Eine Lady zu gewinnen ...
völlig perplex aussah. Dann zeichnete sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht ab. Du liebe Zeit, er sollte sich bloß keine Hoffnungen machen.
»Das war ein recht plötzlicher Entschluss, nicht wahr?«, fragte Gabriels Schwester, Mrs Masters.
»Ein sehr plötzlicher Entschluss«, sagte Gabriel vom Eingang des Saals her. Er schlenderte herein, doch seine Augen wurden schmal, als er sie neben Pierce sitzen sah. »Offensichtlich reicht es Devonmont nicht, Waverly Farm zu bekommen. Er will die Hausherrin noch dazu.«
»Wenigstens will er die Hausherrin«, gab Virginia zurück. »Sie wollen nur Ihr Erbe.«
Er blickte finster drein, und seine Geschwister stießen einen kollektiven Seufzer aus.
»Sie wissen davon?«, fragte Mrs Plumtree.
»Ja, obwohl ich mein Wissen niemandem von Ihnen zu verdanken habe.« Sie legte ihre Hand auf die von Pierce und genoss es, wie Gabriel dabei zusammenfuhr. »Glücklicherweise hatte mein Cousin die Gerüchte gehört und war so freundlich, mich auf dem Weg hierher darüber ins Bild zu setzen.«
»So freundlich?« Gabriel setzte sich ihr gegenüber, in seinen Augen loderte ein Feuer. »Mir scheint eher, dass er die Gelegenheit ergriffen hat, sie mir wegzuschnappen.«
Lady Stoneville gab dem Diener ein Zeichen, die Suppe zu servieren, und er begann, seine Runde um den Tisch zu machen.
»Wir bedauern dieses Missverständnis hinsichtlich Großmutters Ultimatum sehr«, sagte Mrs Masters und warf ihrem Bruder einen grimmigen Blick zu. »Wir wollten Ihnen davon erzählen, aber Gabriel war dagegen. Ich vermute, es ist ihm peinlich. Er fühlt sich sehr zu Ihnen hingezogen, und er wusste, dass Sie die Situation missdeuten würden, wenn Sie davon erfahren.«
Zu ihr hingezogen, pah! Gabriel wollte sie einfach in seinem Bett. »Also haben Sie für ihn gelogen.«
»So würde ich das nicht sagen«, warf Lord Jarret ein. »Wir haben eher … einen Teil der Wahrheit weggelassen.«
»Einen durchaus wichtigen Teil der Wahrheit, meinen Sie nicht?« Virginia warf ihnen einen vernichtenden Blick zu und ergriff ihren Löffel. Sie besaßen immerhin so viel Anstand, schuldbewusst dreinzuschauen, also fügte sie hinzu: »Ich finde, dass Wahrheitsliebe eine äußerst wichtige Eigenschaft für einen Ehemann ist.«
»Gabe ist im Allgemeinen sehr wahrheitsliebend«, bemerkte Mrs Masters nachdrücklich. »Beinahe zu sehr.«
»Vor allem weil es ihm egal ist, was andere Leute von ihm denken«, fügte Lady Celia hinzu.
Das ließ Virginia aufhorchen. Was hatte er gesagt, als sie ihm vorgeworfen hatte, dass er sich für unverwundbar halte? Offen gesagt ist es mir egal, ob ich unverwundbar bin oder nicht.
Der Gedanke an seine Verletzlichkeit versetzte ihr einen Stich, doch sie ignorierte ihn. Wie konnte sie immer wieder auf Gabriel hereinfallen? Er hatte ihr den wahren Grund, warum er ihr den Hof machte, verschwiegen, und das konnte und durfte sie ihm nicht verzeihen.
»Er kann deswegen auch sehr dickköpfig sein. Erinnerst du dich an den Vorfall an Weihnachten, mit dem Hauslehrer?« Mrs Masters aß einen Löffel Suppe und sah zu Lord Jarrett hinüber. »Den gestohlenen Plumpudding?«
»Oh, bitte nicht«, murmelte Gabriel, während er die kunstvoll arrangierte Serviette auseinanderfaltete und in seinen Schoß fallen ließ.
Plötzlich erbleichte Lady Celia, was Virginias Interesse erst recht weckte.
»Wie alt war Gabe da? Acht?«, fuhr Mrs Masters fort.
»Ja, er muss acht gewesen sein«, sagte Lord Jarret. »Es war das erste Weihnachten, nachdem unsere Eltern …« Er unterbrach sich. »Jedenfalls hatte Großmutters Köchin unseren Weihnachtspudding zum Abkühlen auf den Fenstersims gestellt, und auf einmal war er weg.«
»Es war allgemein bekannt, dass Gabe eine besondere Vorliebe für Plumpudding hatte«, nahm Mrs Masters den Faden auf. »Nachdem also der Plumpudding verschwunden war, ging unser Hauslehrer Mr Virgil hinauf auf den Dachboden, wo sich Gabe eine Art geheimen Schlupfwinkel eingerichtet hatte. Er entdeckte Gabe inmitten von Puddingkrümeln.«
»Aber der Bengel weigerte sich standhaft, zuzugeben, dass er den Pudding gestohlen hatte«, fuhr Lord Jarret fort. »Er stritt es nicht ab – das wäre eine Lüge gewesen –, aber er gab es auch nicht zu. Mr Virgil verlangte, dass er gestehen solle, was er getan hatte, aber Gabe weigerte sich beharrlich.«
»Ich hoffe, Ihr Hauslehrer war klug genug, den Jungen den Rohrstock spüren zu lassen«, warf ihr Großvater ein, während er ein Stück
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