Eine lange dunkle Nacht
Er könnte sogar AIDS haben.
Mein Freund kann kein AIDS haben.
Bill holte sie und Rene bei Teresa ab. Rene war schon früher vorbeigekommen. Dann fuhren sie zu Alf. Er hatte sich richtig schick gemacht; Teresa hatte ihm gesagt, daß Rene auf schicke Klamotten stünde. Alf war bester Laune. Er aß am liebsten saftige Steaks, und sie hatten einen Tisch in einem Restaurant reserviert, das für die besten Steaks in der Gegend bekannt war. Alf war überglücklich, Rene endlich kennenzulernen. Das Problem war Bill, der. irgendwie verstimmt schien, doch Teresa glaubte, seine Laune würde sich im Laufe des Abends bessern.
Anfangs quatschte fast nur Teresa, obwohl sie vom Donnerstag noch immer ein wenig heiser war. Im Restaurant angekommen, tat Alf sein bestes, sich ins Gespräch einzumischen. Aber das einzige, worüber er Bescheid wußte, war Sport, und er befand sich in Gesellschaft von Bücherwürmern. Bill fing an, über Astronomie zu sprechen, und Alf beging den verhängnisvollen Fehler zu fragen, ob denn die Sonne auf der anderen Seite der Erde genauso hell schien wie in Kalifornien. Bill antwortete nicht; er starrte Alf nur fassungslos an; Alf seinerseits war zu dumm, um zu wissen, wie dumm er war. Rene saß die meiste Zeit mit gesenktem Blick da. Teresa wußte nicht, was sie tun sollte. Es schien, als wären Alf und Rene doch nicht füreinander bestimmt.
Der Ärger begann auf dem Weg ins Kino. Bill wendete mitten auf der Straße, was absolut verboten war, und innerhalb weniger Sekunden hatten sie die Polizei im Nacken. Bill fluchte und fuhr an den Straßenrand. Der Polizist stieg aus seinem Wagen und verpaßte Bill einen Strafzettel. Bill fluchte noch immer wie ein Rohrspatz, als sie sich wieder Richtung Kino in Bewegung setzten.
»Die Bullen in dieser Stadt sind alle nur hirnlose Versager«, raunzte er. »Bulle wird man doch nur, weil man für andere Berufe zu blöd ist.«
»Sie tun doch nur ihr Bestes«, warf Alf ein.
»Wie bitte?« fragte Bill. Er saß zusammen mit Teresa vorne. Alf und Rene saßen hinten, allerdings so weit auseinander, daß man meinen konnte, sie haßten sich wie der Teufel das Weihwasser.
»Nicht jeder Polizist ist ein Versager«, meinte Alf. »Willst du damit sagen, ich hätte den Strafzettel zu Recht bekommen, oder was?« fragte Bill zornig.
»Auf dem Schild stand ›Wenden verboten‹«, sagte Alf.
»Auf welchem Schild?« fragte Bill.
»Doch, Bill, da war ein Schild«, sagte Teresa so sanft sie konnte. »Du hast's übersehen. Ist doch egal.«
»Wieso stellst du dich auf seine Seite?« fragte Bill. »Seit wann hast du was für Bullen übrig? Du hast doch gemeint, du könntest Bullen nicht ausstehen.«
»Ich habe nichts gegen Polizisten«, entgegnete sie. Das stimmte, aber was er gesagt hatte, stimmte ebenfalls. Bill war dabei gewesen, als sie von einer Streife angehalten und ermahnt worden war, schleunigst ihr Rücklicht reparieren zu lassen. Aber jetzt wollte sie das Thema wechseln, und zwar so schnell wie möglich...
»Mein Vater ist Polizist«, sagte Alf leise.
Einen Moment lang verschlug es Bill die Sprache. »Äh, nun, ich schätze, dein alter Herr hätte mir für eine solche Lappalie keinen Strafzettel verpaßt.«
»Ich weiß nicht«, sagte Alf.
»Was weißt du überhaupt?« fragte Bill zynisch. Alf sagte nichts, und Bill fuhr fort: »Von Astronomie hast du jedenfalls keinen blassen Schimmer, soviel steht fest. Was interessiert dich, Alf? Ich meine, außer Football.«
»Baseball und Basketball.«
Mit Mühe verkniff sich Bill ein Lachen. »Toll, das ist ja echt toll. Was hältst du davon, Rene?«
»Ich interessiere mich nicht für Sport, außer für Reiten«, sagte Rene.
Alf schien interessiert oder tat jedenfalls so. »Hast du ein Pferd?« fragte er sie.
»Zwei«, antwortete Rene. »Ich gehe fast jeden Tag reiten.«
»Super«, sagte Alf. »Hier nicht links abbiegen, Bill. Sonst kriegst du wieder einen Strafzettel.«
Unvermittelt fuhr Bill an den Straßenrand. Er stellte den Motor ab und schloß für einen Moment seine Augen. Teresa berührte seinen Arm, sagte aber nichts. Sie hatte ihn noch nie so sauer erlebt. Er atmete mehrmals tief durch, bevor er seine Augen wieder aufmachte.
»Rene«, sagte Bill. »Amüsierst du dich?«
»Geht so«, murmelte Rene.
»Und du, Alf, amüsierst du dich?« fragte Bill weiter.
»Ich würde mich gerne amüsieren«, sagte Alf. »Aber anscheinend gehe ich dir auf die Nerven, und das tut mir echt leid.«
Bill nickte. »Stimmt, du
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