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Eine Lady zu gewinnen ...

Eine Lady zu gewinnen ...

Titel: Eine Lady zu gewinnen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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Mauern um ihr Herz noch höher ziehen.
    Aber vielleicht war es dafür schon zu spät.

14
    Es war noch ziemlich früh am Morgen, als Gabe am nächsten Tag von Marsbury House aufbrach. Lyons hatte ihn und Wheaton eingeladen, noch zum Frühstück zu bleiben, aber Gabe hatte abgelehnt, auch wenn es unhöflich war. Noch einer von den Witzen des Herzogs, und ihm wäre der Kragen geplatzt.
    Denn das Unvorstellbare war geschehen: Er hatte verloren. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zuletzt ein Rennen verloren hatte.
    Und er hatte sich verletzt, wenn auch nicht schwer. Er war hinter Wheaton unter einem Baum hindurchgeritten, und ein Zweig, den Wheaton zur Seite gedrückt hatte, war zurückgeschnellt und hatte ihn mit solcher Wucht am Kopf getroffen, dass er eine klaffende Wunde davongetragen hatte. Die Verletzung war nur oberflächlich, sah aber durch das getrocknete Blut und das verklebte Haar auf seiner Stirn umso gefährlicher aus. Seine Großmutter und seine Schwestern würden einen ziemlichen Wirbel machen, wenn sie ihn so sahen.
    Doch die Verletzung beschäftigte ihn weit weniger als die Tatsache, dass er hundert Pfund verloren hatte. Hölle und Verdammnis. Wenn er gewonnen hätte, wäre das Startgeld für Flying Jane beim St.-Leger-Rennen sicher gewesen.
    Virginias Worte klangen ihm in den Ohren: Wenn, wenn, wenn! Das sind ziemlich viele Wenns.
    Vermaledeites Frauenzimmer. Sie war schuld, dass er verloren hatte. Normalerweise überkam ihn vor einem Rennen eine kalte Ruhe, die es ihm ermöglichte, sich ausschließlich auf den Sieg zu konzentrieren und die Gefahr zu vergessen. Aber heute war diese Ruhe ausgeblieben, und schuld waren die Gedanken, die in seinem Kopf herumwirbelten, seit er gestern mit diesem Frauenzimmer zusammen gewesen war.
    Er hatte schlecht geschlafen und die eine Hälfte der Nacht damit verbracht, sich wegen seiner Idee, ihr den Hof zu machen, zu verfluchen. Die andere Hälfte hatte er über ihre Anschuldigungen nachgedacht, dass er seinen Ruf auf Rogers Tod aufgebaut habe.
    Er hätte sich niemals träumen lassen, dass sie ihn so sehen könnte. Er hatte sich nie um seinen Ruf gekümmert. Aber nachdem sie es einmal ausgesprochen hatte, fühlte er sich genötigt, ihre Vorwürfe zurückzuweisen, und ehe er sich’s versah, hatte sie Dinge ans Tageslicht gebracht, die er jahrelang tief in sich begraben hatte.
    Ein Fluch entfuhr ihm. Warum konnte sie die Vergangenheit und Rogers Tod nicht ruhen lassen? Und wie zur Hölle sollte er sie dazu bringen, mit ihrer verdammten Fragerei aufzuhören?
    Er konnte ihr nicht sagen, was sie wissen wollte. Wenn er die Wahrheit auch nur andeutete, würde sie nie wieder etwas mit ihm zu tun haben wollen. Er hatte eine gewisse Chance, ihre Hand zu gewinnen, wenn sie nichts wusste, aber absolut keine, wenn sie die Wahrheit kannte.
    Und warum sollte er ihr oder ihrem Großvater oder irgendjemand anderem einen so tiefen Einblick in seine Seele gewähren? Sie mussten die Vergangenheit ruhen lassen. Das war das Beste für sie alle.
    Und wenn es ihm nicht gelang, Virginia davon zu überzeugen? Was sollte er tun, wenn sie sich weigerte, ihn zu heiraten?
    Dann würde er eine andere Ehefrau finden.
    Er stöhnte auf und ließ sein Pferd in Trab fallen. Er wollte keine andere Ehefrau. Er wollte kein prüdes, dummes kleines Ding der besseren Gesellschaft, das hinter seinem Fächer kicherte und eine Sache sagte und dabei eine andere meinte. Er wollte diese Frau mit dem sonnigen Gemüt, die sich um jeden in ihrem Haushalt kümmerte, und das mit einer Freundlichkeit, die selbst noch die sauertöpfischste ihrer Mägde zum Lächeln brachte. Er wollte die Frau, deren fröhliche Worte die Bediensteten besänftigten, das Herz ihres mürrischen Großvaters erquickten und in ihm, Gabe, die Sehnsucht weckten, sie noch einmal zu schmecken und zu berühren und sie seufzend vor Lust in seinen Armen zu halten.
    Es hatte keinen Sinn mehr, es zu leugnen: Er begehrte sie so sehr, dass er nicht mehr klar denken konnte. Jetzt wusste er, wie sich die verdammten Hengste fühlten, wenn sie eine rossige Stute rochen. Während der letzten Woche hatte sie nichts weiter zu tun gebraucht, als ihm ab und zu ein Lächeln zuzuwerfen, und sein Blut war in Wallung geraten. Der Gedanke, dass sie ihn jetzt abweisen könnte …
    Nein, das würde er nicht zulassen. Er musste ihr begreiflich machen, dass die Vergangenheit keine Rolle spielte, dass sie von vorne anfangen konnten. Aber das würde ihm nicht

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