Eine Lady zu gewinnen ...
würde, sie musste die Wahrheit erfahren. Vorher gab es keine gemeinsame Zukunft für sie.
13
Am Spätnachmittag des folgenden Tages war Virginia, einen irdenen Krug mit Ale in der Hand, auf dem Weg zum Stall. Sie hoffte, Gabriel noch einmal zu sehen, bevor er nach Halstead Hall aufbrach. Seit ihrem Zusammensein auf dem Heuboden hatten sie keine Gelegenheit mehr gehabt, allein miteinander zu sein. Poppy oder einer der Stallburschen waren immer in der Nähe gewesen.
Als sie den Stall betrat, saßen Poppy und die anderen auf einer Bank und reinigten ihre Stiefel, während Gabriel Zaumzeug verstaute. Er sah auf, als sie hereinkam, und das warme Lächeln, das er ihr zuwarf, jagte ein Kribbeln durch ihren ganzen Körper.
Sie hatte die ganze letzte Nacht damit verbracht, sich jeden einzelnen Augenblick ihres Tête-à-Tête im Stall immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, und jetzt fiel es ihr schwer, nicht zu erröten, als sein Blick an ihrem Körper hinabglitt.
Als ob er direkt durch deine Kleider hindurchsehen kann.
Nun wusste sie, was Poppy damit gemeint hatte. Und sie konnte sich gut vorstellen, Gabriels Frau zu sein und die Dinge, die sie gestern getan hatten, tun zu können, wann immer sie wollten.
Genau deshalb musste sie jetzt unbedingt mit ihm sprechen. Die Schutzwälle um ihr Herz zerbröckelten mit jedem Tag, den er in ihrer Nähe war, ein bisschen mehr.
Sie ging zu ihm hinüber, um ihm einen Becher Ale zu reichen, und als er ihn entgegennahm, streifte seine Hand ihre Finger. Der vielsagende Blick, den er ihr zuwarf, ließ keinen Zweifel daran, dass es nicht versehentlich geschehen war. Diesmal konnte sie die Röte, die ihr in die Wangen stieg, nicht unterdrücken. Als er darauf reagierte, indem er ihr zuzwinkerte, stockte ihr der Atem. Ihr Puls schnellte in die Höhe, und ihr Magen vollführte seltsame kleine Sprünge, die jeden klaren Gedanken verhinderten. Wenn sie nicht aufpasste, würde Poppy etwas merken.
»Dieses Ale ist köstlich.« Gabriel schlürfte das Bier mit einer provozierenden Sinnlichkeit, dass ihr das Blut in den Ohren rauschte. »Haben Sie es selbst gebraut?«
»Leider nein.« Sie sah kurz zu Poppy hinüber, aber glücklicherweise schien er nicht zu bemerken, wie Gabriel sie ansah. »Ich habe mich eine Zeit lang am Brauen versucht, aber nicht viel Erfolg dabei gehabt.«
»Schmeckte wie Spülwasser, ungelogen«, warf Hob, einer der Stallburschen, ein.
Sie warf ihm einen verdrossenen Blick zu, obwohl er recht hatte.
»Vielleicht könnte meine Schwägerin Ihnen behilflich sein«, sagte Gabriel. »Sie ist Brauerin, müssen Sie wissen.«
»Wenn sie ein einfaches Rezept hat, nach dem ich mich richten kann«, sagte Virginia, »wäre ich dankbar dafür.«
»Und wir auch«, sagte Hob.
Gabriel warf dem Stallburschen einen wütenden Blick zu. »Ja, weil es nicht reicht, dass Miss Waverly dafür sorgt, dass ihr ordentlich zu essen bekommt und eure Wehwehchen versorgt werden. Sie soll auch noch ein gutes Dünnbier brauen, was?«
Als Hob mürrisch die Schultern zuckte, lächelte Virginia Gabe dankbar zu. Dass er sie so unerwartet in Schutz nahm, berührte sie tief.
Aber auch Poppy wurde aufmerksam. Er blickte misstrauisch zu ihr und Gabriel hinüber. »Sharpe, glauben Sie, Sie schaffen es, morgen früher als gewöhnlich herzukommen?«
Gabriel versteifte sich. »Warum?«
»Morgen ist Pferdemarkt in Langsford. Ich will dort ein paar Jährlinge verkaufen. Die Stallburschen und ich werden alle Hände voll zu tun haben. Wir brechen nicht vor neun Uhr auf, aber ich könnte Hilfe gebrauchen, die Pferde fertig zu machen.«
»Es tut mir leid. Das geht nicht.«
Poppy lehnte sich zufrieden auf der Bank zurück. »Ich hätte es wissen müssen. Ihr jungen Kerle wollt euch am Freitagabend in der Stadt amüsieren, Kartenspielen und Saufen. Da fällt es schwer, samstags früh aus den Federn zu kommen.«
Virginia warf ihrem Großvater einen wütenden Blick zu und ging hinüber zu den beiden Stallburschen, um ihnen Ale einzuschenken.
»Das ist nicht der Grund.« Ein gereizter Unterton lag in Gabriels Stimme. »Eigentlich hatte ich vor, morgen gar nicht zu kommen.«
»Also sind Sie die harte Arbeit doch leid geworden und wollen Ihr kleines Abenteuer beenden?«
»Keineswegs.« Gabriel stürzte mit finsterer Miene sein Ale hinunter. »Ich habe eine schon länger feststehende Verabredung.«
»Dann kommen Sie vor Ihrer Verabredung für ein paar Stunden her.«
»Poppy«, fuhr Virginia dazwischen, »seine
Weitere Kostenlose Bücher