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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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ihren Landsleuten gerne vor, um ihnen den Unterschied
zwischen der einfachen, unverdorbenen, natürlichen Lebensweise in den freien
Wäldern und den überfeinerten, weichlichen Gewohnheiten der Römer klarzumachen.
    Die Germanen waren wirklich gefährliche Krieger. Das mussten die
Römer schon unter Augustus erleben. Damals war ein Arminius oder Hermann der
Führer des germanischen Stammes der Cherusker. Da er in Rom aufgewachsen war,
kannte er die römischen Kriegssitten gut. So gelang es ihm, ein römisches Heer auf
seinem Marsch durch den Teutoburger Wald in Deutschland zu überfallen und vollständig
zu schlagen. Seitdem wagten sich die Römer nicht mehr tief nach Deutschland
hinein. Aber um so wichtiger war es ihnen, ihre Grenzen vor den Germanen zu
schützen. So bauten sie schon im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt den
Limes, einen Wall (ganz ähnlich wie Kaiser Qin Shi Huangdi) an der Grenze, vom
Rhein bis zur Donau, eine Mauer aus Palisaden mit Gräben und Wachttürmen, um das
Reich vor den wandernden Germanenstämmen zu schützen. Denn das war das
Aufregendste für die Römer: dass die Germanen nicht still in ihren Höfen saßen
und das Land bebauten, sondern dass es ihnen immer wieder einfiel, ihre
Jagdgründe und Felder zu wechseln. Dass sie Frauen und Kinder auf Ochsenwagen
packten und loszogen, sich eine andere Wohngegend zu suchen.
    So mussten die Römer an der Grenze ständig Truppen aufstellen, um
das Reich zu bewachen. Truppen aus aller Herren Länder standen da am Rhein und
an der Donau. In der Nähe von Wien hatten ägyptische Truppen ihr Lager und
haben dort auch an der Donau ein Heiligtum der ägyptischen Göttin Isis erbaut.
Es ist die heutige Stadt Ybbs, und in diesem Namen lebt Isis noch fort. Auch
sonst haben die Truppen an der Grenze allen möglichen fernen Göttern gehuldigt.
Dem persischen Sonnengott Mithras und bald auch dem einzigen unsichtbaren Gott
der Christen. Das Leben in diesen fernen Grenzfestungen war nicht viel anders
als das in Rom. Auch im heutigen Köln, Trier, Augsburg, Regensburg, Salzburg,
Wien, Arles in Frankreich oder Bath in England gab es Theater und Bäder, Villen
für die Beamten und Kasernen für die Soldaten. Ältere Soldaten kauften sich
gern ein Landgut in der Umgebung, heirateten eine Einheimische und siedelten
sich vor dem Lager an. So hat sich die Bevölkerung der römischen Provinzen
allmählich an das römische Wesen gewöhnt. Aber die Völkerschaften jenseits der
Donau und des Rheins wurden immer unruhiger. Die römischen Kaiser brachten bald
mehr Zeit in den Lagern an der Grenze zu als in ihren Palästen in Rom. Es waren
auch wunderbare Menschen darunter, wie der Kaiser Trajan, der hundert Jahre
nach Christi Geburt lebte. Von seiner Gerechtigkeit und Milde erzählten sich
die Menschen noch lange viele Geschichten.
    Die Truppen Trajans zogen noch über die Donau ins heutige Ungarn und
Rumänien, um auch das jenseitige Land zur römischen Provinz zu machen und so
das Römische Reich besser zu schützen. Die Gegend hieß damals Dazien, erst seit
sie römisch wurde und die Bewohner dort Lateinisch sprachen, wurde sie Rumänien
genannt. Trajan führte aber nicht nur Feldzüge durch. Er ließ auch Rom mit
herrlichen Plätzen schmücken. Ganze Hügel mussten abgetragen werden, damit Raum
für eine große Platzanlage entstand; dort hat dann ein griechischer Baumeister
Tempel und Warenhäuser, Gerichtshallen, Säulengänge und Monumente errichtet.
Man sieht in Rom noch heute die Ruinen.

    Auch die Kaiser nach Trajan sorgten für ihr Reich und verteidigten
dessen Grenze. Besonders Kaiser Marc Aurel, der zwischen den Jahren 161 und 180
nach Christi Geburt regierte, war immer wieder in den Lagern an der Donau, in
Carnuntum und in Vindobona, das heute Wien heißt, zu finden. Dabei liebte Marc
Aurel gar nicht den Krieg. Er war ein sanfter, stiller Mensch, der am liebsten
las und schrieb, er war ein Philosoph. Das Tagebuch, das er hauptsächlich
während seiner Kriegszüge geschrieben hat, blieb uns erhalten. Er schrieb darin
fast nur über Selbstbeherrschung und Duldsamkeit, über das Ertragen von Leid
und Schmerzen und über das stille Heldentum des Denkers. Es sind Gedanken, wie
sie dem Buddha gefallen hätten.
    Aber Marc Aurel konnte sich nicht in den Wald zurückziehen und
nachdenken. Er musste in der Gegend von Wien gegen Germanenstämme kämpfen, die
damals besonders stark in Bewegung waren. Man erzählt, dass die Römer Löwen
mitgebracht hatten, um sie

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