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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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will“, begann er vorsichtig, „aber ich würde gern wissen, was los
ist.“
    „Das würden wir auch gern“, entgegnete Antigenes trocken.
„Gestern Abend ist ein Bote aus Pella gekommen, und Aristoteles hat lange mit
ihm gesprochen. Heute haben er und die beiden anderen Lehrer sich nicht blicken
lassen. Nur Theophrastos hat morgens kurz Bescheid gegeben, dass heute der
Unterricht ausfällt. Mehr weiß ich leider auch nicht.“
    Die Königsjungen verbrachten die unverhoffte Freizeit damit,
in den Baracken zu sitzen, Würfel zu spielen und sich zu unterhalten. Andere
lasen oder schrieben Briefe oder brachten ihre Ausrüstung auf Vordermann. Oder
sie ergingen sich in wilden Spekulationen, was den Unterrichtsausfall betraf.
Irgendwann bekam Alexander zufällig mit, wie Kallisthenes auf der anderen Seite
des Hofs in der Küche verschwand. Er nahm seine Chlamys und lief durch den
Schneeregen hinüber. Der Koch fachte gerade wieder das Feuer an. Durch die Tür
zum Speisesaal konnte Alexander Kallisthenes auf einer der Bänke im Speisesaal
sitzen sehen, wo er auf das Essen wartete, mit dem Rücken zum Eingang, den Kopf
gesenkt. Alexander setzte sich auf die Bank gegenüber, ohne etwas zu sagen.
    Aristoteles’ Assistent und Großneffe machte einen niedergeschlagenen
Eindruck. Er neigte zur Korpulenz, und obwohl er noch jung war, war sein
rundlicher Kopf nur noch von einem Kranz brauner Haare umgeben, die jetzt vom
Schneeregen durchweicht waren. Seine Lider waren geschwollen, der Blick auf die
Tischplatte gesenkt.
    „Was ist passiert?“, fragte Alexander.
    „Schlechte Nachrichten“, erwiderte Kallisthenes, ohne aufzusehen.
    „Aus Pella?“
    „Nein, aus Asien. Sie betreffen einen Freund. Einen guten
Freund.“
    Der Philosoph schwieg eine Zeitlang. Sein Blick schien in
die Ferne zu wandern. Dann begann er zu erzählen. „Hermeias hat zusammen mit
Aristoteles bei Platon studiert. Er war ein freigelassener Sklave, sein
früherer Herr, der Tyrann Eubulos von Atarneus und Assos drüben in Asien, hatte
ihn zum Studium nach Athen geschickt. Später kehrte Hermeias nach Atarneus
zurück und wurde dort schließlich Eubulos’ Nachfolger.“ Kallisthenes strich
sich müde die nassen Haare aus dem Gesicht. „Als Aristoteles die Akademie
verlassen musste, lud Hermeias ihn ein, zu ihm nach Asien zu kommen und in
Assos eine eigene Schule zu gründen. Theophrastos und ich kamen mit. Hermeias’
Großzügigkeit bot uns allen eine neue Heimstätte. Er gab Aristoteles sogar
seine Nichte Pythias zur Frau.“
    „Ich wusste gar nicht, dass er verheiratet ist.“
    „Seine Frau lebt noch drüben in Mytilene.“ Kallisthenes
starrte an Alexander vorbei ins Leere. „Gestern Abend kam ein Bote des Königs
und überbrachte uns die Nachricht, dass Hermeias verhaftet wurde. Ein gewisser
Mentor hat ihn beim Großkönig als Verräter denunziert.“
    „Mentor?“ Überrascht sah Alexander auf. Memnons älterer
Bruder. Er hatte dem Großkönig bei der Rückeroberung Ägyptens geholfen, danach
hatte er den Auftrag erhalten, drüben in Ionien für Ordnung zu sorgen und ein
Auge auf die lokalen Machthaber zu haben. Einige von ihnen hätten die persische
Oberhoheit nur zu gern abgeschüttelt. Auch Hermeias? „Weshalb hat Mentor euren
Freund verdächtigt?“
    „Wegen gar nichts“, behauptete Kallisthenes. „Mentor wollte
sich einfach nur beim Großkönig beliebt machen, indem er ihm einen angeblichen
Verräter präsentierte. Er schickte einen Boten zu Hermeias und ließ ihn wissen,
Artaxerxes misstraue ihm, er, Mentor, wolle ihm helfen und sich für ihn beim
Großkönig einsetzen. Deshalb lud er Hermeias zu einem Treffen ein, doch als
dieser dort erschien, ließ Mentor ihn festnehmen.“
    Alexander ballte die Fäuste. „So eine heimtückische Falle
ist typisch für Mentor! Er hat schon die Sidonier und die Ägypter an den
Großkönig verraten. Was geschieht jetzt mit Hermeias?“
    „Mentor lässt ihn nach Susa bringen, wo er wahrscheinlich
hingerichtet wird.“
    „Es tut mir leid um euren Freund“, sagte Alexander leise.
„Ich bin sicher, die Götter werden Mentor eines Tages seine verdiente Strafe
schicken!“
    Er half Kallisthenes, das Essen zu den Unterkünften der
Lehrer zu tragen, dann rannte er zurück zu den Baracken und winkte Hephaistion
heraus. Sie liefen zu den Ställen, dem einzigen Platz, wo sie um diese Zeit
ungestört sein würden und sich nicht gleichzeitig zu Tode froren.
    „Natürlich hat Kallisthenes mir nicht alles

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