Eine Lady zu gewinnen ...
musste er mit Virginia und seiner Familie zu irgendwelchen Bällen gehen. So hatte er sich das definitiv nicht vorgestellt. Er hatte sich einsame Picknicks in den Wäldern ausgemalt, mit einer Bediensteten als Anstandsdame, die er bezirzen konnte, damit sie ihn mit seiner zukünftigen Ehefrau allein ließ, oder lange, stürmische Ausritte auf den einsamen Feldwegen rund um Waverly Farm.
»Ich möchte Ihren Schwestern keine Unannehmlichkeiten bereiten«, sagte Virginia unschuldig. »Ich bin sicher, dass Poppy uns gerne zu allen Bällen begleitet, die wir besuchen wollen. Nicht unbedingt im Winter, wenn ihn bei der Kälte seine Verletzungen schmerzen, aber im Frühjahr …«
»Im Frühjahr?«, unterbrach sie Gabe. »Ich hoffe, wir sind im Frühjahr über die Werbung hinaus.« Als ihm klar wurde, wie sich das in ihren Ohren anhören musste, fügte er hastig hinzu: »Ich wollte sagen, wenn wir uns erst einmal einig geworden sind …«
»Oh, Sie nehmen doch nicht an, dass das alles so schnell gehen wird?« Ihr unschuldiges Lächeln täuschte ihn keine Sekunde. »Sie sagten, ich müsste Sie erst besser kennenlernen. Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen. Daher wird eine lange Werbung das Beste sein.«
»Eine lange Werbung«, echote er mit einem flauen Gefühl im Magen.
»Mein verstorbener Sohn hat zwei Jahre um seine Frau geworben, bevor sie geheiratet haben«, sagte General Waverly, dessen Augen verdächtig glitzerten. »Ich möchte nicht, dass meine Enkelin überhastete Entscheidungen trifft. Was denkst du, Pierce?«
Gabe spürte einen unangenehmen Druck auf der Brust, während Devonmont ihm ein zufriedenes Grinsen zuwarf. »Oh ja«, sagte Pierce und hob sein Glas, um einen Schluck Wein zu nehmen. »Zwei Jahre sind eine Menge Zeit.«
»Pierce, ich bitte dich«, warf Virginia tadelnd ein. »Du und Poppy, ihr macht euch lächerlich. Zwei Jahre sind viel zu lang.«
Gabe entspannte sich und atmete geräuschvoll aus. »Das will ich meinen.«
»Ein Jahr scheint mir völlig ausreichend.« Sie warf Gabe über den Rand ihres Weinglases einen verschmitzten Blick zu. »Obwohl wir die Werbung vielleicht auf sechs Monate verkürzen könnten.«
Auf Gabes Stöhnen hin brach Celia in Gelächter aus. »Was sagst du dazu, Gabe? Miss Waverly will, dass du ihr mindestens bis Februar den Hof machst.«
Er verschluckte einen Fluch. Dieser Quälgeist von einer Schwester hatte zweifellos Spaß an der Sache.
»Wir haben keinen Grund zur Eile, oder?« Virginia warf ihm erneut dieses unschuldige Lächeln zu, das ihn das Schlimmste ahnen ließ. »Ich muss schließlich eine Entscheidung treffen, die über mein ganzes zukünftiges Leben bestimmen wird.«
Um Gottes willen, war es möglich, dass sie irgendwie von Großmutters Ultimatum erfahren hatte? Nein. Das war ausgeschlossen. »Es gibt nicht den geringsten Grund zur Eile«, murmelte er und stand auf, um sich Wein nachzuschenken.
»Und außerdem«, fuhr sie fort, und ihre Stimme nahm plötzlich einen geschäftsmäßigen Ton an, »werden Sie die Zeit brauchen, um sich auf den Umzug vorzubereiten.«
Gabe hätte beinahe sein Glas fallen gelassen. »Den Umzug?«
»Ich gehe davon aus, dass Sie nach unserer Hochzeit zusammen mit mir und Poppy auf Waverly Farm wohnen werden. Sie können nicht von mir verlangen, dass ich hierherziehe.«
»Eigentlich hatte ich geplant, dass wir in einem eigenen Haus leben«, stieß er hervor, während er vor dem Kamin auf und ab ging.
»Und wer soll sich dann um Poppy kümmern? Er ist auf meine Hilfe angewiesen.«
»Ich kann unter keinen Umständen auf sie verzichten«, stimmte ihr Großvater gut gelaunt zu.
Sie warf Gabriel einen gespielt gequälten Blick zu. »Und verzeihen Sie mir, wenn ich taktlos bin, aber angesichts der Tatsache, dass Sie keinen Beruf haben und ich nur eine sehr kleine Mitgift in die Ehe einbringe, nun … ich sehe nicht, wie wir uns da ein eigenes Haus leisten könnten.«
Alle Augen waren jetzt auf ihn gerichtet. Verdammt, verdammt, verdammt. Es war unübersehbar, dass sie sich alle miteinander köstlich über diese unerhörte Unterhaltung amüsierten. Und überhaupt, welche Frau aus gutem Hause würde die finanzielle Situation ihres Verlobten zum Tischgespräch bei einem Dinner machen?
Seiner Großmutter schien das alles nichts auszumachen. »Ich versichere Ihnen, dass mein Enkel in der Lage sein wird, für Sie aufzukommen.«
»Oh, ich hätte niemals etwas anderes angenommen.« Virginias Augen glitzerten verdächtig. »Aber
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