Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser
bauten sie Straßen. Viele wunderbare
gepflasterte Straßen von Rom aus durch die Ebene und über die fernsten
Gebirgspässe. Die Römer taten das nicht gerade den Einwohnern der fernen Gegend
zuliebe, sondern damit sie recht schnell Nachrichten und Truppen in alle Teile
des Reiches senden konnten. Auch sonst verstanden sie sich auf praktische
Bauten.
Besonders Wasserleitungen haben sie herrlich angelegt; weit aus dem
Gebirge ins Tal hinunter, in die Städte hinein, wo es dann viele klare Brunnen
gab und Badeanlagen, damit die römischen Beamten auch in der Fremde das hatten,
was sie zu Hause gewohnt waren.
Ein Bürger Roms blieb aber immer etwas ganz anderes als ein
Eingeborener. Er lebte nach Römischem Recht. Wo immer er war in dem großen
Römischen Reich, konnte er sich an römische Beamte wenden. »Ich bin ein
römischer Bürger!« – das war damals eine Art Zauberformel. War man vorher kaum
beachtet worden, so wurden gleich alle Leute höflich und zuvorkommend, wenn man
das sagen konnte.
Die wirklichen Herren der Welt aber waren damals eigentlich die
römischen Soldaten. Sie hielten ja dieses gewaltige Reich zusammen, sie
unterdrückten die widerspenstigen Eingeborenen und bestraften furchtbar alle,
die sich widersetzten. Tapfer, kampfgewohnt und ehrgeizig wie sie waren,
eroberten sie jedes Jahrzehnt ein neues Land im Norden, Süden oder Osten. Wenn
ihre Mannschaften im Gleichschritt einhermarschiert kamen, mit ihren
metallbelegten Lederpanzern, Schilden und Wurfspeeren, mit ihren Schleudern und
Schwertern, mit ihren Pfeilschieß- und Steinwurfmaschinen, gedrillt und geübt,
dann war es für die anderen aussichtslos, sich zu wehren. Kampf war ihr
Lieblingshandwerk. Und wenn sie wieder einmal gesiegt hatten, zogen sie in Rom
ein, mit ihren Feldherren an der Spitze, mit allen Gefangenen und aller Beute.
So zogen sie unter festlicher Trompetenmusik, bejubelt vom Volk, durch Ehrenpforten
und Triumphbögen. Sie trugen Bilder und Tafeln, auf denen ihre Siege wie auf
Plakaten zu sehen waren. Der Feldherr stand im sternenbestickten Purpurkleid
auf seinem Wagen, den Lorbeerkranz auf dem Haupt, in dem heiligen Gewand, das
das Tempelbild des Göttervaters Jupiter trug. So fuhr er als ein zweiter
Jupiter auf der steilen Straße zu dem Tempel auf der römischen Burg, dem
Kapitol, hinan. Und während er oben feierlich dem Gott ein Dankopfer
darbrachte, wurden unten die Führer der besiegten Feinde umgebracht.
Wer oft als Feldherr über Feinde so triumphiert hatte, wer seinen
Truppen viel Beute verschaffte und ihnen Landgüter gab, sobald sie alt und
ausgedient waren, an dem hingen die Soldaten wie an ihrem eigenen Vater. Sie
waren bereit, alles für ihn zu tun. Nicht nur im Feindesland, sondern auch in
der Heimat. Denn wer ein so herrlicher Kriegsheld war, so dachten sie, würde es
sicher auch verstehen, zu Hause Ordnung zu machen. Und das war oft notwendig,
denn in Rom lief es gar nicht immer gut. Es war eine riesige Stadt geworden,
mit vielen armen Leuten, die nichts zum Leben hatten. Wenn einmal die Provinzen
kein Getreide schickten, brach in Rom eine Hungersnot aus.
Ein Brüderpaar hatte einmal, um das Jahr 130 vor Christi Geburt
(also 16 Jahre nach der Zerstörung Karthagos), versucht, sich dieser armen,
ausgehungerten Menschenmassen anzunehmen und sie drüben in Afrika als Bauern
anzusiedeln. Dieses Brüderpaar waren die beiden Gracchen. Aber im Laufe der
politischen Kämpfe wurden beide erschlagen.
Ebenso wie die Soldaten waren diese Menschenmassen immer dafür zu
haben, für jeden beliebigen Mann alles zu tun, wenn er ihnen nur Getreide gab
und schöne Festspiele. Denn Festspiele hatten die Römer sehr gerne. Freilich
keine solchen wie die Griechen, bei denen die vornehmen Bürger selbst zu Ehren
des Göttervaters Sport trieben und Lieder sangen. Das wäre den Römern
lächerlich vorgekommen. Welcher ernst zu nehmende, würdige Mann würde Lieder
singen oder sein feierliches, faltenreiches Gewand, die Toga, ablegen und in Gegenwart
von anderen Leuten Speere werfen? Solche Sachen ließ man die Gefangenen besorgen.
Die mussten nun im Theater vor den Augen von Tausenden und Zehntausenden
Menschen ringen und fechten, gegen wilde Tiere kämpfen und ganze Schlachten aufführen.
Dabei ging es furchtbar ernst und blutig zu. Das war ja eben das Aufregende für
die Römer, man ließ nicht nur geschulte Sportsleute kämpfen, sondern man warf
auch Menschen, die zum Tode verurteilt waren, im Theater wilden Tieren,
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