Eine Lady zu gewinnen ...
Chance.«
»Für mich ist es die einzige.«
»Gabriel …«
»Ich werde nicht über jene Nacht sprechen!«, stieß er hervor. »Weder jetzt noch später. Und wenn Sie das nicht akzeptieren können, lassen Sie mir keine andere Wahl, als meine Werbung zurückzuziehen.«
Noch vor einer Woche hätte sie ihm ohne mit der Wimper zu zucken gesagt, er solle sich seine Werbung an den Hut stecken und sich damit in Richtung Ealing aus dem Staub machen. Aber vor einer Woche kannte sie ihn auch noch nicht.
Ja, er konnte unbesonnen und wild sein, aber er konnte auch Verantwortung übernehmen. Er arbeitete hart, er hatte sich problemlos in das Leben auf der Farm eingefügt, und er hatte es fertiggebracht, in ihr den Wunsch nach einer Zukunft zu wecken. Einer echten Zukunft, nicht einer, die von Pierces Großzügigkeit abhing oder davon, dass Poppy steinalt werden würde.
Vor allem aber verstand er sie, wie niemand anders auf der Welt sie verstand. Er verstand die Ruhelosigkeit in ihrer Seele. Und obwohl ihre Vernunft ihr sagte, dass das kein guter Grund war, seiner Werbung wohlwollend gegenüberzustehen, sagten ihr Herz und ihr Körper etwas anderes.
Wenn er sich doch nur als so unausstehlich und kaltherzig herausgestellt hätte, wie sie angenommen hatte. Aber er hatte unermüdlich gearbeitet, ohne dafür Lob oder Dank zu erwarten. Er hatte mit den Stallburschen gescherzt und Poppys Missmut mit einem Lachen hingenommen. Doch jetzt erkannte sie, dass es nur eine Maske gewesen war, unter der er die tiefe Traurigkeit in seinem Inneren verbarg.
Und diese tiefe Traurigkeit konnte ihr beider Leben vergiften, wenn es ihm nicht gelang, sie zu überwinden.
»Ich weiß nicht, ob ich Ihre Weigerung, über das Rennen gegen Roger zu sprechen, akzeptieren kann«, sagte sie. »Ich weiß nicht einmal, ob es richtig wäre, sie zu akzeptieren.«
»Gut.« Er straffte die Schultern, als ob er sich gegen einen Schlag wappnen müsste. »Ich erkläre hiermit, dass Sie Ihre Wettschuld beglichen haben. Sie müssen nicht mehr weitermachen.«
Er wandte sich ab, als wollte er die Lichtung verlassen, doch sie rief ihm nach: »Geben Sie mir wenigstens Zeit, darüber nachzudenken.«
Er blieb stehen. »Ich werde meine Meinung nicht ändern.«
Vielleicht nicht sofort. Aber wenn es ihr gelang, sein Vertrauen zu gewinnen, wenn er ihr sein Herz öffnete …
Sein Herz?
War es das, was sie wollte? Gabriels Herz?
Wenn ja, dann war sie verrückt. Gabriels Herz war in der Vergangenheit gefangen. Es zu befreien und wieder für die Zukunft zu öffnen war eine Herkulesaufgabe. Ihr eigenes Herz könnte daran zerbrechen.
Aber die Chance, ihn für sich zu gewinnen, war das Risiko vielleicht wert. Wenn sie stark genug war, seinen Geheimnissen ins Gesicht zu sehen. Doch solange sie seine Geheimnisse nicht kannte, wusste sie auch nicht, ob sie stark genug dafür war.
Sie holte ihn ein und legte ihre Hand auf seinen Arm. »Kommen Sie am Montag wieder. Dann habe ich Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Einverstanden?«
Er sah hinab auf ihre Hand, dann in ihre Augen. In seinem Blick stritten Hoffnung und Misstrauen miteinander. »Sie sind eine äußerst starrköpfige Frau«, sagte er zögernd.
»Seltsame Worte für einen Mann, dessen Starrköpfigkeit geradezu sprichwörtlich ist«, neckte sie ihn.
Seine Züge entspannten. »Wohl wahr.«
Sie blickte zum Himmel auf. »Und wo wir gerade von starrköpfigen Männern sprechen, wir sollten schnellstens zurückfahren, sonst wird Poppy Sie für immer von Waverly Farm verbannen.«
Als sie sich auf den Weg machen wollte, packte Gabriel sie um die Taille und zog sie an sich, um ihr einen ungestümen Kuss zu geben, der nicht weniger überwältigend war als ein wunderschöner Sonnenuntergang. Für einen Moment ließ sie ihn gewähren. Es fühlte sich einfach zu gut an, wieder in seinen Armen zu liegen. Es war so leicht zu vergessen, dass er sie nur körperlich begehrte. Als er von ihr abließ, drehte sich alles um sie herum.
»Bitte sehr«, sagte er, und sein Blick glühte. »Das sollte Ihnen bei Ihrer Entscheidung helfen, ob Sie meine Werbung annehmen.«
Dann schlenderte er in Richtung Straße, so als hätte er sie nicht gerade bis zur Besinnungslosigkeit geküsst.
Grundgütiger, sie saß wirklich tief in der Tinte. Dieser Mann hatte ihr schon so sehr den Kopf verdreht, dass sie nicht mehr wusste, wo oben oder unten war. Ihr fiel nur eine einzige Möglichkeit ein, aus diesem Schlamassel herauszukommen: Sie musste die
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