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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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habt ohne Kanonen Schlachten gewonnen, ohne
Brücken habt Ihr Flüsse überquert, ohne Schuhe weite Märsche zurückgelegt. Oft
hattet Ihr nicht einmal Brot. Ich bin überzeugt, dass jeder von euch, wenn er
einst in die Heimat zurückkehrt, stolz sein wird, sagen zu können: Auch ich war
bei der Armee, die Italien eroberte.«
    Und wirklich hatte sein Heer in ganz kurzer Zeit Oberitalien erobert
und eine Republik in der Art Frankreichs oder Belgiens daraus gemacht. Wo ihm
eines der herrlichen italienischen Kunstwerke gefiel, ließ er es nach Paris
schicken. Dann zog er gegen Norden, nach Österreich, denn der Kaiser hatte ihn
in Italien bekämpft. In der Steiermark, in der Stadt Leoben, kamen ihm die
Abgesandten des Kaisers aus Wien entgegen. Man hatte im Beratungszimmer einen
erhöhten Sessel für den kaiserlichen Gesandten vorbereitet. Napoleon sagte:
»Stellt den Stuhl da weg, ich kann keinen Thron sehen, ohne Lust zu bekommen,
mich draufzusetzen.« Er zwang den Kaiser, alle Teile von Deutschland, die
jenseits des Rheins lagen, an Frankreich abzutreten. Dann kehrte er nach Paris zurück.
In Paris war aber nichts für ihn zu tun. So schlug er der Regierung eine
abenteuerliche Sache vor: Die größten Feinde Frankreichs waren damals die
Engländer. England war in dieser Zeit schon ein mächtiges Land mit vielen
Besitzungen in Amerika, Afrika, Indien und Australien. England selbst
anzugreifen, dafür war die französische Armee zu schwach. Auch gab es nicht
genug gute Schiffe. Aber eine Besitzung Englands anzugreifen, das war schon
eher möglich.
    Und so ließ sich Napoleon mit einer Armee nach Ägypten schicken, das
unter englischer Herrschaft stand. Er wollte, wie Alexander der Große, das
ganze Morgenland erobern. Nicht nur Soldaten nahm er mit, sondern auch
Gelehrte, die die Altertümer ansehen und untersuchen sollten. In Ägypten
angekommen, sprach er zu den Mohammedanern Ägyptens, als wäre er ein Prophet
wie Mohammed. Er verkündete ihnen feierlich, dass er alles wisse, was sie im
innersten Herzen dächten, und dass sein Kommen schon jahrhundertelang
prophezeit sei und auch im Koran stehe. »Erfahret, dass alle menschlichen
Anstrengungen gegen mich nutzlos sind, denn alles, was ich unternehme, dem ist
es bestimmt, zu gelingen.«
    Am Anfang schien es, als sei das wirklich so. Er schlug die
ägyptischen Heere in einer großen Schlacht bei den Pyramiden im Jahre 1798 und
noch einige Male, denn er verstand sich ja wie niemand darauf, auf dem Land
Schlachten zu gewinnen. Freilich, auf den Kampf zur See verstanden sich die
Engländer noch immer besser, und so konnte der berühmte englische Admiral
Nelson die französische Flotte vor Abukir an der ägyptischen Küste beinahe
vernichten. Und als nun in Napoleons Heer Seuchen ausbrachen und die Nachricht
ihn erreichte, dass die Regierung in Paris sich nicht einig sei, ließ er seine
Soldaten im Stich und fuhr heimlich zurück nach Frankreich. Als berühmter
General kam er dort an. Alle hofften, er werde im eigenen Land so tüchtig sein
wie in Feindesland. So konnte er es wagen, im Jahre 1799 seine Kanonen gegen
die Regierungsgebäude von Paris zu richten, die vom Volk gewählten Abgeordneten
von seinen Grenadieren aus dem Versammlungsgebäude hinaustreiben zu lassen und
sich selbst die höchste Macht zu verleihen. Er nannte sich nach dem Muster der
alten Römer: Konsul.
    Als Konsul hielt er prächtig Hof im französischen Königsschloss und
rief viele verbannte Adelige zurück. Vor allem aber beschäftigte er sich Tag
und Nacht damit, Ordnung in Frankreich zu machen, und unter Ordnung verstand
er, dass immer und überall nur das geschah, was er wollte. Das erreichte er
auch. Er ließ ein Gesetzbuch nach den neuen Grundsätzen anlegen und nannte es
mit seinem Namen. Bei einem neuen Kriegszug nach Italien schlug er Österreich
noch einmal. Er wurde von den Soldaten vergöttert, und alle Franzosen verehrten
ihn, weil er ihrem Land Ruhm und Eroberungen brachte. Sie ernannten ihn zum
Konsul auf Lebenszeit. Das war aber Napoleon noch immer nicht genug. Er wollte
mehr sein. Er machte sich im Jahre 1804 zum Kaiser. Zum Kaiser der Franzosen.
Der Papst reiste eigens nach Paris, um ihn zu krönen. Bald darauf ließ er sich
auch zum König von Italien ernennen. Die anderen Länder bekamen Angst vor
diesem mächtigen neuen Mann. Darum verbündeten sich England, Deutschland,
Österreich, Russland und Schweden gegen ihn. Napoleon ließ sich nicht
schrecken. Vor gegnerischen Heeren

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