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Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge

Titel: Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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zuerst zu grobem, dann zu feinem Mehl vermahlen und dann das mit anderen Zutaten wie Hefe und Salz zu einem Teig vermischen. Der Teig wiederum muss so lange geknetet werden, bis er eine bestimmte Konsistenz hat, und zum Schluss muss der entstandene Klumpen sorgsam und präzise gebacken werden. Allein beim letzten Arbeitsgang kann man so vieles falsch machen, dass in allen Gesellschaften, in denen Brot eine Rolle spielte, das Backen schon sehr früh Profis überlassen wurde.
    Ackerbau und Viehzucht haben übrigens die Lebensqualität nicht großartig gehoben. Die Kost des typischen Jägers und Sammlers war abwechslungsreicher, und er nahm mehr Proteine und Kalorien zu sich als seine sesshaften Artgenossen. Er nahm auch fünfmal so viel Vitamin C auf als ein Durchschnittsmensch heute. Selbst in der eisigsten Eiszeit — das wissen wir jetzt — aßen nomadisch lebende Menschen verblüffend gut und gesund. Im Gegensatz dazu wurden sesshafte Menschen von einem viel kleineren Angebot an Nahrungsmitteln abhängig, das Ernährungsmängel zwangsläufig mit einschloss. Die drei großen Getreidearten, die damals angebaut wurden, waren Reis, Weizen und Mais, doch als Grundnahrungsmittel hatten sie alle erhebliche Nachteile. John Lanchester schreibt dazu: »Reis beeinträchtigt die Wirkung von Vitamin A; Weizen enthält eine chemische Substanz, die die Aufnahme von Zink hemmt und zu vermindertem Wachstum führen kann, und Mais hat zu wenige lebenswichtige Aminosäuren, aber Phytat, das die Eisenaufnahme verhindert.« In den Anfangszeiten der Landwirtschaft im Nahen Osten sank die Durchschnittsgröße der Menschen um fünfzehn Zentimeter. Selbst auf den Orkney-Inseln, wo man in der Vorgeschichte vermutlich so gut lebte, wie es in der Zeit nur möglich war, erwies sich nach einer Analyse von dreihundertvierzig Skeletten, dass kaum jemand älter als zwanzig geworden ist.
    Die Bewohner der Orkney-Inseln starben aber nicht an Mangelernährung, sondern an Krankheiten. Bei eng zusammenlebenden Menschen ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass sich ringsum immer alle anstecken; auch in der trauten Gemeinschaft mit den domestizierten Tieren konnten sie sich die Grippe (von Schweinen oder Geflügel), Pocken und Masern (von Kühen und Schafen) und Milzbrand (unter anderem von Pferden und Ziegen) holen. Soweit wir heute wissen, haben sich praktisch alle ansteckenden Krankheiten erst verbreitet, als die Menschen anfingen zusammenzuleben. Sich gemeinsam niederzulassen führte außerdem zu einer horrenden Zunahme an »Kommensalen« — Mäusen, Ratten und anderen Tierlein, die mit und von den Menschen leben und sehr, sehr häufig als Krankheitsüberträger fungieren.
    Sesshaftigkeit brachte also schlechtere Ernährung, mehr Krankheiten, reichlich Zahnschmerzen und Zahnfleischerkrankungen und früheren Tod mit sich. Wahrhaft erstaunlich ist aber, dass alles, was von unseren jungsteinzeitlichen Vorfahren angepflanzt wurde, noch heute verspeist wird. Von den dreißigtausend Sorten essbarer Pflanzen auf Erden machen gerade mal elf Mais, Reis, Weizen, Kartoffeln, Maniok, Sorghumhirse, Hirse, Bohnen, Gerste, Roggen und Hafer — ganze dreiundneunzig Prozent unserer Ernährung aus, und alle elf gab es damals schon. Absolut das Gleiche gilt für die Viehhaltung. Die Tiere, die wir heute zum Verzehr halten, essen wir nicht, weil sie besonders lecker oder nahrhaft sind oder weil es ein Vergnügen ist, sie um sich zu haben, sondern weil sie die ersten waren, die in der Steinzeit domestiziert wurden.
    So gesehen sind wir immer noch Steinzeitmenschen. Da können wir noch so viel Lorbeerblätter und gehackten Fenchel auf unsere Speisen streuen. Und wenn wir krank werden, leiden wir an Steinzeitkrankheiten.
    II.
    Wenn man Sie vor zehntausend Jahren gefragt hätte, wo sich wohl später einmal die größte Zivilisation herausbilden würde, hätten Sie sich vermutlich für den einen oder anderen Teil Mittel- oder Südamerikas entschieden, denn mit Nahrungsmitteln stellte man dort absolut Erstaunliches an. Die Wissenschaftler nennen diesen Teil der Neuen Welt Mesoamerica, ein gefällig vager Terminus, mit dem man Mittelamerika bezeichnen kann plus so viel oder so wenig von Nord- oder Südamerika, wie man braucht, um eine Hypothese zu untermauern.
    Die Mesoamerikaner waren die größten Bauern aller Zeiten, doch von all ihren vielen Errungenschaften war keine so wichtig und wundersam wie die Züchtung von Mais. Wie sie das genau angestellt haben, ist uns immer

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