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Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition)

Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition)

Titel: Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yuval Noah Harari
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Lebensstandard als im Jahr 1913, obwohl die Zahl der Menschen seither exponentiell gewachsen ist.
    Aber kann der Kuchen wirklich immer größer werden? Jeder Kuchen benötigt Rohstoffe und Energie. Längst erklären Mahner, dass der Homo sapiens die Rohstoffe und die Energie des Planeten früher oder später aufgebraucht haben wird. Was passiert dann?
    95 Maddison, World Economy , Bd. 1, S. 261, 264; »Gross National Income Per Capita 2009, Atlas Method and PPP«, The World Bank, abgerufen am 10. Dezember 2010, http://siteresources.worldbank.org/DATASTATISTICS/Resources/GNIPC.pdf .
    96 Die Kalkulation meiner Bäckerei ist zugegeben etwas ungenau. Da Banken für jeden Euro, den sie besitzen, zehn Euro verleihen dürfen, kann die Bank von der Million nur 909000 verleihen und behält 91000 im Tresor. Aber um mir und Ihnen das Leben zu erleichtern, verwende ich runde Zahlen. Außerdem nahmen es die Banken mit den Regeln ja auch nicht so genau.
    97 Carl Trocki, Opium, Empire and the Global Political Economy (New York: Routledge, 1999), S. 91.
    98 Georges Nzongola-Ntalaja, The Congo from Leopold to Kabila: A People‘s History (London: Zed Books, 2002), S. 22.

Kapitel 17 Das Räderwerk der Industrie
    Die moderne Wirtschaft wächst, weil wir an die Zukunft glauben und weil Kapitalisten bereit sind, ihre Profite zurück in die Produktion zu investieren. Das allein reicht allerdings noch nicht aus. Damit die Wirtschaft wachsen kann, sind außerdem Energie und Rohstoffe nötig. Aber diese sind begrenzt. Es wäre also nicht vollkommen abwegig anzunehmen, dass sie früher oder später zur Neige gehen und das ganze System in sich zusammenfallen könnte.
    Doch die Erfahrung aus der Vergangenheit zeigt, dass Energie und Rohstoffe nur theoretisch begrenzt sind. Denn obwohl wir seit Jahrhunderten immer mehr davon verbrauchen, ist die verfügbare Menge nicht kleiner geworden, im Gegenteil. Wann immer eine Energie- und Rohstoffknappheit das Wirtschaftswachstum zu drosseln drohte, flossen neue Investitionen in die wissenschaftliche Forschung und technische Entwicklung. So wurden nicht nur bestehende Vorkommen besser erschlossen, sondern auch völlig neue Materialien und Energiequellen erfunden.
    Nehmen wir die Fahrzeugindustrie. In den vergangenen dreihundert Jahren hat die Menschheit Milliarden von Fahrzeugen gebaut – von Handwagen und Schubkarren über Eisenbahnen und Autos bis hin zu Düsenflugzeugen und Space Shuttles. Man sollte meinen, dass wir durch diese gewaltige Produktion inzwischen sämtliche Rohstoffe erschöpft haben und mittlerweile am Boden des Tellers kratzen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Während die Fahrzeugindustrie im Jahr 1700 ihre Wagen und Kutschen aus Holz und Eisen baute, verwendet sie heute ein wahres Wunderhorn neuer Materialien wie Aluminium, Titan und vor allem Kunststoffe, von deren Existenz unsere Vorfahren noch nichts ahnten. Und während im Jahr 1700 die Energie vor allem aus der Muskelkraft der Schmiede und Zimmerleute, aus mit Holz befeuerten Schmelzöfen und mit Wind und Wasser betriebenen Mühlen stammte, werden die Fließbänder bei Volkswagen und Airbus heute mit Verbrennungsmotoren und Atomstrom in Gang gehalten. Der Fahrzeugbau hat eine Revolution erlebt, genau wie fast jede andere menschliche Tätigkeit. Diese Revolution ist die Industrielle Revolution.
    *
    Seit Jahrtausenden nutzten die Menschen eine Vielfalt von Energiequellen: Sie verbrannten organische Materialien wie Holz und machten Naturgewalten wie Wind- und Wasserkraft nutzbar. Die bei der Verbrennung von Holz freigesetzte Wärmeenergie wurde verwendet, um Metalle zu schmelzen, Häuser zu heizen, Kuchen zu backen und feindliche Städte niederzubrennen. Und die Bewegungsenergie von Wind und Wasser wurde mit Hilfe von Segeln und Schaufelrädern eingefangen, um Schiffe und Mühlsteine anzutreiben. Doch diese Energiequellen hatten eine entscheidende Schwäche: Nicht überall wuchsen Bäume, der Wind blies immer, wenn man ihn nicht brauchte, und um die Wasserkraft nutzen zu können, musste man an einem Fluss wohnen.
    Es gab aber noch ein viel größeres Problem: Niemand wusste, wie man eine Energieform in eine andere übersetzen konnte. Mit der Bewegungsenergie von Wind und Wasser ließen sich zwar Schiffe und Mühlen bewegen, aber kein Eisen schmelzen. Und umgekehrt ließen sich keine Schiffe und Mühlen bewegen, indem man Holz verfeuerte und Wärmeenergie erzeugte. Die Menschheit kannte nur eine einzige Maschine, die diese

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