Eine Leiche im Badehaus
strömenden Schweiß vom Gesicht wischen konnten.
»Grausig … die Sache mit dem Auge.«
»Man hat auch auf ihn eingestochen.« Meine Stimme klang dumpf. Vielleicht lag das an der Akustik hier drin. »Vermutlich ist Ihnen das nicht aufgefallen.«
»Nein«, gab er zu. »Ich bin einfach weggerannt.«
In der Kehle und auf dem nackten Torso befanden sich Stichwunden, zugefügt mit etwas, das äußerst kleine Eintritts- und Austrittslöcher hinterließ. Cyprianus verzog das Gesicht. »Was verursacht solche Wunden?«
»Es ist seltsam. Haben fast die Größe einer langen Haarnadel. Könnte eine Frau dafür verantwortlich sein?«, überlegte ich laut und schaute mich nach Inspirationen um. Die Waffe befand sich nicht mehr im Raum. Nur wenig Blut war ausgetreten. Diese Wunden konnten auch nach dem Tod zugefügt worden sein.
Eine Haarnadel? Würde eine Frau genug Kraft haben, Pomponius zu erwürgen, anscheinend ohne dass er sich gewehrt hatte? Das Handtuch, das er sich um die Mitte geschlungen haben musste, während er im Dampf saß, war das übliche nutzlose Ding, das man alle fünf Minuten wieder befestigen musste. Es wäre sofort runtergerutscht, wenn er etwas Energisches gemacht hätte, selbst wenn er versucht hätte, sich rasch umzudrehen. Konnte man es ihm nach der Ermordung wieder umgelegt haben? Wahrscheinlich nicht. Es lag nicht einfach nur auf der Leiche. Bevor ich sie bewegte, und obwohl Cyprianus einen Versuch gemacht hatte, war das Leinentuch noch direkt unter den Hüften um den Leib gewickelt.
Die Strangulierung hatte ihn umgebracht, dessen war ich mir sicher. Entweder war jemand unerwartet von hinten an ihn herangetreten, oder er hatte entspannt in der »gefahrlosen« Anwesenheit eines Bekannten gesessen. Die meisten Menschen sitzen in Dampfräumen auf den Seitenbänken, das Gesicht dem Raum zugewandt, den Rücken an der Wand. Also war ein von hinten Herantreten eher unwahrscheinlich.
Angenommen, es war so: Pomponius, der die normale Abfolge einhielt, war im heißesten Raum angekommen. Nach einem schweren Tag, an dem er mich und andere auf die Palme gebracht hatte, war er schlaff und träge. Jemand, den er vielleicht nicht mochte, aber kannte, kam herein, setzte sich ziemlich nahe, möglicherweise neben ihn. Wenn derjenige eine große Waffe dabei gehabt hätte, dann hätte Pomponius sie gesehen. Daher hatte der Mörder eine Schnur, eventuell zusammengerollt in der Hand, und eine kleine Stichwaffe, ebenfalls versteckt. Er nahm die Schnur und schlang sie sehr schnell um den Hals des Architekten, wofür er wahrscheinlich aufgestanden war. Er war stark genug, um ihn still zu halten. (Oder er hatte vielleicht Hilfe, doch an Pomponius’ Armen waren keine Blutergüsse zu sehen.) Der Architekt hörte auf zu atmen. Um sicherzugehen – oder als weitere Vergeltung –, hieb der Mörder auf ihn ein und stach ihm das Auge aus. Das Auge konnte mit derselben Stichwaffe ausgestochen worden sein, hineingestoßen und dann kreisförmig gedreht, wie man eine Auster ausschält. Schließlich ließ er die Leiche auf den Boden gleiten. Ich schätzte, dass das alles sehr schnell gegangen war.
Es konnte auch mehr als ein Angreifer gewesen sein. Zu beiden Seiten von ihm? Ein wenig zu bedrohlich, als sie ihre Plätze einnahmen. Vielleicht so: Einer saß neben ihm, der andere etwas entfernt. Der neben ihm hatte die Schnur. Der zweite sprang hinzu, als es losging. Er hatte vielleicht die versteckte haarnadelartige Stichwaffe.
Ich beugte mich vor und brachte mich dazu, die Schnur abzuwickeln, ruckte sie aus dem Fleisch, in das sie sich so grausam eingegraben hatte. Jemand hatte sie wirklich fest zugezogen. Einmal rum und anziehen, noch mal rum und anziehen … Wenn Pomponius entspannt im Dampf gesessen hatte, wie viele es tun, vorgebeugt mit den Ellbogen auf den Knien und den Kopf gesenkt, war es einfach gewesen, ihn zu erdrosseln. Vor allem, wenn er es nicht erwartet hatte. Die beiden Enden der Schnur hatten zu seiner Linken gelegen, als hätte der Mörder ihn von der Seite angegriffen.
Als ich die Schnur ganz abgewickelt hatte, fand ich zwei kleine Knoten darin. Sie waren sehr alt, vor so langer Zeit geknüpft, dass sie jetzt stabil und unmöglich aufzuknoten waren. Die Schnur bestand aus festem, eng zusammengedrehtem Material und ließ sich nicht dehnen. Sie schien gewachst zu sein und war schwarz vor uraltem Dreck. Die beiden freien Enden waren zu kleinen Schlingen gebunden.
Während ich mich vorbeugte, hatte ich bemerkt,
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