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Eine lange dunkle Nacht

Eine lange dunkle Nacht

Titel: Eine lange dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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alles hören, das du je geschrieben hast. Aber eins, ich kann dir jetzt schon sagen, du hast den Job. Du wirst dienstags und donnerstags auftreten. Normalerweise sind das die beiden ruhigsten Abende sowohl was den Zuschauerandrang als auch die Musik betrifft. Sobald du ein paar Erfahrungen gesammelt hast, versuchen wir es an einem Freitag oder Samstag, nur um zu sehen, wie es läuft. An Wochenenden ist hier die Hölle los. Wie hört sich das an?«
    Teresa strahlte übers ganze Gesicht. »Wunderbar.« Sie wußte, an diesen Moment und an dieses Gefühl würde sie sich noch lange erinnern. Denn es war ein Gefühl, das sie noch nie zuvor erlebt hatte, außer vielleicht, als Bill sie zum ersten Mal in den Arm genommen hatte. Sie schaute von der Bühne zu ihm hinunter und sah, wie sehr er sich für sie freute. Es stimmte: Er hatte das alles erst möglich gemacht. Sie konnte sich nicht vorstellen, ihn mehr zu lieben, als in diesem Augenblick.
    »Es hört sich einfach wunderbar an.«
     
    Auf ihren eigenen Wunsch hin fand ihr erster Auftritt erst zwei Wochen später statt. Sie wollte vorher noch üben und zusehen, daß wirklich alles stimmte. Zu ihrer Überraschung hatte Mr. Gracione nichts dagegen, wenn sie zweimal am Abend die gleichen Songs spielte – sie hatte zwei Auftritte pro Abend, um acht und um zehn, und jeder sollte jeweils eine Dreiviertelstunde dauern. Natürlich ging Mr. Gracione kein Risiko mit ihr ein; er hatte noch zwei weitere Musiker für den Abend engagiert.
    Zu ihrer Freude fand Teresa heraus, daß Mr. Gracione ein intelligenter und sensibler Mensch war, der immer gute Laune hatte. Er liebte nichts mehr, als einen Club zu besitzen, in dem sich die Leute gut amüsieren konnten. Er erzählte ihr, daß es nicht schlimm wäre, wenn sie ihren ersten Auftritt in den Sand setzte; er würde sie deswegen nicht gleich feuern.
    Merkwürdigerweise, oder vielleicht war es auch gar nicht so merkwürdig, traf sie sich immer seltener mit Bill, während sie für ihren ersten Auftritt probte. Mit ihm in einem Raum zusammenzusitzen und zu üben funktionierte nicht. Sie war dann unkonzentriert und quatschte die ganze Zeit mit ihm. Und offengestanden verstand er auch nicht allzuviel von Musik. Er machte ständig Verbesserungsvorschläge, wollte hier einen Akkord ändern, dort eine Textzeile rausnehmen und gegen eine selbstgeschriebene ersetzen – die Liste seiner Vorschläge war endlos. Grundsätzlich hatte sie nichts dagegen, wenn er seine Ideen einbringen wollte, aber sie taugten einfach nichts.
    Ihm das beizubringen, ohne seine Gefühle zu verletzen, war ziemlich heikel, aber irgendwie bekam sie das hin.
    Ihren Eltern von ihrem neuen Job zu erzählen, erwies sich als das erwartete Desaster. Zuerst sagte sie es ihrem Vater, darauf hoffend, er würde ihre Mutter überzeugen, daß es eine tolle Sache sei und nicht das Ende der Welt bedeutete. Ihr Vater reagierte komisch – fast gar nicht. Ihre Mutter hingegen schluckte die Sache lange nicht so leicht. Sofort fing das Gezeter an. Ob sie denn völlig durchgedreht sei? Wie sie darauf käme, zweimal wöchentlich ans andere Ende der Stadt fahren zu dürfen – mitten in der Nacht – einfach weil sie Lust darauf hätte? In dem Auto, das sie ihr geschenkt hatten? Und überhaupt, wer glaubte sie eigentlich zu sein? Madonna? Welche Lieder sie denn spielen wolle? Wieso wußten sie nichts von diesen Liedern? Wieso hatte sie Geheimnisse vor ihnen? Was gab es noch, das sie nicht wußten? Und wer hatte ihr dieses Hirngespinst überhaupt in den Kopf gesetzt? Bill? Natürlich, es mußte dieser Bill gewesen sein. Sie sollte sich sowieso nicht so oft mit diesem Jungen treffen. Er wollte eh bloß das eine. Wie alle Jungen.
    Mein Gott.
    Doch ihre Mutter beruhigte sich, als sie erfuhr, wieviel Geld Teresa im Summit verdienen konnte. Einen Teil der Einnahmen, sagst du?... Wieviel ist das?... Hmmm, klingt, als würden sie dich übervorteilen, Liebes... Nun, wir werden es uns überlegen.
    Schließlich gaben sie ihr Okay. Aber sie müsse von nun an ihre Klamotten selbst bezahlen, sagten sie, und das Benzin auch (was sie sowieso längst tat).
    Dann war da noch Rene Le Roe, Teresas beste Freundin. Seitdem Teresa mit Bill zusammen war, hatte sie sich nur selten mit Rene getroffen, und jetzt, wo sie selbst Bill kaum zu Gesicht bekam, traf sie sich überhaupt nicht mehr mit ihr. Sie kannten sich schon seit einer Ewigkeit, und bevor Bill und mit ihm die Idee von Starruhm in Teresas Leben getreten war,

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