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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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erst im Sommer. Hephaistion hatte keine Geschwister und lebte die
meiste Zeit auf dem Gestüt seines Vaters in der Nähe von Pella. In die Stadt
kam er nur, wenn Amyntor Pferde für die Armee lieferte.
    Nachdem sie gegessen hatten, saßen sie eine Zeit lang
einfach nur da und sahen zu, wie die Sonne hinter den Ziegeldächern des Palasts
unterging. Schließlich brach Alexander das Schweigen. „Habt ihr eigentlich noch
Verwandte in Athen?“
    „Entfernte. Warum fragst du?“
    „Nur aus Neugier. Kennen deine Verwandten zufällig Demosthenes?“
    „Aber sicher. Mein Vater ist der Staatsgastfreund der
Athener am Hof des Königs.“
    Alexander wusste natürlich, was ein Staatsgastfreund war:
eine Art Verbindungsmann, der für die Beziehungen zu einem anderen Staat zuständig
war, in Amyntors Fall zu Athen. Da seine Vorfahren von dort gekommen waren,
verfügte er über Kontakte und Kenntnisse, die ihn für dieses Ehrenamt
prädestinierten. „Was hält dein Vater von Demosthenes?“
    Hephaistion runzelte die Stirn. „Er sagt, der Mann ist ein gefährlicher
Demagoge, er wird niemals aufhören, seine Mitbürger gegen den König aufzuhetzen.
Demosthenes ist aber auch rein menschlich gesehen ein Mistkerl. Vor zwei Jahren
war er in Makedonien, er gehörte zu der Gesandtschaft, die über den Frieden
verhandelt hat.“
    „Ich erinnere mich.“ Sicher hatte es zu Amyntors Aufgaben
gehört, sich um die Gesandten zu kümmern.
    „An einem der Abende trug der Sohn des Königs zusammen mit
einem anderen Jungen ein paar Lieder für die Gäste vor. Mein Vater sagt, die
beiden waren wirklich gut, vor allem Alexander. Vater meinte, wenn er nicht
zufällig der Erbe des Königs wäre, könnte er sich sein Brot auch als Sänger
verdienen. Und willst du wissen, was Demosthenes zu Hause über Alexander
verbreitet hat?“
    „Was?“
    „Dass er ein Muttersöhnchen sei!“ Hephaistion schüttelte
empört den Kopf. „Dieser Demosthenes ist ein verlogener Drecksack!“

18
    Den Sommer über ging Balakros mit seinen Schülern hin und
wieder hinaus auf die Exerzierplätze, damit sie den Soldaten zusehen konnten.
Eines Tages, als sie gerade die Manöver einer Abteilung Rekruten verfolgten,
stellte Balakros ihnen einen Mann vor, dessen Gesicht von der Sonne tief gebräunt
war, um einige Töne dunkler als sein kurz geschnittener blonder Bart.
    „Das ist Memnon aus Rhodos. Er ist ein berühmter Söldnerführer
und kann euch alles über Phalanx-Taktik erzählen.“
    Alexander kannte den Mann bereits von seinen Besuchen bei
Artabazos, denn Memnons Schwester war die Frau des ehemaligen Satrapen und die
Mutter seiner vielen Kinder. Er und sein älterer Bruder Mentor hatten als
Söldnerführer in persischen Diensten gestanden, aber nach der gescheiterten
Revolte ihres Schwagers aus Asien fliehen müssen. Während Memnon mit Artabazos
nach Pella gekommen war, hatte Mentor seine Dienste den Ägyptern angeboten, die
gerade mit den Persern im Krieg lagen.
    „Eine Phalanx besteht aus mehreren Reihen nebeneinander
aufgestellter Hopliten, Schwerbewaffneter, die mit einem runden Schild und
einer Lanze ausgerüstet sind“, dozierte Memnon. Er war erstaunlich jung für
einen Söldnerführer seiner Reputation, nämlich erst Mitte dreißig. „Phalanx
heißt bekanntlich Walze, und genau so funktioniert sie auch: Sie walzt beim Vorrücken
alles nieder, was sich ihr entgegenstellt. Das klappt natürlich nur, solange
sich keine Lücke in der Formation auftut. Deshalb kommt alles auf Disziplin und
Übung an. Niemand darf aus der Reihe tanzen. Ist erst einmal eine Lücke in der
Phalanx entstanden, kann der Feind eindringen und die ganze Formation aufbrechen.“
    Sie sahen zu den Rekruten auf dem Exerzierplatz hinüber, die
gerade einen abrupten Rechtsschwenk vollführten. Prompt fiel die Frontlinie
auseinander, und das Gebrüll des befehlshabenden Offiziers war bis zu ihnen zu
hören.
    „Seht ihr, was ich meine? In einem richtigen Kampf wären die
jetzt erledigt.“ Memnon wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinen Zuhörern zu.
„Früher war es in Makedonien einfach so, dass die Adligen dem König zu Pferd in
die Schlacht folgten, während die einfachen Bauern in ungeordneten Haufen zu
Fuß hinterherliefen. Erst König Philipp hat aus dem Fußvolk eine moderne,
schlagkräftige Phalanx geformt.“
    Jemand rief: „Woher weißt du das alles denn? Du bist doch
nur ein Söldner und nicht einmal Makedone!“
    „Ich habe mich oft mit eurem König unterhalten“,

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