Eine Lady zu gewinnen ...
Vollblüter, die für mich Galopprennen laufen. Vielleicht habe ich sogar ein eigenes Gestüt.« Er blickte zu Boden. »Davon träume ich jedenfalls.«
Es war offensichtlich, wie viel ihm sein Plan bedeutete. Aber er hatte noch eine Reihe von Schwachstellen, die er sicherlich erkennen würde, wenn sie ihn darauf aufmerksam machte. »Damit Ihr Plan funktioniert, müssen Sie viele Kutschenrennen fahren. Kutschenrennen um hohe Einsätze, und hohe Einsätze bedeuten gefährliche Rennen.«
Erneut flammte Misstrauen in seinem Blick auf. »Ganz richtig. Je gefährlicher das Rennen, desto höher der Einsatz.«
Ihr Mut verließ sie. »Auf welcher gefährlichen Strecke treten Sie morgen gegen Mr Wheaton an?«
»Lord Wheaton. Und es ist keine besonders gefährliche Strecke. Das schwöre ich. Es ist noch nicht einmal ein Kutschenrennen. Bloß ein gutes altes Rennen Pferd gegen Pferd.«
»Sie wissen genau, dass solche Rennen nicht weniger gefährlich als Kutschenrennen sind, wenn nicht sogar noch gefährlicher. Auf welcher Strecke soll das Rennen denn stattfinden?«
»Sie werden sie nicht kennen.«
»Auf welcher Strecke?«, beharrte sie.
Ein Muskel zuckte in seiner Wange. »Auf der Strecke am Fluss, auf Lyons’ Landgut in Eastcote.«
Sie sah ihn bestürzt an. »Die Strecke mit den Hindernissen?«
Er kniff die Augen zusammen. Es überraschte ihn offensichtlich, dass sie die Strecke kannte. »Es sind nur zwei Hindernisse, und die sind nicht besonders schwierig.«
»Nicht besonders schwierig! Ich erinnere mich, wie Poppy davon erzählt hat. Hat Lyons sich nicht an einem von ihnen das Bein gebrochen?«
Gabriel straffte sich. »Nur weil er nicht für zwei Shilling reiten kann.«
»Oh Gott«, stöhnte sie. Ihr wurde ganz schwindlig vor Sorge um ihn. »Sie sind komplett verrückt.«
Das brachte ihn in Rage. »Nicht verrückter als Sie. Immerhin sind Sie gegen Letty Lade angetreten und haben mich zu einem Kutschenrennen herausgefordert. Seit wann haben Sie diese Abneigung gegen Rennen?«
»Seit ich gesehen habe, wie Sie ein Rennen fahren«, erwiderte sie heftig. »Seit ich mit eigenen Augen gesehen habe, wie Sie Risiken eingehen, die niemand, der bei klarem Verstand ist, eingehen würde.«
»Sie wollen mir etwas über Risiken erzählen?« Er starrte auf sie hinunter. »Sie waren diejenige, die die Nadelöhrstrecke fahren wollte, obwohl es Sie um Ihre Zukunft hätte bringen können.«
»Ja, weil ich es leid war, wie Sie sich auf dem Rücken meines toten Bruders einen Ruf als verwegener Rennfahrer aufbauen!«
Auf seinem Gesicht zeichnete sich erst Betroffenheit und dann Schmerz ab. Aber sie konnte ihre Worte nicht zurücknehmen. Sie waren ausgesprochen, und es gab kein Zurück mehr.
Ihr Atem ging in kurzen Stößen, während sie mit den Tränen kämpfte. »Sie lackieren Ihren Phaeton schwarz, Sie stolzieren in der Stadt herum in Ihren schwarzen Sachen und …«
»Ich stolziere nirgendwo herum, meine Liebe«, sagte er tonlos.
»Wagen Sie es nicht, das ins Lächerliche zu ziehen! Sie reden davon, mit diesen gefährlichen Rennen Geld zu verdienen, dabei wissen wir beide, dass niemand auch nur einen Schilling gegen Sie wetten würde, wenn die Sache mit meinem Bruder nicht gewesen wäre!« Ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Ohne Roger gäbe es keinen Todesengel.«
»Es war nicht meine Idee, der Todesengel zu werden, verdammt!«
Er schleuderte ihr die Worte praktisch ins Gesicht. Als sie die Augen zusammenkniff und bestürzt über seine Heftigkeit zurückwich, fügte er hinzu: »Irgendein Idiot hielt es für witzig.«
Sie starrte ihn sprachlos an. Ein Witz? Jemand betrachtete den Tod ihres Bruders als Witz?
Als er ihre Reaktion bemerkte, fuhr er mit leiser, gequälter Stimme fort: »Nach Rogers Unfall kleidete ich mich schwarz, um seinen Tod zu betrauern. Da Roger und ich nicht verwandt waren, machte Chetwin Bemerkungen darüber und sagte, dass ich Schwarz tragen würde, weil der Tod mein ständiger Begleiter sei. Er meinte, dass jeder, der mit mir zu tun hat, sterben würde – meine Eltern, mein bester Freund … jeder.«
Er begann wieder, auf der Lichtung auf und ab zu gehen, seine Gesichtszüge vom Schmerz gezeichnet. »Chetwin hatte natürlich recht. Der Tod war mein ständiger Begleiter. Also war ich nicht besonders überrascht, als die Leute anfingen, mich den Todesengel zu nennen.« Seine Stimme klang erstickt. »Ich spiele meine Rolle schließlich ganz gut.«
In diesem Moment wurde ihr klar, dass
Weitere Kostenlose Bücher