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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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ab, lief es darauf hinaus, dass Artaxerxes Philipp in Thrakien
freie Hand lassen würde, während dieser im Gegenzug versprach, sich aus den
Angelegenheiten in Ionien herauszuhalten, wo es wieder einmal gärte. Memnon und
Artabazos wurden tatsächlich begnadigt. Ersterer ging wie angekündigt zu seinem
Bruder Mentor ins untere Asien, doch Artabazos erhielt seine frühere Satrapie
nicht wie erhofft zurück, sondern wurde an den Hof des Großkönigs nach Susa
beordert.
    An dem Tag, als Alexander sich von ihnen verabschiedete, liefen
ihm im Garten des Hauses Barsine und Kynna über den Weg. Offenbar war Kynna
ganz allein hergekommen. Olympias hätte niemals zugelassen, dass Kleopatra ohne
Begleitung den Palast verließ, aber sie hätte wahrscheinlich auch gar nicht
erst geduldet, dass ihre Tochter mit einer Perserin befreundet war.
    „Stell dir vor“, sagte Kynna zu Alexander, „Barsine wird heiraten!“
    „Oh, wirklich? Wer ist denn der Glückliche?“
    „Mentor“, antwortete Barsine. „Seine Frau ist vor zwei
Jahren gestorben.“
    „Dein Onkel? Aber er muss doch viel älter sein als du!“,
rutschte es Alexander heraus. Barsine war inzwischen siebzehn, und Mentor war
sogar noch älter als Memnon.
    „Warum hältst du nicht einfach die Klappe?“, fuhr ihm Kynna
über den Mund. „Das verstehst du alles noch gar nicht.“
    „Schon gut, Kynna“, sagte Barsine und wandte sich wieder an
Alexander. „Mach dir keine Sorgen. Es macht mir nichts aus, meinen Onkel zu heiraten,
im Gegenteil: Ich freue mich!“ Sie reichte ihm zum Abschied ihre Hand. „Ich
wünsche dir für die Zukunft alles Gute!“
    „Ich dir auch. Und herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit!“
    „Wie kann man nur so taktlos sein?“, ärgerte sich Kynna, als
sie zusammen zurück zum Palast gingen. „Du weißt doch, dass die Braut oft viel
jünger ist als der Bräutigam, und die Hochzeit mit einem Onkel ist auch nichts
so Ungewöhnliches. Du bist wohl eifersüchtig!“
    „Eifersüchtig? Ich?“
    „Klar – immer noch in Barsine verliebt, wie?“
    „So ein Unsinn, ich bin nicht verliebt!“, versicherte
Alexander. „Es ist nur … Mentor ist kein guter Mensch.“
    „Woher willst du das wissen?“
    „Vom König persönlich. Mentor hat die Ägypter und die
Sidonier an Artaxerxes verraten. Vater sagt, er ist ein verräterischer Schuft.“
    „Hm“, meinte Kynna und dachte nach. Sie mochte Barsine sehr
gern. „Vielleicht ist er nur in politischen Angelegenheiten ein Schuft und
privat ein anständiger Mensch“, hoffte sie. „In der Politik muss man oft
unschöne Dinge tun, so wie Vater. Barsine wird sich Mentor schon zurechtbiegen,
du kennst sie ja. – Nein, Alexander, du musst nicht mit bis zu uns kommen. Ich
kann allein auf mich aufpassen. Ich habe es nicht nötig, mich von meinem kleinen
Bruder beschützen zu lassen.“
    Barsine, Artabazos, Memnon und der Rest der Familie verließen
Pella wenig später, und Alexander hatte keinen Grund zu der Annahme, dass er
einen von ihnen jemals wiedersehen würde.

30
    Jedes Jahr im Frühjahr, während der Xanthika, traten die
Söhne des Adels, sofern sie in dem betreffenden Jahr vierzehn Jahre alt wurden,
in das Korps der Königsjungen ein. Für Alexander und seine Altersgenossen würde
es bald endlich so weit sein, und so war er ausnahmsweise einmal nicht beunruhigt,
als er ins Arbeitszimmer seines Vaters beordert wurde. Der König saß wie üblich
hinter seinem Schreibtisch, der diesmal jedoch ungewohnt aufgeräumt wirkte.
Hatten sich dort früher stets Berge von Papyros-Rollen und Schreibtafeln
getürmt, so waren nun nur wenige Schriftstücke darauf verteilt. Neben dem König
stand ein junger Mann und reichte ihm eine Schriftrolle. Alexander musterte ihn
neugierig, während er sich setzte.
    Philipp bemerkte seinen Blick. „Das ist Eumenes, Sohn des
Hieronymos aus Kardia, mein neuer Sekretär.“
    Der junge Grieche hatte ein pausbackiges Gesicht mit spitzer
Nase sowie sandfarbenes Haar. Alles in allem eine eher unscheinbare
Erscheinung, dafür aber sehr gepflegt. Er wirkte erstaunlich jung für einen so
verantwortungsvollen Posten, erst um die Zwanzig.
    „Seit ich Eumenes habe, ist in meinen Unterlagen endlich
Ordnung eingekehrt. Du weißt ja, wie es hier früher aussah.“ Philipp wies auf
die übersichtliche Tischplatte und machte dann eine Handbewegung zur Wand.
Alexanders Blick fiel auf eine Reihe von Gestellen, in denen sich
Papyros-Rollen stapelten. „Wie du siehst, hat jetzt alles seinen

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