Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
Vom Netzwerk:
ihrer
Kithara spielte, schien sie mit den Gedanken ganz woanders zu sein. Als er dem
Maler und seinem Modell beim nächsten Mal bei der Arbeit zusah, fiel es ihm wie
Schuppen von den Augen.
    Von nun an fühlte er sich in Gegenwart der beiden stets wie
das sprichwörtliche fünfte Rad am Wagen. Er kam sich vor wie ein Eindringling.
Eigentlich hätte er eifersüchtig sein müssen oder zumindest beleidigt, doch er
konnte es den beiden einfach nicht übelnehmen. Also traf er eine Entscheidung.
Ihm wäre es lieber gewesen, mit Apelles sprechen zu können, doch es musste
Pankaste sein. Das war er ihr schuldig.
    „Schade“, sagte sie zu ihm zum Abschied. „Ich hätte dich
gern besser kennen gelernt. Aber du hast mir nie den Hauch einer Chance
gegeben.“
    Als Alexander es hinter sich gebracht hatte, sagte er zu Hephaistion:
„Ich hatte sowieso nie Zeit für sie. Den größten Teil des Jahres war ich auf
irgendwelchen Feldzügen, und selbst wenn ich in Pella war, hatte ich einfach zu
viel zu tun. So ist es besser für alle Beteiligten.“
    Hephaistion klimperte gedankenverloren ein wenig auf der
Kithara, die Pankaste in der Aufregung in Alexanders Räumen vergessen hatte.
„Werden die beiden jetzt heiraten?“ Und als Alexander ihn verblüfft anstarrte:
„Ich dachte, Pankaste findet, man solle aus Liebe heiraten.“
    „Keine Ahnung. Eine Hetäre und ein Maler? Ich kann es mir
nicht vorstellen, aber wer weiß ...“ Leise fügte er hinzu: „Vielleicht wird es
jetzt wieder anders zwischen uns beiden.“
    Diesmal war es Hephaistion, der überrascht starrte.
    Noch leiser sagte Alexander: „Es ist nicht mehr so wie früher.“
    Oberflächlich betrachtet hatte sich nichts zwischen ihnen
geändert. Sie verbrachten noch immer jeden freien Augenblick gemeinsam, lachten
miteinander, vertrauten einander alles an. Und doch stand etwas zwischen ihnen.
Alexander spürte es, und es tat ihm weh.
    Hephaistion erwiderte nichts, er spielte noch immer auf dem
Instrument herum. Dann sagte er: „Es hatte nichts mit Pankaste zu tun.“
    „Nein. Es ist wegen Theben.“
    Wieder ein Akkord, kantiger, angespannt. „Theben … dort
kamst du mir vor wie ein völlig anderer Mensch.“
    „Ich weiß. Ich erkenne mich selbst nicht wieder.“ Und dann
sprudelte es aus Alexander heraus. „Du hattest recht mit dem, was du damals gesagt
hast. Ich war wütend. Wütend auf die Thebaner, weil ich ihnen die Schuld dafür
gab, dass ich nicht nach Asien aufbrechen konnte. Ich wollte ein Exempel an
ihnen statuieren, damit es nie wieder jemand wagen sollte, sich mir in den Weg
zu stellen. Ich war nicht besser als die Illyrer, die die Kinder auf dem Berg
geopfert haben.“
    Noch ein paar Töne, diesmal getragener, fast melancholisch.
„Dann tut es dir jetzt also leid?“
    „Ja, und ich schäme mich dafür.“ Alexander legte Hephaistion
die Hand auf den Arm. „Ich könnte verstehen, wenn du nichts mehr von mir wissen
willst.“
    Hephaistion stellte das Instrument auf dem Boden ab. Er nahm
Alexanders Hand und lächelte. „Was du auch tust, welche Fehler du auch begehst,
ich werde immer zu dir stehen. Wir teilen eine Seele – schon vergessen?“
    Ein Glücksgefühl überwältigte Alexander, wie er es seit Langem
nicht mehr empfunden hatte. Er erwiderte den Druck der anderen Hand. „Alles
wird anders werden“, versprach er. „Wenn wir erst einmal in Asien sind. Fort
von allem hier, von Intrigen und Verschwörungen, Aufständen und Verrat,
Wortbrüchen und Mordkomplotten ... In Asien wird alles anders werden. Wir werden
einen neuen Anfang machen!“
    Die Vorbereitungen für den Feldzug liefen schon den ganzen
Winter über auf Hochtouren. Truppen wurden ausgebildet, Söldner angeworben,
Proviant und Ausrüstung beschafft. In endlosen Besprechungen wurden die
Detailfragen geklärt: Welche Einheiten sollten am Feldzug teilnehmen, welche
zum Schutz der Heimat zurückbleiben? Wie stark waren die thrakischen und illyrischen
Hilfstruppen? Wie groß die Aufgebote, die die griechischen Verbündeten
beisteuern würden? Schließlich standen die Zahlen fest. Ein großer Teil der
Armee würde in Makedonien zurückbleiben, unter dem Befehl von Antipatros, der
den Titel eines Strategen von Europa erhielt. Die Invasionsarmee würde insgesamt
fast vierzigtausend Mann zu Fuß und fünftausend Reiter umfassen. Hinzu kam die
Flotte mit hundertsiebzig Trieren sowie einer beträchtlichen Anzahl von
Kurierschiffen, Aufklärern und Transportern. Armee und Flotte würden sich

Weitere Kostenlose Bücher