Eine Lady zu gewinnen ...
verbietet.« Er blickte Gabriel durchdringend an. »Wie mir gerade auffällt, haben Sie sich bisher nicht dazu geäußert, ob Sie meine Cousine lieben.«
In Gabriels Wange zuckte ein Muskel. Das genügte sowohl ihr als auch Pierce als Antwort. Sie hatte zwar nicht damit gerechnet, dass Gabriel behaupten würde, sie zu lieben – er kannte sie schließlich kaum. Und sie wollte nicht, dass er log. Das hätte nur bewiesen, dass es ihm ausschließlich um das Geld ging, so wie Pierce anzunehmen schien.
Aber irgendein winzig kleiner Teil von ihr war dennoch enttäuscht. Das war völlig lächerlich. Sie liebte ihn nicht. Warum um alles in der Welt hätte sie sich wünschen sollen, dass er sie liebte?
Pierce bot ihr seinen Arm. »Komm, meine Liebe. Onkel Isaac hat mich geschickt, um dich zum Dinner abzuholen.«
Als sie auf Pierce zutrat, knurrte Gabriel: »Wagen Sie es nicht, mit ihm wegzugehen!«
Sie blieb stehen und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Entschuldigen Sie?«, fragte sie in ihrem frostigsten Tonfall. »Ich war mir nicht bewusst darüber, dass Sie das Recht haben, mir Befehle zu erteilen.«
Pierce schüttelte den Kopf. »Er ist völlig unfähig, sich wie ein zivilisierter Gentleman zu benehmen.«
Gabriel funkelte Pierce an. »Halten Sie sich da raus!« Dann warf er Virginia einen zornigen Blick zu. »Sie und ich hatten eine Abmachung. Ich habe unser Kutschenrennen gewonnen und damit das Recht, Ihnen den Hof zu machen.«
»Ja, aber unsere Wette verbietet niemand anderem, mir ebenfalls den Hof zu machen. Vielen Dank, dass Sie mir das Labyrinth gezeigt haben. Aber jetzt, wo mein Cousin seine Absichten offengelegt hat, glaube ich, dass er mich zum Dinner ins Haus führen sollte. Es scheint mir nur fair, dass ich Ihnen beiden das gleiche Maß an Zeit widme.«
Als sie seinen wütenden Gesichtsausdruck bemerkte, unterdrückte sie ein Lächeln und nahm Pierces Arm.
Bevor sie davonspazierten, sagte Pierce: »Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, alter Junge, um sich wieder präsentabel zu machen.« Pierce’ Blick wanderte hinunter zu Gabriels Schritt und entlockte ihm damit einen Fluch.
Virginia errötete heftig, als Pierce hinzufügte: »Wenn du in diesem Zustand zum Dinner erscheinst und der General es bemerkt, dann wird es statt einer Hochzeit ein Duell im Morgengrauen geben. Das wird dich nicht weiterbringen.«
Sie gingen zusammen davon und überließen Gabriel sich selbst.
»Du kannst manchmal ziemlich gemein sein«, sagte sie, sobald sie außer Hörweite waren.
Pierce’ Stimme klang hart. »Ist er weiter gegangen, als dich zu küssen?«
Sie schluckte. Es gab Dinge, die eine Lady unter allen Umständen für sich behielt. »Nein.« Sie blickte ihn von der Seite an. »Du musst mir verraten, was du vorhast. Wir wissen beide, dass du mich weder heiraten willst noch ›rettungslos in mich verliebt‹ bist.«
»Vielleicht bin ich nicht rettungslos in dich verliebt, aber ich liebe dich.«
Sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Ich liebe meine ganze Familie«, stellte er klar, wobei ein teuflisches Lächeln seine Lippen umspielte.
»Mit anderen Worten, du liebst mich etwa so, wie du deine Mutter liebst.«
Er zuckte die Schultern. »Immer noch besser, als wenn ich dich lieben würde wie meinen Hund.«
»Amüsier dich mit deinen Spitzfindigkeiten, aber sag mir wenigstens, was du vorhast.«
Er senkte seine Stimme. »Schau dich mal unauffällig um.«
Sie folgte seinem Rat und sah, wie Gabriel aus dem Labyrinth herauskam. Seine Fäuste waren geballt, und sein Blick bohrte sich in Pierce’ Hinterkopf.
»Beobachtet er uns?«, fragte Pierce.
»Wie ein Hund den Knochen beobachtet, den man ihm gerade weggenommen hat.«
Pierce warf ihr einen vielsagenden Blick zu. »Oder wie ein Mann, der seine Chance bei der Frau, die er begehrt, nicht verspielen will?«
»Wo liegt da der Unterschied?«
»Ich werde es dir erklären.« Pierce ließ seinen Blick über Halstead Hall schweifen, das sich vor ihnen erhob. »Um an sein Erbe zu kommen, genügt Sharpe irgendeine beliebige Frau. Jetzt gerade ist er wütend, weil ihm eine, die er für eine leichte Eroberung hielt, vor der Nase weggeschnappt wurde. Aber wenn es ihm tatsächlich nur ums Geld geht, wird er sich jetzt, wo er Konkurrenz bekommen hat, eine andere suchen. In seiner Lage hat er keine Zeit, um sich mit anderen Freiern herumzuschlagen.«
»Und wenn er sich keine andere Frau sucht?«
»Dann begehrt er dich.«
»Und warum sollte das besser sein?
Weitere Kostenlose Bücher