachricht von deinem Sieg
über die Thebaner. Ein seltsames Zusammentreffen, nicht wahr?“
    „Ja, seltsam“, erwiderte Alexander. „Die Wege der Götter
sind oft unergründlich.“
    „Allerdings. Vielleicht hättest du doch das Orakel befragen
sollen, als du bei uns in Dodona warst.“
    „Es war nicht die richtige Zeit“, wich Alexander aus.
    „Ich bin sicher, eines Tages wirst du die Antwort bekommen,
auf die du wartest. Übrigens, du hast einen guten Geschmack!“
    Der Molosser machte mit dem Kinn eine Bewegung zur Mitte des
Festzelts, wo Pankaste gerade wieder einmal üppigen Beifall einheimste. Die
Hetäre war zu den Festlichkeiten eigens aus Pella angereist. Als Alexanders
Mätresse stand sie im Mittelpunkt eines gewissen Interesses, das sie sichtlich
genoss. So steuerte sie auf den abendlichen Symposien gern das eine oder andere
Lied zur Unterhaltung der Gäste bei.
    „Ich dachte, du bist glücklich verheiratet?“, zog Alexander
seinen Schwager auf.
    „Bin ich auch, aber deshalb habe ich doch Augen im Kopf! Und
was dich betrifft: Du bist noch unverheiratet und hast daher die freie Auswahl,
ohne dass eine eifersüchtige Ehefrau dir eine Szene macht.“
    Hephaistion, der an diesem Abend wie so oft in letzter Zeit
noch nicht viel gesprochen hatte, genehmigte sich einen Schluck aus seinem
Becher und schwieg weiterhin.
    Alexander sagte: „Sobald wir nach Pella zurückgekehrt sind,
wird Apelles ein Bild von Pankaste malen. Es soll sie als Aphrodite zeigen.“
    „Etwa der Apelles?“ Alexander der Molosser pfiff
anerkennend durch die Zähne. Der Maler war einer der berühmtesten Griechenlands
und stand auf dem Höhepunkt seines Ruhms. „Bei dir muss immer alles vom
Feinsten sein, wie? Aber du kannst es dir ja leisten.“
    Alexander erwiderte darauf nichts. Die Schatzkammer auf
Phakos war inzwischen womöglich noch leerer als zu Beginn seiner Herrschaft. Mittlerweile
hatte Pankaste offenbar genügend Beifall erhalten. Huldvoll nach allen Seiten
lächelnd, schritt sie quer durch das Zelt und steuerte zu ihnen herüber.
    „Oh, wie ich sehe, sind alle Plätze hier schon belegt.“
    Mit gespielter Enttäuschung zog sie einen Schmollmund und
warf Alexander einen koketten Blick zu. Dabei brachte sie das Kunststück
fertig, Hephaistion, der unmittelbar neben ihm lag, keines Blickes zu würdigen.
    Ritterlich wies der König der Molosser auf seine eigene
Kline. „Wenn du möchtest, kannst du dich gern zu

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