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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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Karthago, gründeten sie einen Seeräuberstaat und fuhren auf ihren
Schiffen zu den Küstenstädten, die sie eroberten und brandschatzten. Auch Rom
wurde von ihnen schrecklich geplündert. Noch heute spricht man von Vandalismus,
obwohl die Vandalen eigentlich nicht schlimmer waren als viele andere.
    Nun aber kamen die Hunnen selbst. Und die waren schlimmer. Sie
hatten einen neuen König: Attila. Er gelangte im Jahre 444 nach Christus an die
Regierung. Weißt du noch, wer 444 vor Christi Geburt
an die Regierung gekommen ist? Perikles in Athen. Es war die schönste Zeit.
Attila war wirklich in allem das Gegenteil von Perikles. Man sagte von ihm: Wo
er hintritt, wächst kein Gras mehr. Denn seine Horden haben alles verbrannt und
verwüstet. Aber so viel Gold und Silber und Kostbarkeiten die Hunnen auch
geraubt haben, so prunkvoll sich ihre Großen auch mit Schmuck behängten, Attila
blieb einfach, aß nur aus hölzernen Schüsseln und wohnte in einem einfachen
Zelt. Er hatte kein Vergnügen an Gold und Silber. Er hatte nur Vergnügen an
Macht. Er soll nie gelacht haben. Er war ein furchtbarer Herrscher. Die halbe
Welt hatte er erobert. Alle Völker, die er nicht umgebracht hatte, mussten mit
ihm in den Krieg. Sein Heer war ungeheuer. Es waren viele Germanen darunter,
vor allem Ostgoten. (Die Westgoten waren ja schon in Spanien gelandet.) Aus
seinem Lager in Ungarn schickte er einen Gesandten an den weströmischen Kaiser
mit der Botschaft: »Mein und dein Herr Attila lässt dir sagen, du sollst ihm
die Hälfte deines Reiches geben und deine Tochter zur Frau.« Als der Kaiser
sich weigerte, brach Attila mit seinem gewaltigen Heer auf, um ihn zu strafen
und sich das Verweigerte zu holen. In Gallien kam es zur großen Schlacht auf
den katalaunischen Feldern im Jahre 451 nach Christus. Alle Heere des Römischen
Reiches, auch germanische Truppen, hatten sich zusammengefunden, um vereint
gegen Attilas wilde Schar zu kämpfen. Die Schlacht blieb unentschieden, und
Attila zog gegen Rom. Alles war in Angst und Schrecken. Die Hunnen kamen näher
und näher. Mit Heeresmacht war da nichts auszurichten.
    Da zog ihnen der christliche Bischof von Rom mit Priestern und
Kirchenfahnen entgegen. Es war Papst Leo, den man den Großen nennt. Jeder
glaubte, die Hunnen würden sie einfach niedermetzeln. Aber Attila ließ sich
wirklich zur Umkehr bewegen. Er zog von Italien fort, und Rom war diesmal
gerettet. Kurz darauf starb Attila, im Jahre 453 nach Christus, am Tage seiner
Hochzeit mit einer germanischen Prinzessin.
    Wenn damals der Papst das weströmische Reich nicht gerettet hätte,
wäre es verloren gewesen. Denn die Kaiser waren schon ganz machtlos. Es
herrschten jetzt eigentlich nur noch die Truppen. Und diese Truppen waren fast
ausschließlich Germanen. Schließlich fanden diese germanischen Soldaten, dass
der Kaiser überhaupt überflüssig sei, und sie beschlossen ihn abzusetzen. Der letzte
römische Kaiser hatte einen merkwürdigen Namen: Er hieß Romulus Augustulus.
Denk daran, dass der erste römische König, der Gründer Roms, Romulus hieß und
der erste römische Kaiser Augustus. Der letzte also, Romulus Augustulus, wurde
im Jahre 476 nach Christi Geburt abgesetzt.
    Ein germanischer Heerführer, Odoaker, machte sich nach ihm zum König
der Germanen in Italien. Das war das Ende des weströmischen, lateinischen
Reiches, und man rechnet es auch darum als das Ende der ganzen langen Zeit vom
Urbeginn an, die man das »Altertum« nennt.

    Mit dem Jahr 476 fängt eine neue Zeit an, das Mittelalter, das
einfach darum so heißt, weil es in der Mitte zwischen Altertum und Neuzeit
liegt. Damals aber hat man nichts davon bemerkt, dass eine neue Zeit begann. Es
ging alles ebenso verworren weiter. Die Ostgoten, die früher mit den Heeren der
Hunnen gezogen waren, hatten sich im oströmischen Reich niedergelassen. Da
hatte Kaiser Zeno, der sie loswerden wollte, den Gedanken, ihnen zu raten, doch
lieber ins weströmische Reich zu ziehen, also König Odoaker zu vertreiben und
Italien zu erobern. Wirklich zogen die Ostgoten im Jahre 493 nach Christus
unter ihrem großen König Theoderich über die Alpen nach Italien. Kampfgewohnt,
wie sie waren, eroberten sie das arme und ausgeplünderte Land schnell.
Theoderich lud König Odoaker mit seinem Sohn zu einem Friedensmahl, bei dem er
sie beide niederstechen ließ.
    Es hat mich immer gewundert, daß Theoderich so etwas Scheußliches
machen konnte, denn abgesehen davon war er ein wirklich großer,

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