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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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sie
gedacht und erfunden sind: um als schön geformte Stützen das Dach zu tragen.
    Beides, die Weisheit des Denkens und die Schönheit der Formen, haben
die Athener in einer dritten Kunst vereinigt, in der Dichtkunst. Und zwar haben
sie auch da eine Erfindung gemacht: das Theater. Auch ihr Theater war
ursprünglich mit der Religion verbunden wie der Sport, mit Festspielen für den
Gott Dionysos, der auch Bacchus heißt. An seinen Festtagen wurden diese Spiele
aufgeführt und dauerten meist einen ganzen Tag. Man spielte im Freien, und die
Schauspieler hatten riesige Masken vor dem Gesicht und hohe Absätze, damit man
sie von Weitem deutlicher sehen konnte. Die Stücke, die man damals spielte,
sind zum Teil noch erhalten. Es sind ernste darunter, von einem großartigen,
feierlichen Ernst. Die heißen Tragödien. Aber auch lustige Stücke wurden
gespielt, Stücke, die einzelne athenische Bürger verspotteten. Sehr bissig,
witzig und geistvoll. Die heißen Komödien. Ich könnte dir noch lange
vorschwärmen von den athenischen Geschichtsschreibern und Ärzten, Sängern,
Denkern und Künstlern. Aber es ist besser, du schaust dir ihre Werke mit der
Zeit selbst an. Da wirst du sehen, dass ich nicht übertrieben habe.

Der Erleuchtete und sein Land
    Wir gehen ans andere Ende der Welt. Nach Indien und dann nach
China. Wir wollen sehen, was in diesen Riesenländern ungefähr zur Zeit der
Perserkriege vorgefallen ist. Auch in Indien gab es schon lange so eine Kultur
wie in Mesopotamien. In derselben Zeit ungefähr, in der die Sumerer in der
Stadt Ur mächtig waren, also um 2500 vor Christus, gab es im Tal des Indus (das
ist ein großer Fluß in Pakistan) eine gewaltige Stadt mit Wasserleitungen und
Kanälen, mit Tempeln, Häusern und Kaufläden. Sie hieß Mohendjo-Daro, und bis zu
ihrer Entdeckung im Jahr 1920 ahnte niemand, dass dort so etwas möglich gewesen
sei. Aber vor einigen Jahren hat man sie ausgegraben und ebenso merkwürdige
Dinge gefunden wie in dem Schutthaufen, der die einstige Stadt Ur bedeckte. Was
für Leute dort gewohnt haben, weiß man noch nicht. Man weiß nur, dass später
erst Völker eingewandert sind, die heute noch in Indien und Pakistan wohnen.
Die sprachen eine Sprache, die der Sprache der Perser und Griechen und auch der
Sprache der Römer und Germanen verwandt ist. Vater heißt auf altindisch Pitar,
auf griechisch Patèr, auf lateinisch Páter.
    Weil die Inder und Germanen die voneinander am weitesten entfernten
Völker sind, die diese Art Sprache sprechen, nennt man all diese Sprachen die
indogermanischen Sprachen. Ob aber nur die Sprachen einander ähnlich sind oder
ob auch manche dieser Völker entfernte Blutsverwandte sind, darüber weiß man
nichts Bestimmtes. Jedenfalls sind diese Inder, die eine indogermanische
Sprache sprachen, so ähnlich in Indien eingefallen wie die Dorier in
Griechenland. Sie mussten auch die einheimische Bevölkerung geradeso
unterjochen. Mit der Zeit hatten die Nachfahren dieser Eroberer einen Großteil
des Kontinents unterworfen. Sie hielten sich streng getrennt von der
einheimischen Bevölkerung. Diese Trennung verfestigte sich zu einer
Gesellschaftsordnung, die noch heute besteht, das Kastensystem. In diesem
System sind die einzelnen Berufe streng voneinander getrennt. Bloß ein Teil von
ihnen waren Krieger, sie mussten aber auch immer Krieger sein. Auch deren Söhne
durften nur Krieger werden. Das war die Kriegerkaste. Außer dieser gab es noch
andere Kasten, die ebenso streng abgeschlossen waren. Zum Beispiel die
Handwerker und die Bauern. Wer einer solchen Kaste angehörte, durfte nie aus
ihr heraus. Ein Bauer konnte nie Handwerker werden oder umgekehrt; auch sein
Sohn nicht. Ja, er durfte auch kein Mädchen aus einer anderen Kaste heiraten,
nicht einmal mit jemandem aus einer anderen Kaste an einem Tisch essen oder in
einem Wagen fahren. In manchen Gegenden Indiens ist das heute noch so.
    Die höchste Kaste aber waren die Priester, die Brahmanen. Sie
standen noch über den Kriegern, mussten für die Opfer sorgen und für die Tempel
und (ganz ähnlich wie in Ägypten) auch für die Gelehrsamkeit. Sie mussten die
heiligen Gebete und Gesänge auswendig lernen und haben sie so mehr als tausend
Jahre ganz unverändert erhalten, bis sie aufgeschrieben wurden. Das waren also
die vier Kasten, die selbst wieder in viele Unterkasten zerfielen, die sich
auch voneinander absonderten.
    Es gab aber auch einen kleinen Teil der Bevölkerung, der überhaupt
keiner Kaste

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