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Eine lange dunkle Nacht

Eine lange dunkle Nacht

Titel: Eine lange dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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reichte seinem Stiefvater, um John einen Versager, einen idiotischen Schläger und einen Taugenichts zu nennen, der es nie zu etwas bringen würde. Daraufhin zertrümmerte John ihm das Nasenbein. Der Jugendknast hatte bei John nichts bewirkt. Nun, wenn man seinem Stiefvater die Nase gebrochen hat, kann man nur schwer zu Hause wohnen bleiben. An seinem ersten Tag in Freiheit, noch bevor die Sonne untergegangen war, fand sich John auf der Straße wieder.
    Er kannte nicht allzu viele Leute, aber ein paar Kumpels hatte er schon. Für einige Tage kam er bei ihnen unter. Und er brauchte dringend einen Job. Auf seinen alten an der Tankstelle hatte er keinen Bock mehr. Er wollte einen echten Neuanfang, wollte sich jeglichen Ärger vom Leibe halten und Millionär werden, damit er niemandem mehr in den Arsch kriechen mußte. Mit neunzehn war John es bereits leid, für andere den Rücken krumm machen zu müssen.
    Er fand Arbeit in einer Bäckerei. Keine kleine Backstube, nein, es war die Brotfabrik einer der größten Lebensmittelketten an der Westküste. Die Fabrikhalle war gigantisch – so groß wie mehrere Fußballfelder. Selbst aus einem Kilometer Entfernung konnte man noch den Backteig riechen. Man konnte dort nicht arbeiten, ohne nach Hefe zu stinken. Außerdem war es tierisch heiß – nie unter vierzig Grad. Doch der Job hatte auch seine positiven Seiten. Erstens war es ein gewerkschaftlich organisierter Job, und die Bezahlung war dementsprechend gut. Zweitens konnte er nachts arbeiten, wodurch er den Tag für sich hatte.
    Die Arbeit war einfach. John war für fünf Maschinen zuständig, in denen diverse Brote, Brötchen, Pfannkuchen und dergleichen mehr automatisch verpackt wurden. Seine Aufgabe war, die Maschinen auseinanderzunehmen und zu reinigen. Sie verstopften ziemlich schnell. Johns Vorgänger bei dem Job mußte ein totaler Schwachkopf gewesen sein. Der Boß – Typer – meinte, man solle sich den Arsch abarbeiten, dann würde man alle fünf Maschinen in acht Stunden reinigen können. Wie gesagt, John kannte sich mit Maschinen bestens aus. Er machte den Job erst seit zwei Wochen, als er alle fünf in der Rekordzeit von drei Stunden schaffte! Das hieß, er konnte fünf Stunden rumhängen und nichts tun oder – falls Kollegen in der Nähe waren – vorgeben, er sei schwer beschäftigt.
    Ich sagte es bereits, die Fabrik war gigantisch. Im Obergeschoß gab es einen Duschraum, der jedoch so gut wie nie benutzt wurde. Dem Architekten, der das Gebäude geplant hatte, war eins nicht klar gewesen: Ein Arbeiter wollte nach Schichtende nur so schnell wie möglich abhauen. Duschen konnte man schließlich auch zu Hause. John fing abends um elf Uhr an, und gegen zwei Uhr morgens funkelten seine Maschinen wie neu. Wenn möglich ging er dann nach oben zu den Duschen, suchte sich eine ruhige Ecke und las, hörte Musik oder machte ein Nickerchen. Sicher, ab und zu wurde er von einem der Nachtwächter erwischt, doch denen war's egal. Genau gesagt, sie bewunderten jemanden, der seinen Job ruckzuck erledigen und den Rest der Zeit freimachen konnte.
    Anfangs hatte es John gut in der Fabrik. Abgesehen von seinem Job entwickelten sich die Dinge allerdings nicht so erfreulich. Er nahm eine kleine Wohnung in einem heruntergekommenen Bezirk, was okay war. Es kümmerte ihn nicht, wo er wohnte, solange ihm nur niemand Vorschriften machte. Aber in jener Zeit begann ihm zu dämmern, daß sein Chemielehrer tatsächlich alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um John den Zugang an eine vernünftige Universität zu verbauen. Also, John hatte vorgehabt, einige Monate hart zu arbeiten, Geld zu sparen und dann mit dem Studium zu beginnen. Als erstes versuchte er es an der Universität von San Francisco, die nicht weit von Berkeley entfernt war. Er ging davon aus, daß er Candy so oft sehen konnte, wie er wollte. Echt, er hatte sie nicht einmal angerufen, plante jedoch schon, wie er die nächsten vier Jahre mit ihr verbringen würde – oder wie lange auch immer ihr Studium dauern würde.
    Die Universität schickte ihm ein lapidares Ablehnungsschreiben. Er bewarb sich an der U.C. Santa Cruz – ebenfalls eine Uni in der Nähe von Berkeley. Wieder wurde er abgelehnt – was ihn stutzig machte. Er forschte ein bißchen nach und fand heraus, daß Mr. Sims nicht nur alle Universitäten in Kalifornien angeschrieben hatte, sondern auch alle staatlichen im ganzen Land. John war fassungslos. Alles, was ihm blieb, waren ein paar lausige Junior

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