Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
Vom Netzwerk:
sie herab. „Ich würde
meinen Sohn lieber eigenhändig in eine Wolfsschlucht werfen als zulassen, dass
er in deine Fänge gerät. Eurydika hatte recht, dir geht es nur um Macht.“ Er
ging zur Tür. „Lass mich nie wieder zu dir rufen. Wenn Thessalonika ein
Geschenk für mich hat, schick sie zu mir. Aber ich werde nie wieder einen Fuß
über deine Schwelle setzen!“
    „Sie haben natürlich recht“, sagte Hephaistion am Abend.
    „Wer hat recht und inwiefern?“, fragte Alexander, ohne die
Augen von der Schriftrolle zu lösen, in die er sich vertieft hatte.
    „Dass du heiraten musst.“
    Gereizt sah Alexander auf. „Und das werde ich auch – eines
Tages. Ganz bestimmt lasse ich mir weder von Antipatros noch von Parmenion und
am wenigsten von meiner Mutter vorschreiben, wann ich zu heiraten habe. Oder
wen. Fängst du jetzt auch noch damit an?“
    „Warum heiratest du nicht Phila?“, fragte Hephaistion unbeeindruckt.
„Sie würde bestimmt eine gute Königin abgeben. Sie kümmert sich um arme Witwen
und Waisen, sie hat Verstand, und hübsch ist sie auch noch.“
    „Warum bist du so verdammt selbstlos?“ Alexander legte das
Buch zur Seite, ihm war klar, dass er vorläufig nicht mehr zum Lesen kommen würde.
    „Bin ich gar nicht. Aber du brauchst eine Frau. Warum dann
nicht gleich die Richtige nehmen? Phila hat dir doch gefallen, oder? Gib’s
ruhig zu.“
    Alexander zuckte mit den Achseln. „Das ist nicht die Frage.
Antipatros ist dabei, sich unentbehrlich zu machen. Nur zu gern würde er im
Falle meines Todes die Regentschaft für seinen Enkel übernehmen. Aber zu viel
Macht ist nicht gut für ihn. Und vor allem nicht für mich.“
    „Dann nimm Parmenions Tochter.“
    „Nein, danke. Parmenion hat alle Schlüsselstellen in der
Armee mit seinen Söhnen und Verwandten besetzt. Ich brauche ihn nicht auch noch
als Schwiegervater.“
    „Und Atalante?“
    „Wie kommst du gerade auf sie?“
    „Perdikkas ist ein guter Kerl. Er und seine Geschwister
stammen aus dem früheren Königshaus von Orestis, sie sind dadurch sogar um ein
paar Ecken mit dir verwandt. Gute Familie, aber nicht mehr besonders einflussreich.
Genau richtig also für deine Zwecke.“
    „Die Oresten sind außerdem eng mit den Molossern verwandt.
Atalante würde auch meiner Mutter gut in den Kram passen, und das ist bestimmt
das Letzte, was ich will.“
    Hephaistion kam herüber, setzte sich neben Alexander auf die
Kline und legte ihm den Arm um die Schultern. „War nur so eine Idee. Atalante
ist sowieso eine Beißzange, sagt Alketas, und als ihr Bruder muss er es schließlich
wissen.“ Er lächelte verlegen. „Ich wollte nur sichergehen, dass du nicht
denkst, du musst auf mich Rücksicht nehmen oder so.“
    „Das denke ich auch nicht!“ Alexander erwiderte das Lächeln
kurz, ehe er wieder ernst wurde. „Es ist nur … ständig liegen mir alle in den
Ohren, dass ich heiraten und einen Erben zeugen soll. Nicht nur Antipatros und
Parmenion, sondern auch meine Mutter und sogar Aristoteles. Sobald der Junge
geboren ist, werden sich alle auf ihn stürzen wie die Geier: Aristoteles, um
ihn zu dem zu erziehen, was er für den idealen Herrscher hält, und die anderen,
damit sie im Falle eines Falles durch ihn herrschen können. Ich habe nicht vor,
ihnen den Gefallen zu tun. Vor allem nicht meiner Mutter. Die Vorstellung, dass
sie Zugriff auf meinen Sohn erhält, erfüllt mich mit Schrecken.“
    Hephaistion drückte Alexanders Schulter. „Das kann ich gut
verstehen. Nur …“
    „Nur was?“
    „Ich weiß, deine Mutter hat Schreckliches getan, und das
lässt sich nicht ungeschehen machen. Aber sie hat Thessalonika bei sich
aufgenommen, die Tochter ihrer früheren Rivalin. Sie ist über ihren Schatten
gesprungen, das ist wie eine Bitte um Vergebung. Kannst du ihr nicht endlich
verzeihen?“
    „Schon wieder so selbstlos?“ Alexander schüttelte Hephaistions
Arm ab und stand auf. „Sie würde es dir nicht danken, wenn sie davon wüsste. Sie
hasst dich.“
    „Ich weiß. Aber mir geht es nicht um sie, sondern um dich.
Du bereust es dein Leben lang, wenn du nach Asien aufbrichst, ohne dich mit ihr
ausgesöhnt zu haben. Was ist, wenn ihr etwas zustößt? Oder dir selbst?“
    Alexander antwortete nicht.
    „Sie ist deine Mutter. Vielleicht siehst du sie niemals
wieder. Und was immer sie getan hat, sie hat es für dich getan. Sie liebt
dich.“
    „Nein. Das Einzige, was sie liebt, ist die Macht. Ich war
ihr immer gleichgültig. Außer in der

Weitere Kostenlose Bücher