Eine Krone für Alexander (German Edition)
dich toll, das hat er mir selbst gesagt. Er
meinte, du und deine Mutter, ihr hättet den Veteranen noch Tricks vorgemacht.“
„Ach, und weil er mich als Junge angeblich toll fand, soll
ich ihn heiraten? Ausgerechnet diesen Barbaren aus dem Norden! Soll ich
vielleicht mit ihm in einer Holzhütte hausen?“
„Natürlich nicht. Ihr würdet in Pella leben. Langaros und seine
Agrianen werden eine wichtige Rolle auf meinen Feldzügen spielen, er hat eine
steile Karriere vor sich. Und überhaupt: Seit wann bist du so eingebildet? Von
deiner Mutter sagte man auch immer, sie sei eine Barbarin aus dem Norden.“
Sie waren bei der Tür stehengeblieben, die in die Frauenbäder
führte. Kynnana warf Alexander einen frostigen Blick zu. „Sicher. Illyrer,
Thraker, Agrianen – wir sind alle gleich. Wenn du schon eine halbbarbarische
Schwester am Hals hast, was liegt dann näher, als sie an deinen barbarischen
Freund zu verkuppeln?“
„So habe ich das nicht gemeint. Ich wollte damit nur sagen,
dass du eigentlich wissen müsstest, wie borniert diese Haltung ist. Und dass
Langaros genau wie deine Mutter aus dem Norden stammt und ihr deshalb gut
zusammenpassen würdet. Die Stämme dort wissen kriegerische Frauen zu schätzen.
Wenn du wieder heiratest, würdest du dann nicht einen Mann bevorzugen, der
Verständnis für deine Vorlieben hat?“
„Das würde ich, wenn ich Verwendung für ihn hätte, was aber
nicht der Fall ist. Ich hatte bereits einen Ehemann, einen, mit dem ich vollauf
zufrieden war. Du in deiner unendlichen Weisheit hast beschlossen, ihn mir zu
nehmen. Also akzeptiere gefälligst, dass ich jetzt Witwe bin. Ich verspüre
nicht den Wunsch, noch einmal zu heiraten, schon gar nicht einen von deinen Kumpeln.“
Sie deutete energisch mit dem Kinn auf den Kleiderstapel auf
ihren Armen, und er legte das Ölfläschchen darauf, zu der Haarbürste und den Sandalen.
Dann stieß sie mit dem Hintern die Tür auf und funkelte ihn an.
„Lass mich einfach nur in Ruhe!“
Damit ließ sie die Tür hinter sich zufallen.
Nicht lange danach fing Langaros sich ein Fieber ein und
starb völlig überraschend nach wenigen Tagen. Seine Freunde, die mit ihm
zusammen in Mieza gewesen waren, trauerten aufrichtig um ihn. Langaros war bei allen
beliebt gewesen. Wenn ihm auch niemand besondere Geistesgaben nachgesagt hatte,
so war er doch ein guter Kamerad gewesen, unkompliziert und immer für einen
guten Witz zu haben.
Am tiefsten trauerte Proteas um ihn, mit dem er so viele
Jahre unzertrennlich gewesen war. Er verschanzte sich in einer Taverne in der
Stadt und gab sich einem mehrere Tage dauernden Saufgelage hin. Schließlich
zerrten ihn Attalos, Hektor und Marsyas aus dem Verschlag, in den der ratlose
Wirt ihn verfrachtet hatte, und drückten ihn so lange in der Pferdetränke im
Hof unter Wasser, bis er wieder halbwegs nüchtern war.
Von da an sprach Proteas den Namen seines Freundes nie
wieder aus. Doch in all den Jahren, die kommen sollten, war Langaros’ Todestag
der einzige Tag im Jahr, an dem Proteas garantiert nicht einen einzigen Tropfen
Wein anrührte.
11
Es war nicht zu übersehen: Apelles war verliebt.
Die Anzeichen dafür waren eindeutig. Die sehnsüchtigen Blicke,
die der Maler dem Gegenstand seiner Verehrung zuwarf. Das leise Seufzen, das
ihm entfuhr, ohne dass er es zu bemerken schien. Die für einen Künstler
uncharakteristische Ungeschicktheit, mit der er seinen Pinsel überallhin
schwang, nur nicht über das halbfertige Bild vor seiner Nase. Nach und nach
überzogen sich Gesicht, Haare und Kleidung mit Farbklecksen.
Wie angekündigt hatte Alexander Apelles den Auftrag erteilt,
ein Bild von Pankaste anzufertigen, und die Hetäre saß ihm Modell dafür. Das Gemälde
sollte sie als Aphrodite darstellen. Als Verkörperung der Liebesgöttin war sie
natürlich so gut wie nackt. Wie hingegossen ruhte sie auf einer Kline, nur
notdürftig von ihrem offenen, silbrig blonden Haar bedeckt, den rechten Arm
lasziv hinter dem Kopf. Apelles war vom ersten Augenblick an verloren gewesen.
Weniger offensichtlich war, dass sich auch Pankaste verliebt
hatte. Natürlich war sie zu sehr Profi, um sich eine Blöße zu geben (von der
des Nackt-Modell-Liegens abgesehen), doch Alexander fiel es trotzdem auf. Er
hatte nie viel Zeit mit seiner Mätresse verbracht, doch ein wenig vertraut war
er mit ihr inzwischen doch. Er merkte es zuerst an der leicht abwesenden Art,
mit der sie ihn in letzter Zeit behandelte. Wenn sie sang oder auf
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