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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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jeder die gemeinschaftlichen Ölflaschen benutzen konnte, waren Bedienstete nicht erforderlich. Putzleute würden die Böden am frühen Morgen und vielleicht von Zeit zu Zeit während des Tages aufwischen. Die Handtücher würden aufgefüllt werden. Um diese Zeit war normalerweise keiner der Dienstboten da.
    In den umschlossenen Räumen mit ihren dicken Wänden war es still. Kein Spritzen von Schöpfkellen oder Klatschen von Masseurfäusten störte die tödliche Stille. Ich schaute zum Schwimmbecken links vom Eingang. Das Wasser schimmerte mit leichter Bewegung, aber nicht genug, um plätschernde Geräusche zu erzeugen. Um den Beckenrand gab es keine feuchten Fußspuren.
    Cyprianus hatte mir gesagt, wo ich nachschauen sollte. Ich musste zum heißesten Dampfraum. Vorsichtig durchquerte ich in meinen lederbesohlten Stiefeln den ersten Raum, betrat den zweiten und überprüfte dann das große quadratische Tepidarium mit dem Tauchbecken. Gerüche von Reinigungsmitteln und Körperölen hingen in der Luft, aber der Raum hatte sich abzukühlen begonnen, und die Gerüche wurden bereits schwächer. Ein liegen gelassener Knochenstrigilis fiel mir ins Auge, aber ich meinte den schon vorher hier gesehen zu haben.
    Nichts wirkte ungewöhnlich. Alles war so, wie es schon jeder Spätankömmling in einem kommerziellen Badehaus erlebt hat, wo die Kartenverkäuferin bereits fort ist und sich das heiße Wasser abgekühlt hat. Und die meisten Privatbäder würden genauso wie dies hier sein, nachdem der Heizer zum Essen gegangen ist. Man konnte sich beeilen und am Ende trotzdem sauber sein, aber es war keine rechte Wohltat für die Knochen.
    Selbst in der ansteigenden Hitze der Schwitzräume wurden der Boden und die Heizröhren allmählich kühler, obwohl nackte Füße wahrscheinlich immer noch den Schutz holzbesohlter Pantoffeln brauchen würden. Ich betrat den dritten Dampfraum. Die Leiche lag auf dem Boden. Keine Lebenszeichen waren zu entdecken. Cyprianus hatte Recht gehabt.
    Etwa zu dem Zeitpunkt, als ich die Leiche fand, hörte ich Geräusche. Jemand hinter mir in den Außenbereichen öffnete jetzt schwere Türen, um die Innenräume abkühlen zu lassen. Sehr vernünftig. Schweiß brach mir aus allen Poren aus. Voll bekleidet, fühlte ich mich feucht und unglücklich. Meine Konzentration ließ nach, wo ich doch hellwach sein musste. Ich legte mein Schwert ab und wischte mir mit dem Arm grob über das Gesicht.
    Mach dir Notizen, Falco.
    Ich hatte weder eine Wachstafel noch einen Stilus dabei, aber das Gedächtnis war stets mein bestes Hilfsmittel. Ach, zum Hades, ich sehe die Szene heute immer noch vor mir. Pomponius lag mit dem Gesicht nach unten. Sein Haar war feucht, aber die Farbe und der auffällige Stil seiner Frisur machten ihn erkennbar. Er lag etwas verdreht, halb auf der linken Seite, das Gesicht von mir abgewandt. Seine Knie waren leicht angewinkelt, sodass die Haltung einem Bogen entsprach. Ein Arm, der linke, lag unter ihm.
    Jemand mit schlechten Augen hätte annehmen können, er sei ohnmächtig geworden. Ich entdeckte sofort, dass eine sehr dünne Schnur eng um seinen Hals gewunden war. Mehrmals. Ein loses Ende hatte sich unter seinem rechten Arm verfangen und schlängelte sich von dort aus über den Boden auf mich zu, als ich nahe bei seinen Füßen stand. Er trug Badepantoffeln. Bei einem Kampf wären sie ihm wahrscheinlich runtergerutscht. Ein Tuch zum Bedecken seiner edelsten Teile war um seinen Körper geschlungen, zwar etwas gelockert, aber immer noch mehr oder weniger dort, wo es hingehörte.
    Nahe seines Kopfes hatte sich eine kleine Pfütze blassen, wässrigen Blutes gesammelt. Der entsetzte Cyprianus hatte mich darauf vorbereitet. Er hatte die Leiche angehoben und sie umdrehen wollen, doch erschreckt von dem, was er sah, hatte er sie wieder fallen lassen.
    Ich machte mich darauf gefasst, stemmte meinen Fuß gegen die Wirbelsäule des Toten, um ihn daran zu hindern, über den Boden zu rutschen, und zog fest an seinem oberen Arm. Er war rutschig vor Schweiß, Dampf und Öl, also musste ich meinen Griff ändern und das Handgelenk fester packen. Mit einer einzigen kräftigen Bewegung hievte ich ihn herum auf den Rücken.
    Erst dann schaute ich hin. Eines seiner Augen war ausgestochen. Ich trat einen Schritt zurück. Es gelang mir, nicht zu würgen, aber meine Hand legte sich unwillkürlich über meinen Mund.
    Cyprianus war jetzt hinter mir hereingekommen. Er hatte Handtücher mitgebracht, damit wir uns den

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