Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge

Titel: Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
Vom Netzwerk:
umzugestalten, und karrte mehr als 383 000 Kubikmeter frischen Mutterboden heran, damit auch ordentlich was wachsen konnte. 1859, in einer
    * Vaux sollte auch unabhängig davon noch eine erfolgreiche Karriere machen. Neben vielem anderen entwarf er mit dem Engländer Jacob Wrey Mould das American Museum of Natural History, das auf den Central Park hinausschaut.
    Phase besonders intensiver Bautätigkeit, arbeiteten 3600 Männer am Central Park, der im Übrigen nach und nach eröffnet wurde und nicht mit einer großen Eröffnungszeremonie. Viele Leute fanden ihn ungeordnet und verwirrend. Und es stimmt, er hat wenige dominierende Punkte zur Orientierung. Adam Gopnik schreibt dazu: »Die weite Grünfläche ist auf nichts ausgerichtet und führt auch letztlich zu nichts. Die Seen und Teiche liegen isoliert für sich und sind nicht Teil eines miteinander verbundenen Wasserweges. Die Hauptbereiche sind nicht adrett voneinander abgegrenzt, sondern gehen ineinander über. Es fehlt, ganz bewusst, an Ausrichtung, an deutlicher Planung, an einer vertrauten, beruhigenden Klarheit. Der Central Park hat selbst keinen zentralen Ort.«
    Aber die Leute lernten ihn trotzdem lieben, und bald bekam Olmsted Aufträge aus ganz Amerika. Was ein wenig überraschend ist, denn eigentlich baute er gar nicht die Art Park, die die Leute wirklich wollten — und je mehr Parks er baute, desto deutlicher wurde das. Fest überzeugt, dass alle Übel des Stadtlebens aus schlechter Luft und Mangel an Bewegung herrührten und zu »einem frühzeitigen Versagen der Verstandeskraft« führten, wollte er etwas für die Gesundheit und Moral einer ermatteten Bürgerschaft tun und ihr zu diesem Behufe die Möglichkeit zu ruhigen Spaziergängen und stiller Erbauung verschaffen. Er war gegen alles, was laut und heftig war und Spaß machte. Insbesondere wollte er keine aufregenden Zoos oder Seen zum Bötchenfahren, also genau das nicht, was Vergnügungsparkbesucher sich gerade wünschten. Im Franklin Park in Boston ließ er für alle außer Menschen unter sechzehn das Baseballspielen verbieten und alle anderen »aktiven Erholungsbeschäftigungen«, wie er sie verächtlich nannte, gleich dazu. Feiern zum Vierten Juli waren glattweg untersagt.
    Doch niemand hielt sich daran, und auch die Parkbehörden kniffen freundlicherweise ein Auge zu. Olmsteds Parks waren letztendlich viel vergnüglicher, als er wollte, wenngleich immer noch erheblich spartanischer ausgestattet als die Parks in Europa mit ihren fröhlichen Biergärten und hell erleuchteten Karussells.
    Obwohl Olmsted mit dem Landschaftsgärtnern erst anfing, als er schon stracks auf die vierzig zuschritt, wurde er nun atemberaubend produktiv. Er baute über einhundert Stadtparks überall in Nordamerika — wie etwa in Detroit, Albany, Buffalo, Chicago, Newark, Hartford und Montreal. Zwar ist und bleibt der Central Park seine berühmteste Schöpfung, doch halten viele Menschen den Prospect Park in Brooklyn für sein eigentliches Meisterwerk. Olmsted führte darüber hinaus mehr als zweihundert Aufträge für private Anwesen und verschiedene Institutionen aus, darunter für circa fünfzig Universitätscampus. Biltmore war sein letztes Projekt — ja, eigentlich auch eine seiner letzten rationalen Handlungen. Kurz danach glitt er in eine hoffnungslose, fortschreitende Demenz. Er verbrachte die letzten fünf Jahre seines Lebens im McLean Asylum in Belmont in Massachusetts, wo er, es erübrigt sich fast zu sagen, die Grünanlagen entworfen hatte.
    Obwohl es natürlich riskant ist, zu frei darüber zu spekulieren, was für einem Lebensstil der gute Reverend Marsham in seinem Pfarrhaus frönte, träumte er vermutlich von einem Gewächshaus — ja, besaß vielleicht sogar eines —, denn Gewächshäuser waren das große neue Spielzeug der Zeit. Angeregt von Joseph Paxtons Kristallpalast in London und nach Abschaffung der Glassteuern ja auch erschwinglicher, schossen sie bald überall wie Pilze aus dem Boden und wurden mit den vielen aufregenden neuen Pflanzen vollgestellt, die aus der ganzen Welt in Mengen nach Großbritannien kamen. Doch dieser umfassende Transfer von Grünzeug von einem Kontinent zum anderen blieb nicht ohne Folgen. Im Sommer 1863 stellte ein passionierter Gärtner in Hammersmith in Westlondon fest, dass ein preisgekrönter Weinstock in seinem Gewächshaus kränkelte. Er konnte die Krankheit nicht diagnostizieren, sah aber, dass die Blätter mit kleinen Gallenkörpern bedeckt waren, aus denen

Weitere Kostenlose Bücher