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Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge

Titel: Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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hatte, ohne aber Kapital daraus zu schlagen. Holmes erschuf ein blendend helles Licht. Über ihn selbst weiß man fast nichts, nicht, wo er herkam, was für eine Ausbildung er hatte, wie er mit der Elektrizität umzugehen lernte. Man weiß nur, dass er in der École Militaire in Brüssel arbeitete, wo er die Erfindung mit einem Professor Flohs Nollet entwickelte, dann nach England zurückkehrte und sie dem großen Michael Faraday vorlegte, der sofort sah, dass sie ein perfektes Licht für Leuchttürme liefern würde.
    Zum ersten Mal wurde sie im Leuchtturm von South Foreland, ein wenig außerhalb von Dover, eingebaut und am achten Dezember 1858 unter Strom gesetzt.* Die Bogenlampe brannte dreizehn Jahre lang, und es wurden auch andernorts welche installiert, doch zum großen Hit wurden sie nie, weil sie so kompliziert und teuer waren. Man brauchte dazu einen elektromagnetischen Motor und eine Dampfmaschine, die zusammen zwei Tonnen wogen und, um reibungslos zu laufen, ständiger Aufsicht und Wartung bedurften.
    Für sie sprach allerdings ihre erstaunliche Helligkeit. Der Bahnhof St. Enoch's in Glasgow wurde von sechs Crompton-Lampen beleuchtet (benannt nach R.E. Crompton, ihrem Hersteller), von denen angeblich jede die Leuchtkraft von sechstausend Kerzen besaß. In Paris entwickelte ein in Russland geborener Erfinder namens Paul Jablochkow eine Art von Bogenlampen, die man Jablochkow'sche Kerzen nannte. In den 1870er Jahren wurden sie zur Beleuchtung vieler Pariser Straßen und Denkmale benutzt. Eine Sensation! Leider waren sie teuer und hatten einige Nachteile. Sie waren hintereinander geschaltet, und wenn eine ausging, gingen alle aus wie die Lämpchen an einer Weihnachtsbaumlich -
    *Der Leuchtturm von South Foreland, heute in Händen des National Trust und unbedingt besuchenswert, wurde 1899 erneut berühmt, als Guglielmo Marconi die erste «drahtlose« Nachricht von dort nach Wimereux in Frankreich schickte .
    terkette. Und es ging oft eine aus. Nach gerade einmal fünf Jahren meldete die Firma Jablochkow Konkurs an.
    Zum häuslichen Gebrauch waren Bogenlampen viel zu hell. Man brauchte einen praktischen Glühfaden, einen Draht, der sich bei genügend Stromdurchfluss gerade so erhitzte, dass es angenehm hell leuchtete. Das Prinzip der Beleuchtung mit Glühfäden hatte man schon überraschend lange begriffen und gemeistert. Bereits 1840, sieben Jahre bevor Thomas Edison überhaupt geboren wurde, führte Sir William Grove, ein Rechtsanwalt und Richter, der auch ein brillanter Amateurforscher mit einem besonderen Interesse an der Elektrizität war, ein Glühlicht vor, das mehrere Stunden glühte, doch niemand wollte eines, das teuer in der Herstellung war und letztlich nur ein paar Stunden durchhielt. Grove arbeitete an seiner Erfindung nicht weiter.
    In Newcastle wiederum sah ein junger Apotheker und eifriger Erfinder namens Joseph Swan eine Vorführung mit Groves Glühlicht und machte selbst ein paar erfolgversprechende Experimente, doch man hatte noch keine Technik, das notwendige Vakuum in einem Behältnis zu erzeugen. Und ohne das Vakuum brannte jeder Glühfaden schnell ab. Swan interessierte sich indes auch für andere Dinge, besonders die Fotografie, zu deren Entwicklung er viele wichtige Beiträge lieferte. Er erfand das Bromsilberpapier, mit dem man die ersten qualitativ wirklich guten Abzüge machen konnte, perfektionierte das nasse Kollodiumverfahren und verfeinerte mehrere Chemikalien, die man beim Fotografieren und Entwickeln brauchte. Seine pharmazeutische Anstalt, ein Produktions- und Vertriebsunternehmen, florierte. 1867 starb allerdings sein Geschäftspartner und Schwager John Mawson durch eine Verkettung unglücklicher Umstände, als er auf einem Hochmoor unweit Newcastles Nitroglyzerin wegkippen wollte. Die Folgezeit war schlimm und kompliziert für Swan, und er verlor für die nächsten drei Jahrzehnte jegliches Interesse an der Beleuchtung.
    Anfang der 1870er Jahre erfand Hermann Sprengel, ein deutscher Chemiker in London, eine Apparatur, die man Sprengel'sche Quecksilberpumpe nannte. Es war die entscheidende Erfindung, die Beleuchtung im Haus nun wirklich möglich machte. Unseligerweise war nur ein Mensch auf der ganzen Welt der Auffassung, dass Hermann Sprengel es verdiente, besser bekannt zu werden, und das war Hermann Sprengel selbst. Mit seiner Pumpe konnte man die Luft in einer Glaskammer auf ein Millionstel ihrer normalen Menge reduzieren, ein Glühfaden konnte also hunderte Stunden darin

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