Eine Lady zu gewinnen ...
grundloser Eifersucht?«
»Ich fürchte ja. Ich würde die Rawdons trotzdem gerne noch befragen. Aber der Captain ist für einige Jahre nach Indien abkommandiert worden. Gleich nachdem Sie mir von der Freundschaft zwischen den Rawdons und Ihren Eltern erzählt hatten, habe ich ihm und seinen Vorgesetzten einen Brief mit einer Reihe von Fragen geschickt, aber es kann Monate dauern, bis ich eine Antwort erhalte. Und sie werden in einem Brief vielleicht nicht offen über den Hang Ihrer Mutter zur Gewalttätigkeit sprechen.«
»Mutter hat Vater nicht umgebracht«, sagte Minerva trotzig. »Giles ist sich da so gut wie sicher. Zumindest hat sie ihn nicht so getötet, wie wir es ursprünglich angenommen haben.«
»Wir können es aber noch nicht endgültig ausschließen«, sagte Pinter mit gequältem Gesichtsausdruck. »Und selbst wenn es Captain Rawdon war, den Ihr Cousin gesehen hat, kann er nicht derjenige gewesen sein, der sie umgebracht hat. Desmond hat eindeutig gesagt, dass der geheimnisvolle Mann erst bei der Jagdhütte ankam, nachdem die Schüsse gefallen waren.«
»Also sind wir wieder am Anfang angelangt. Wir müssen wissen, was der Mann dort gesehen hat, und vor allem, warum er überhaupt dorthin geritten ist«, sagte Gabe fest.
»Gut«, sagte Oliver. »Wir werden jetzt Folgendes tun. Pinter, Sie fahren zurück und machen die anderen Stallburschen ausfindig, diejenigen, die Sie schon einmal befragt haben und die angaben, nichts gesehen zu haben. Finden Sie heraus, ob sie sich vielleicht an das Pferd und denjenigen, der es zurückgebracht hat, erinnern. Fragen Sie sie auch, ob sie noch Kontakt zu Benny haben. Manche von ihnen treffen ihn vielleicht noch von Zeit zu Zeit.«
»In Ordnung«, sagte Pinter. »Und wenn Sie es wünschen, werde ich noch einmal mit Bennys Familie reden und sie fragen, ob vielleicht irgendjemand anders etwas über seinen Verbleib wissen könnte. Wenn das alles zu nichts führt, werde ich noch einmal nach Manchester fahren.«
»Alles, was Sie tun, ist äußerst hilfreich«, sagte Oliver.
»Wenn Sie nach Manchester fahren«, sagte Gabe, »lassen Sie es mich wissen. Ich werde Sie begleiten.«
Er wurde das bohrende Gefühl nicht los, dass Benny den Schlüssel zu den Rätseln jenes Tages besaß. Bevor er nicht mit ihm gesprochen hatte und von ihm selbst gehört hatte, dass er nichts wusste, würde er nicht ruhig schlafen können.
6
»Ein scheußlicher Tag für ein Rennen«, sagte Virginias Großvater, während sie auf Ealing zuhielten.
Sie warf einen düsteren Blick aus dem Fenster der Kutsche und sah einen wolkenverhangenen Himmel, der Regen ankündigte. Bei schönem Wetter liefen die Pferde ihres Gespanns, das sie schon vor Stunden zur Rennstrecke vorausgeschickt hatte, wie leibhaftige Teufel. Schlechtes Wetter konnte alles ruinieren, besonders wenn der Wind noch zunahm. Die Pferde hassten Wind.
»Ist dir das Wetter auf die Stimmung geschlagen?«, fragte Pierce. Wenn das Rennen nicht gewesen wäre, wäre er bereits am Vortag nach Hause zurückgekehrt. Offensichtlich wurde er daheim auf seinem Gut gebraucht.
»Allerdings«, log sie.
Ihre schlechte Laune hatte in dem Moment begonnen, als sie die Stallungen von Halstead Hall verlassen hatte. Es gelang ihr einfach nicht, sich diesen Teufel Gabriel aus dem Kopf zu schlagen. Sie konnte immer noch spüren, wie er seinen muskulösen Körper gegen ihren presste. Er hatte genau jene Art von Muskeln, bei denen man als Frau einfach zupacken wollte … und die man nie mehr loslassen wollte. Wie war es möglich, dass jemand mit so einem Körper frei herumlaufen durfte?
Und wie er küsste. Einfach himmlisch. Sie musste unablässig an seinen Mund denken und daran, was seine verdorbene Zunge in ihrem angestellt hatte.
Das Blut stieg ihr in die Wangen. Guter Gott, sie war genauso verdorben wie er. Nein, auf keinen Fall durfte dieser Mann sie noch einmal küssen. Er war schrecklich. Abscheulich. Verachtenswert.
Unglücklicherweise geriet diese Überzeugung mit jedem Tag mehr ins Wanken. Seit Poppy Zweifel in ihr geweckt hatte, was an jenem Tag in Turnham Green wirklich geschehen war, war sie völlig verwirrt.
Doch selbst wenn Gabriel nicht die alleinige Schuld an Rogers Tod trug, war er immer noch ein arroganter Schuft, der offensichtlich meinte, dass sie angesichts seiner Heiratsofferte vor Dankbarkeit einen Luftsprung machen sollte. Sie hasste es, wenn Männer sich einbildeten, zu wissen, was für sie das Beste war.
Als sie an der
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