Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser
Leonardo da Vinci war in Florenz besonders eine Familie
reich und mächtig. Sie waren Wollhändler und Bankleute und hießen Medici. So
ähnlich wie früher einmal Perikles in Athen haben sie fast die ganze Zeit
zwischen 1400 und 1500 durch ihren Rat und ihren Einfluss die Geschichte von
Florenz geleitet. Vor allem Lorenzo di Medici, den man den Prächtigen nannte,
weil er von seinem großen Reichtum so schönen Gebrauch machte. Er bemühte sich
um alle Künstler und Gelehrten. Wenn er von einem begabten jungen Menschen
erfuhr, nahm er ihn gleich in sein Haus und ließ ihn unterrichten. Aus den
Sitten dieses Hauses kannst du sehen, wie die Menschen damals gedacht haben. Es
hat dort nämlich keine Tischordnung gegeben, nach der die ältesten und
vornehmsten obenan sitzen mussten. Sondern wer zuerst da war, saß oben bei
Lorenzo di Medici, auch wenn er ein junger Malerbursche war, und wer zuletzt
kam, musste unten sitzen, auch wenn er ein Gesandter war.
Diese ganz neue Freude an der Welt, an tüchtigen Menschen und
schönen Dingen, an den Ruinen und Büchern der Römer und Griechen hat man bald
überall den Florentinern abgeschaut. Denn wenn etwas einmal entdeckt ist, dann
lernen es die anderen Leute schnell. An den Hof des Papstes, der damals wieder
in Rom war, berief man große Künstler, um die Paläste und Kirchen in der neuen
Art zu bauen oder mit Bildern und Statuen auszuschmücken. Besonders als dann
reiche Geistliche aus der Familie der Medici Päpste wurden, lebten in Rom die
größten Künstler von ganz Italien und schufen dort ihre allergrößten Werke. Freilich
stand die ganze neue Art, die Dinge zu sehen, nicht immer mit der alten
Frömmigkeit in Einklang. Und so waren die damaligen Päpste auch weniger
Priester und Seelsorger der Christenheit als prächtige Fürsten, die Italien
erobern wollten und die in ihrer Hauptstadt Unsummen Geldes für wunderbare
Kunstwerke ausgaben.
Auch in den Städten Deutschlands und Frankreichs hatte sich diese
Gesinnung der Wiedergeburt des heidnischen Altertums allmählich ausgebreitet.
Auch dort begannen die Bürger langsam, sich mit den neuen Gedanken und Formen
zu beschäftigen und die neuen lateinischen Bücher zu lesen. Das war seit 1453
leichter und billiger geworden. Denn damals hat ein Deutscher eine große
Erfindung gemacht. Eine Erfindung, so großartig wie die Erfindung der Buchstaben
durch die Phönizier. Es war die Buchdruckerkunst. Dass man geschnitzte
Holzplatten mit schwarzer Farbe einreiben und dann auf Papier abdrucken kann,
das wusste man schon lange in China und auch schon einige Jahrzehnte in Europa.
Die Erfindung des Deutschen Gutenberg war aber, nicht ganze Holzplatten zu
schnitzen, sondern jeden Buchstaben einzeln aus einem Holzklötzchen
herauszuschneiden. Die Klötzchen konnte man nun zusammenstellen wie im
Lesekasten, in einen Rahmen spannen und beliebig oft abdrucken. War die Seite
oft genug abgedruckt, dann nahm man den Rahmen auseinander und konnte die
Buchstaben neu zusammensetzen. Das war einfach und billig. Einfacher und
billiger natürlich, als wenn man die Bücher immer wieder in jahrelanger Arbeit
abschrieb, wie es die römischen und griechischen Sklaven und wie es die Mönche
tun mussten. Und bald gab es in Deutschland und in Italien eine ganze Menge
Druckereien und gedruckte Bücher, Bibeln und andere Schriften, und in den
Städten und sogar auf dem Land wurde eifrig gelesen.
Eine andere Erfindung hat damals aber die Welt fast noch mehr
umgestaltet. Es war das Schießpulver. Auch das haben die Chinesen
wahrscheinlich schon lange gekannt, aber sie haben es meist nur für Feuerwerke
und Raketen verwendet. Erst in Europa fing man nach dem Jahre 1300 an, mit
Kanonen auf Burgen und Menschen zu schießen. Und bald haben auch einzelne
Soldaten riesige, plumpe Gewehrrohre in die Hand bekommen. Freilich ging damals
das Schießen mit Pfeil und Bogen noch schneller. Ein guter englischer
Bogenschütze konnte damals in einer Viertelstunde 180 Pfeile abschießen, und so
lange hat es in dieser Zeit noch gedauert, bis ein Soldat überhaupt seine
Donnerbüchse geladen hatte und mit einer brennenden Lunte losschießen konnte.
Trotzdem hat man schon im Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England
manchmal Geschütze und Gewehre verwendet, und nach 1400 fanden sie immer mehr
Verbreitung.
Das war aber nichts für die Ritter. Es war ja nicht ritterlich, von
Weitem einem Menschen eine Kugel in den Leib zu schießen. Du weißt, dass die
Ritter
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