Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser
jenseits der Donau gegen die Feinde zu hetzen. Aber
die Germanen hatten noch nie Löwen gesehen, darum hatten sie auch keine Furcht
vor ihnen. Sie haben die »großen Hunde« einfach erschlagen. Während dieser
Kämpfe ist Marc Aurel in Vindobona gestorben. Das war im Jahre 180 nach
Christus.
Die folgenden Kaiser hielten sich noch mehr an den Grenzen und noch
weniger in Rom auf. Sie waren richtige Soldaten, von den Truppen gewählt, auch
manchmal von den Truppen abgesetzt und manchmal sogar von den Soldaten
erschlagen. Viele dieser Kaiser waren gar keine Römer, sondern Fremde. Denn die
Legionen bestanden damals nur noch zum kleinsten Teil aus Römern. Italienische
Bauern, die früher einmal als Soldaten die Welt erobert hatten, gab es fast
nicht mehr. Denn aus den Bauernhöfen waren ja riesige Landgüter der Reichen
geworden, auf denen fremde Sklaven arbeiteten. Auch das Heer bestand aus
Fremden. Von den Ägyptern an der Donau haben wir schon gesprochen. Besonders
viele Soldaten waren aber Germanen, die, wie du weißt, sehr gute Krieger waren.
Diese fremden Truppen nun, im Osten und Westen des ungeheuren Reiches, an der
germanischen Grenze und an der persischen, in Spanien, in Britannien, in
Nordafrika, Ägypten, Kleinasien und Rumänien, wählten ihre Lieblingsfeldherren
zu Kaisern, die nun um die Macht stritten und einander ermorden ließen, ähnlich
wie zur Zeit von Marius und Sulla. Es war ein furchtbares Durcheinander und ein
furchtbares Elend in der Zeit nach dem Jahre 200 nach Christus. Im Römischen
Reich gab es fast nur noch Sklaven oder fremde Truppen, die sich untereinander
nicht verstanden. Die Bauern in den Provinzen konnten die Steuern nicht mehr
zahlen und rebellierten gegen ihre Grundherren. In dieser Zeit des furchtbaren
Elends, in der auch Seuchen und Räuber das Land verwüsteten, fanden viele
Menschen Trost in den Lehren der frohen Botschaft, dem Evangelium. Immer mehr Freie
und Sklaven wurden Christen und weigerten sich, dem Kaiser Opfer zu bringen.
Als die Not des Römischen Reiches am größten war, erkämpfte sich ein
Sohn ganz armer Eltern die Herrschaft über das Reich. Es war der Kaiser
Diokletian, der im Jahre 284 nach Christus die Macht ergriff. Er versuchte, den
ganzen zerfallenen Staat neu zu bauen. Wegen der Hungersnot, die überall
herrschte, bestimmte er die Höchstpreise aller Lebensmittel. Er erkannte, dass
das Reich nicht mehr von einem Platz aus regiert werden konnte. So bestimmte er
vier Städte im Land zu neuen Hauptstädten und setzte dort vier Unterkaiser ein.
Um dem Kaisertum wieder Ansehen und Ehrfurcht zu verschaffen, führte er ein
strenges Hofzeremoniell und prunkvolle, kostbar gestickte Kleidung für den Hof
und die Beamten ein. Natürlich hielt er besonders streng auf die Kaiseropfer
und verfolgte darum die Christen im ganzen Land besonders heftig. Es war die
letzte und ärgste Verfolgung. Nach mehr als 20-jähriger Regierung verzichtete
Diokletian auf sein Kaisertum und zog sich als müder, kranker Privatmann in
einen Palast in Dalmatien zurück. Dort musste er noch sehen, wie sinnlos sein
Kampf gegen das Christentum gewesen war.
Denn sein Nachfolger in der Herrschaft, Kaiser Konstantin, hat
diesen Kampf aufgegeben. Man erzählt, dass er vor der Schlacht gegen einen
ehemaligen Unterkaiser des Diokletian, gegen Maxentius, im Traum das Kreuz
gesehen und die Worte gehört habe: »Unter diesem Zeichen wirst du siegen.« Als
er gesiegt hatte, bestimmte er im Jahre 313, dass das Christentum nicht mehr
verfolgt werden dürfe. Er selbst blieb allerdings noch lange Heide und ließ
sich erst kurz vor seinem Tod taufen. Konstantin regierte nicht mehr von Rom
aus. Damals war das Reich am meisten im Osten bedroht, und zwar durch die
Perser, die wieder mächtig geworden waren. So erwählte er die alte griechische
Kolonie Byzanz, beim Schwarzen Meer, zu seinem Herrschersitz. Sie hieß seitdem
nach ihm die Konstantinsstadt: Konstantinopel, das heutige Istanbul.
Bald danach, seit dem Jahre 395 nach Christus, gab es nicht nur zwei
Hauptstädte im Römischen Reich, sondern zwei Staaten. Das weströmische Reich,
in dem man Lateinisch sprach, mit Italien, Gallien, Britannien, Spanien,
Nordafrika, und das oströmische Reich, in dem man Griechisch sprach, mit
Ägypten, Palästina, Kleinasien, Griechenland und Makedonien. In beiden Staaten
war jetzt das Christentum seit 380 nach Christi Geburt Staatsreligion. Das
heißt, die Bischöfe und Erzbischöfe waren hohe Würdenträger, die auch
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