Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser
umgebracht werden.
Dieser Kaiser hieß Ch’in Shi Huang Ti und war einer der größten
Kriegshelden, die es je gegeben hat. Er war nicht als kaiserlicher Prinz auf
die Welt gekommen, sondern als Sohn eines der Fürsten, von denen ich erzählt
habe, und wurde der erste Kaiser von China. Die Provinz, über die er herrschte,
hieß Ch’in, und so nannte sich auch seine Familie. Nach ihm heißt
wahrscheinlich noch heute das ganze Land »China«.
Man hat wirklich Grund genug, China nach dem Fürsten von Ch’in zu
nennen, denn er machte sich nicht nur in seinen Eroberungszügen zum Herrn über
ganz China, sondern er hat auch alles dort neu geordnet. Er hat die anderen
Fürsten hinausgeworfen und das ganze riesige Reich neu eingeteilt. Gerade darum
wollte er die Erinnerung an die frühere Zeit ganz und gar wegwischen, damit er
wirklich von vorn anfangen könne. Denn China sollte ganz sein Werk sein. Er baute Straßen durch das Land und begann eine großartige
Sache: die chinesische Mauer. Das ist heute ein mächtiger, mehr als 2000
Kilometer langer, hoher Grenzwall mit Zinnen und Türmen, der durch Ebenen und
Täler und über steile Berge und Höhen in gleichmäßigem Zug sich hinzieht.
Kaiser Ch’in Shi Huang Ti hat ihn erbauen lassen, um China und seine vielen
fleißigen, friedlichen Bürger und Bauern vor den wilden Völkern der Steppe zu
schützen, vor den kriegerischen Reiterscharen, wie sie in den ungeheuren Ebenen
im Innern Asiens herumschweiften. Diese Horden, die immer wieder in China
einfielen, um zu plündern, zu rauben und zu morden, sollte der ungeheure Wall
von dem Reich fernhalten. Und dazu war er auch wirklich geeignet. Er hat
jahrtausendelang gestanden, wenn er auch natürlich öfters ausgebessert werden
musste, und steht heute noch.
Kaiser Ch’in Shi Huang Ti selbst hat nicht lange regiert. Bald nach ihm
kam eine andere Familie auf den Thron der Söhne des Himmels. Es war die Familie
der Han. Das Gute, das Kaiser Ch’in Shi Huang Ti gebracht hatte, haben sie
gerne beibehalten. Auch unter ihnen ist China ein fester, einheitlicher Staat
geblieben. Aber sie waren keine Feinde der Geschichte mehr. Im Gegenteil. Sie
haben sich erinnert, was China den Lehren des Konfuzius verdankte. Man forschte
nun überall nach den alten Schriften, und es zeigte sich, dass doch viele
Menschen den Mut gehabt hatten, sie nicht zu verbrennen. Jetzt sammelte und
schätzte man sie doppelt. Und nur wer alle die Schriften gut kannte, durfte
Beamter in China werden.
China ist eigentlich das einzige Land der Welt, in dem durch viele
Jahrhunderte nicht der Adel und nicht die Soldaten und auch nicht die Priester
regiert haben, sondern die Gelehrten. Ob einer von vornehmer oder geringer
Abkunft war, war nicht wichtig. Wer die Prüfungen gut bestanden hatte, wurde
Beamter. Wer die schwersten Prüfungen am besten bestanden hatte, bekam das
höchste Amt. Aber diese Prüfungen waren nicht einfach. Man musste viele Tausend
Schriftzeichen schreiben können. Du weißt, dass das in China nicht ganz leicht
ist. Man musste aber auch möglichst viele alte Bücher auswendig können und die
Lehren und Regeln des Konfuzius und der andern alten Weisen immer richtig
hersagen können.
So hat das Bücherverbrennen des Ch’in Shi Huang Ti nichts genützt,
und wenn du dich schon darüber gefreut hast, war es umsonst. Es nützt
wahrscheinlich nichts, wenn man die Geschichte so mir nichts, dir nichts,
verbietet. Gerade wer etwas Neues machen will, muss das Alte gründlich kennen.
Die Herrscher der westlichen Welt
Den Römern ist nie etwas Ähnliches eingefallen
wie Alexander dem Großen. Sie wollten nicht aus den eroberten Ländern ein
einziges großes Reich machen, in dem alle Menschen dasselbe Recht haben
sollten. Nein, alle Länder, die die römischen Legionen eroberten – und immer
schneller wuchs das Reich –, alle diese Länder wurden römische Provinzen. Das
heißt, in ihren Städten gab es jetzt römische Truppen und römische Beamte.
Die kamen sich sehr erhaben vor über die Eingeborenen, auch wenn diese
Eingeborenen Phönizier oder Juden oder Griechen waren, also Völker von sehr
alter Kultur. In den Augen der Römer waren sie nur zum Zahlen auf der Welt. Sie
mussten riesig viel Steuern zahlen und möglichst oft Getreide nach Rom
schicken.
Wenn sie das taten, ließ man sie einigermaßen in Ruhe. Sie durften ihre
Religion behalten und ihre eigene Sprache sprechen. Ja, die Römer brachten
ihnen auch allerhand Schönes. Vor allem
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