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Eine Lady verschwindet

Eine Lady verschwindet

Titel: Eine Lady verschwindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sicher,
wenn ich das nachprüfen möchte?« sagte O’Neil höflich. »Lonnie!«
    Der Mann, der nun plötzlich
hinter ihm auf der Schwelle aufkreuzte, hätte auf den ersten Blick hin Ihr
freundlicher Apotheker gleich an der Ecke sein können — ein nett und
unbedeutend aussehender Bursche. Aber die Schnelligkeit und Knappheit seiner
Bewegungen, gekoppelt mit den düsteren schwarzen Augen, machte klar, daß es
sich um einen Profi handelte.
    »Durchsuchen Sie den Rest der
Hütte«, sagte O’Neil zu ihm.
    Lonnie verschwand — und war
innerhalb von dreißig Sekunden zurück. Er schüttelte kurz den Kopf.
    »Also durchsuchen Sie den Rest
der anderen Hütten«, sagte O’Neil , aber seine Stimme
klang nicht allzu zuversichtlich.
    Lonnie ging hinaus und ließ die
Tür weit offenstehen, O’Neil streifte die Cellophanhülle von einer dicken Zigarre und zündete sie
vorsichtig an.
    »Na schön, Holman «,
sagte er bedächtig. »Ich kann schließlich Spaß vertragen. Handelt es sich hier
um einen zeitvergeudenden Gag, oder was ist sonst los?«
    »Erzählen Sie’s ihm«, sagte ich
zu Daphne Woodrow.
    »Erzählen Sie’s ihm doch
selber«, zischte sie zurück.
    Ich sah die kalte
Feindseligkeit in O’Neils Augen und zuckte die
Schultern. »Es besteht kein Grund, weshalb Sie nicht ebenso verwirrt sein
sollten wie wir beide. Manattis Freundinnen, die bei
ihm wohnen, erzählten mir, Miss Woodrow habe ihn gestern
abend in seinem Haus besucht, aber sie bestreitet das. Sie erzählte mir
ihrerseits, ich hätte sie heute morgen angerufen und
ihr gegenüber behauptet, Anna Flamini sei bereits auf
dem Weg nach Eagle’s Rock — und das bestreite ich nun
wieder. Später, so sagte sie, habe Anna sie angerufen und ihr berichtet, sie
sei gesund und munter in ihrem Versteck. Aber nachdem wir unsere verwirrenden
Vertraulichkeiten ausgetauscht hatten, begann sich Miss Woodrow zu fragen, ob
es die echte Flamini gewesen sei, die mit ihr
telefoniert hatte, oder jemand, der sich dafür ausgab. Jedenfalls entschied sie
sich, mir insoweit zu vertrauen, daß sie mich zu Annas angeblichem Versteck
führte.«
    »Halten Sie mich für
ausreichend dumm, um so was zu glauben?« sagte er verächtlich.
    »Ich halte Sie nicht für
ausreichend dumm, es nicht zu glauben«, brummte ich. »Sie haben in meinem
Rückspiegel von Los Angeles an ein wirklich hübsches Bild abgegeben. Wenn es
mich gestört hätte, Sie dabei zu haben, hätte ich dann nicht versucht, Sie
unterwegs abzuhängen?«
    Er zog an seiner Zigarre und
wies dann plötzlich mit dem Zeigefinger auf das dunkelhaarige Mädchen. »Also
hat sie gelogen?«
    »Das ist möglich«, pflichtete
ich bei. »Vielleicht lügt überhaupt jedermann, einschließlich Ihnen, mir und
Vince Manatti .«
    »Wovon, zum Teufel, reden Sie
jetzt wieder?« knurrte er.
    »Von einem Dritten«, sagte ich.
»Von einem anderen, abgesehen von Manatti und
Barnaby, der ein vitales Interesse an Anna Flamini hat.«
    Er schüttelte schnell den Kopf.
»Unmöglich!«
    »Ein Dritter, der uns alle drei
bereits so erfolgreich in Verwirrung gestürzt hat, daß wir nun da stehen, wo
sich die Füchse und Hasen gute Nacht sagen, und hinter Phantomen herjagen.«
    »Ich glaube das trotzdem
nicht«, sagte O’Neil .
    »Haben Sie heute
nachmittag Miss Woodrow angerufen und vorgegeben, Sie seien ich ?« fragte ich geduldig.
    »Warum, zum Teufel, sollte ich
so was tun ?«
    »Dann war es ein anderer«,
sagte ich. »Wieso könnte sie sonst überhaupt von mir erfahren haben? Sie sind
selber auf mich gekommen, nicht wahr? Manatti mußte
jemanden anheuern, und logischerweise mußte er auf mich verfallen. Das will ich
Ihnen glauben, aber Miss Woodrow konnte noch nicht einmal meinen Namen gehört
haben, bevor sich dieser Jemand als Janson am Telefon vorgestellt hatte.«
    Lonnie kam in die Hütte zurück,
lehnte sich gegen die Wand und kaute versuchsweise an einem Daumennagel herum.
    »Na?« fragte O’Neil .
    »Leer«, sagte Lonnie beinahe
schüchtern. »Soll ich den dort«, er wies mit dem Kopf
auf mich, »auseinandernehmen und die Wahrheit herausfinden?«
    »Nein.« O’Neil schüttelte den Kopf. »Gehen Sie und warten Sie im Wagen.«
    »Ich hätte nie gedacht, daß Sie
in Krisenzeiten klein beigeben würden«, sagte Lonnie zu seinem Daumennagel und
ging dann mit offensichtlichem Zögern zum Wagen hinaus.
    »Ein Dritter?« O’Neil sah mich scharf an. »Wer?«
    »Woher, zum Teufel, soll ich
das wissen?« sagte ich gereizt. »Vielleicht gibt es eine

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