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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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einen Gott verehrt haben. Heute gibt es fast so viele
Buddhisten auf der Welt wie Christen. Vor allem in Hinterindien, in Ceylon (das
jetzt Sri Lanka heißt), in Tibet, China und Japan. Aber nur wenige sind
imstande, den Lehren des Buddha nachzuleben und die innere Meeresstille zu
erreichen.

Ein großer Lehrer eines großen Volkes
    Als ich in die Volksschule ging, lag China für uns
sozusagen »am Ende der Welt«. Wir hatten höchstens einmal einige Bilder von dort
auf Teetassen oder Vasen gesehen, und wir stellten uns vor, es gäbe dort steife
Männlein mit langen Zöpfen und kunstvolle Gärten mit geschwungenen Brücken und Türmchen
mit lauter Glöckchen daran.
    Ein solches Märchenland hat es natürlich nie gegeben, obwohl es richtig
ist, dass die Chinesen fast 300 Jahre lang, bis 1912, Zöpfe tragen mussten und
dass sie in unseren Ländern zuerst durch die zierlichen Dinge aus Porzellan und
Elfenbein bekannt wurden, die dort von kunstfertigen Meistern erzeugt wurden.
Aus dem Palast der Hauptstadt war China schon mehr als tausend Jahre lang von Kaisern
beherrscht worden, von dem berühmten »Kaiser von China«, der sich »Sohn des
Himmels« nannte, ganz ähnlich wie der ägyptische Pharao »Sohn der Sonne« hieß.
In der Zeit, von der ich erzählen will, vor 2500 Jahren, gab es das alles noch
nicht, aber China war schon damals ein uraltes riesiges Reich, so alt und
riesig, dass es bereits im Auseinanderfallen begriffen war. Es bestand schon
damals aus vielen Millionen fleißiger Bauern, die Reis und Getreide pflanzten,
und aus großen Städten, in denen die Leute in bunten seidenen Gewändern
feierlich einherschritten.
    Über all diese Menschen herrschte ein König, aber unter diesem König
gab es noch Fürsten, denen die einzelnen Provinzen des ungeheuren Landes zur
Herrschaft verliehen waren, das größer war als Ägypten und größer als Assyrien
und Babylonien zusammen. Diese Fürsten waren bald so mächtig, dass der König
ihnen nicht befehlen durfte, obwohl er doch der König von China war. Sie lagen
ständig untereinander im Streit, und die Großen schluckten die Kleinen. Im Jahr
221 v. Chr. blieb schließlich nur noch einer übrig: Ch’in Shih Huang Ti, der
erste Kaiser von ganz China. Er nannte sich »Sohn des Himmels«. Und weil das
Reich so groß war, dass auch die Chinesen an den verschiedenen Enden des Landes
ganz verschiedene Sprachen gesprochen haben, wäre es sicher ganz auseinandergefallen,
wenn sie nicht eines gemeinsam gehabt hätten: Das war ihre Schrift.
    Du wirst sagen, was nützt eine gemeinsame Schrift, wenn die Sprachen
verschieden sind, sodass niemand verstehen kann, was da geschrieben steht? Aber
bei der chinesischen Schrift ist das nicht so. Die kann man lesen, auch wenn man
kein Wort von der Sprache versteht. Ist das Zauberei? Nein, gar nicht, es ist nicht
einmal sehr verwickelt. Man schreibt dort eben nicht Worte, sondern Dinge. Wenn
du »Sonne« schreiben willst, machst du so ein Bild: Das kannst du jetzt »Sonne« aussprechen oder »soleil«
oder, wie auf Mandarin-Chinesisch, »dschö«, es bleibt immer für jeden verständlich,
der das Zeichen kennt. Jetzt willst du »Baum« schreiben. Da zeichnest du wieder
einfach mit ein paar Strichen einen Baum, nämlich, das heißt auf Mandarin »mu«,
aber man muss es gar nicht wissen, um zu sehen, dass es ein Baum ist.
    Ja, wirst du sagen, bei Dingen kann ich mir das vorstellen, die bildet
man einfach ab. Aber was tut man, wenn man »weiß« schreiben will, pinselt man da
weiße Farbe hin? Oder gar, wenn man Osten schreiben will! Osten kann man doch nicht
abbilden. Siehst du, das geht ganz folgerichtig weiter. »Weiß« schreibt man einfach,
indem man etwas Weißes zeichnet. Also den Sonnenstrahl. Ein Strich, der aus der
Sonne herauskommt,, das heißt »bei«, »weiß«, »blanc« usw. Und Osten? Osten ist
dort, wo die Sonne hinter den Bäumen aufgeht. Also zeichne ich das Bild der Sonne
hinter dem des Baumes:.
    Das ist praktisch, nicht wahr? Nun ja. Alles hat seine zwei Seiten!
Denk nach, wie viele Wörter und Sachen es auf der Welt gibt! Für jede Sache
muss man dort ein eigenes Zeichen lernen. Es gibt jetzt schon 40 000, und bei
manchen wird es doch recht schwierig und verwickelt. Da loben wir uns
schließlich doch unsere Phönizier und unsere 26 Zeichen, nicht wahr? Die
Chinesen aber schreiben schon viele Tausend Jahre so, und in einem großen Teil
von Asien kann diese Zeichen lesen, auch wer kein Wort Chinesisch kann. So
konnten

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