Eine Lady zu gewinnen ...
Versprechen?«
»Dass ich morgen früh bei ihrem Großvater um ihre Hand anhalte. Wenn wir jetzt aufbrechen, sind wir noch früh genug zu Hause, damit ich morgen beim ersten Tageslicht dort sein kann.«
»Dann sollten wir auf der Stelle aufbrechen«, sagte Jarret mit einem breiten Lächeln. »Sie kommen hier allein zurecht, nicht wahr, Pinter?«
»Natürlich.«
»Lassen Sie uns wissen, was Sie herausgefunden haben.«
Gabe wäre gern geblieben, aber er war fest entschlossen, das Versprechen, das er Virginia gegeben hatte, um jeden Preis zu halten.
Allerdings fürchtete er sich vor der Rückreise mit Jarret. Sein Bruder hatte ihn schon im Büro des Coroners ständig besorgt beobachtet, und Gabe war nicht in der Stimmung, weitere Stunden brüderlicher Besorgnis zu erdulden.
Sobald sie in der Kutsche saßen, fragte Jarret: »Warst du schon einmal bei einer solchen Untersuchung dabei?«
»Nur bei Rogers Tod«, antwortete Gabe knapp.
»Die heute muss für dich fast genauso schwer gewesen sein, schließlich war Benny ein Kindheitsfreund von dir.«
Das war eine glatte Untertreibung. »Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich lieber nicht darüber sprechen. Ich brauche etwas Schlaf. Ich habe letzte Nacht in dem lauten Gasthof kaum ein Auge zugetan und muss morgen früh raus.«
Jarret nickte. »Ich kann wohl auch eine Mütze Schlaf gebrauchen.«
Gott sei Dank. Gabe ließ sich in die Polster sinken und schloss die Augen, aber er fand keinen Schlaf. Ständig sah er das Bild von Bennys aufgedunsenem Leichnam vor Augen. Sein Geruch schien an ihm zu haften, und er fragte sich, wie lange das andauern würde – ob die Leute diesen Geruch an ihm wahrnehmen und das Grauen spüren würden, das in seiner Seele lauerte.
Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich wirklich wie der Todesengel. Und er mochte das Gefühl nicht.
18
Virginia und ihr Großvater hatten seit dem gestrigen Tag kein Wort miteinander gesprochen. Sie gingen einander aus dem Weg, als ob eine unausgesprochene Übereinkunft zwischen ihnen herrschte. Sie hatte sogar ihre Mahlzeiten auf ihrem Zimmer eingenommen, und er hatte es akzeptiert.
Glücklicherweise hatte er es ebenfalls akzeptiert, dass sie an Pierce geschrieben hatte. Nach ihrem Gespräch mit Poppy hatte sie einen Eilbrief an ihren Cousin geschickt, der nur aus einem einzigen Satz bestand: Ich brauche dich. Er musste Poppy ein für alle Mal klarmachen, dass sie nicht heiraten würden. Der Schuft hatte bei Poppy Hoffnungen geweckt, und jetzt musste er ihr helfen, diese Hoffnungen wieder zu zerschlagen.
Aber da der Eilbrief Pierce erst heute erreichen würde, würde er nicht vor morgen Vormittag auf Waverly Farm eintreffen. Und weil es bereits zu dunkeln begann, wuchs ihre Besorgnis. Sie brauchte einen Plan für den Fall, dass Gabriel tatsächlich auf der Farm erschien, wie er es angekündigt hatte.
Würde Poppy ihn wirklich mit geladenem Gewehr empfangen? Und würde er dann tatsächlich auf Gabriel schießen? Das konnte sie sich nicht vorstellen. Doch einlenken würde er ebenso wenig.
Gabriel würde sich ebenso wenig von der Mündung eines Gewehrs umstimmen lassen. Er war genauso dickköpfig und noch unbesonnener als Poppy. Es ließ sich nicht voraussagen, was geschehen würde, wenn sie aufeinandertrafen.
Wie konnte Poppy nur so blind sein? Hatte er nicht bemerkt, wie sehr sich Gabriel für die Farm interessierte? Natürlich würde Gabriel, im Gegensatz zu Pierce, Waverly Farm nicht irgendwann erben, und vielleicht würde das bedeuten, dass sie die Farm verlassen müssten, aber bis dahin konnte noch viel Zeit vergehen, und in der Zwischenzeit wäre Gabriel ihm eine große Hilfe.
Solange er sich nicht bei irgendeinem Rennen den Hals bricht.
Sie schob den Gedanken beiseite. Darüber nachzudenken weckte nur Zweifel in ihr, und sie war fest entschlossen, sich nicht von ihren Zweifeln zurückhalten zu lassen. Sie wollte Gabriel heiraten – Rennen hin oder her.
Also musste sie ihn warnen, bevor Poppy eine Dummheit beging. Annabel würde ihm von Poppys Drohung berichten, aber das würde Gabriel nicht aufhalten. Vielleicht war es am besten, wenn sie sich morgen früh um halb acht aus dem Haus schlich und ihn auf der Landstraße abfing …
Es klopfte an der Tür, und sie fuhr zusammen. »Wer ist da?«
»Ich bin’s – Molly. Der General will sie in seinem Arbeitszimmer sprechen.«
Sie seufzte. Sie konnte ihm nicht ewig aus dem Weg gehen. »Sag ihm, dass ich in zwei Minuten da bin.«
Als
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