Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser
Unbeirrbarkeit, die ihre Haupteigenschaft
war. Gewöhnlich hat es sich so abgespielt: Da Rom eine mächtige Stadt geworden
war, haben andere italienische Städte sich mit ihr verbündet. Die Römer haben
solche Bündnisse gern angenommen. Wenn aber die Bundesgenossen einmal anderer
Meinung waren als sie und ihnen nicht folgten, kam es zu einem Krieg. Die
römischen Kompanien, die man Legionen nannte, haben meistens gesiegt. Einmal
hat eine Stadt in Unteritalien einen griechischen Fürsten und Heerführer,
Pyrrhus, gegen die Römer zu Hilfe gerufen. Der ist mit Kriegselefanten
angerückt, wie das die Griechen von den Indern gelernt hatten. Mit denen hat er
die römischen Legionen auch besiegt. Aber von seinen Leuten waren so viele
gefallen, dass er gesagt haben soll: »Einen zweiten solchen Sieg halte ich
nicht mehr aus.« Darum spricht man heute noch von einem Pyrrhus-Sieg, wenn ein
Sieg zu viele Opfer fordert.
Pyrrhus ist auch wirklich bald aus Italien abgezogen, und damit
waren die Römer Herren über ganz Unteritalien. Das war ihnen aber noch nicht
genug. Sie wollten sich auch die Insel Sizilien unterwerfen, die besonders
fruchtbar war. Dort wuchs herrliches Getreide, und dort gab es reiche
griechische Kolonien. Aber Sizilien gehörte damals nicht mehr den Griechen,
sondern den Phöniziern.
Du erinnerst dich, dass die Phönizier noch vor den Griechen überall
Handelsniederlassungen und Städte gegründet hatten, vor allem in Spanien und
Nordafrika. Eine solche nordafrikanische, phönizische Stadt war Karthago, das
gerade gegenüber von Sizilien lag. Sie war die reichste und mächtigste Stadt in
weitem Umkreis. Ihre Einwohner waren Phönizier, man nannte sie in Rom Punier.
Ihre Schiffe fuhren weit übers Meer und brachten Waren aus allen Ländern in
alle Länder. Und da sie so nah bei Sizilien wohnten, holten sie sich von dort
das Getreide.
So waren die Karthager die ersten großen Gegner der Römer. Und sehr
gefährliche Gegner. Meist kämpften sie zwar nicht selbst, wie die Römer, aber
sie hatten genug Geld, um fremde Soldaten für sich kämpfen zu lassen. In dem
Krieg, der nun in Sizilien ausbrach, haben sie anfangs gesiegt, besonders da
die Römer ja keine Schiffe hatten und auch gar nicht gewohnt waren, das Meer zu
befahren und dort zu kämpfen. Sie verstanden sich auch gar nicht auf den
Schiffbau. Einmal aber ist ein karthagisches Schiff in Italien gestrandet. Das
verwendeten sie als Muster und bauten eiligst in zwei Monaten viele solche
Schiffe. All ihr Geld gaben sie für Schiffe aus, und mit der jungen Flotte
besiegten sie die Karthager, die nun Sizilien den Römern lassen mussten. Das
war im Jahre 241 vor Christi Geburt.
Aber das war erst der Anfang des Kampfes der beiden Städte. Die
Karthager dachten: Wenn man uns Sizilien wegnimmt, werden wir eben Spanien
erobern. Da saßen keine Römer, sondern nur wilde Völkerstämme. Aber auch das
wollten die Römer nicht erlauben. Nun hatten die Karthager in Spanien einen
Heerführer, dessen Sohn Hannibal ein ganz großartiger Mann war. Unter Soldaten
war er aufgewachsen und kannte den Krieg wie kein anderer. Hunger und Kälte,
Hitze und Durst, tage- und nächtelanges Marschieren, all das war er gewohnt. Er
war tapfer, er konnte befehlen, er war schlau, wenn er einen Feind überlisten,
unerhört zäh, wenn er ihn kleinkriegen wollte. Er war kein gewöhnlicher
Draufgänger, sondern ein Mensch, der im Krieg alles wie ein guter Schachspieler
überlegte.
Obendrein war er ein guter Karthager. Er hasste die Römer, die
seiner Vaterstadt befehlen wollten. Und jetzt, als sich die Römer auch in
Spanien einmischten, wurde es ihm zu bunt. So zog er mit einem großen Heer aus
Spanien fort und nahm wieder Kriegselefanten mit. Das war eine schreckliche
Waffe. Durch ganz Frankreich zog er und musste mit allen seinen Elefanten über
Flüsse und Berge und endlich über die Alpen, um nach Italien zu kommen.
Wahrscheinlich zog er über den Pass, der heute Mont Cenis heißt. Ich bin selbst
einmal hinübergegangen. Heute verläuft dort eine breite, viel gewundene Straße.
Wie man aber damals durch das wilde, weglose Gebirge hinübergefunden hat, ist
ganz unbegreiflich. Es gibt dort schroffe Täler, steile Felsabstürze und
rutschige Grashänge. Ich möchte dort nicht mit einem Elefanten gehen,
geschweige denn mit 40. Dabei war es schon September, und auf den Höhen lag
schon Schnee. Aber Hannibal bahnte sich und seinem Heer den Weg, und nun stand
er unten in Italien. Die
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